Verdammnis
Björck war beunruhigt. Das Treffen mit Mikael Blomkvist hatte ihn völlig erschöpft. Sein Rücken tat schlimmer weh als je zuvor. Nachdem er drei Schmerztabletten genommen hatte, musste er sich aufs Wohnzimmersofa legen. In seinem Kopf kreisten immer wieder dieselben Gedanken. Nach einer Stunde stand er auf, machte sich Tee, setzte sich an den Küchentisch und grübelte.
Konnte er sich auf Mikael Blomkvist verlassen? Er hatte seine Karten ausgespielt und war dem Journalisten nun auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Aber die wichtigste Information hatte er noch zurückgehalten. Zalas Identität und seine tatsächliche Rolle. Eine entscheidende Karte, die er da noch im Ärmel hatte.
Wie zum Teufel war er nur hier hineingeraten? Er war kein Verbrecher. Er hatte doch nur ein paar Nutten bezahlt, das war alles. Schließlich war er Junggeselle. Diese verdammte 16-Jährige hatte nicht mal so getan, als würde sie ihn mögen. Sie hatte ihn mit Ekel angesehen.
Verdammte Fotze. Wenn sie wenigstens über 20 gewesen wäre, würde es jetzt nicht so übel für ihn aussehen. Die Medien würden ihn massakrieren, wenn das irgendwie durchsickerte. Blomkvist verachtete ihn ebenfalls. Er versuchte ja nicht einmal, es zu verbergen.
Zalatschenko.
Ein Zuhälter. Was für eine Ironie des Schicksals. Er hatte mit Zalatschenkos Nutten gevögelt. Obwohl Zalatschenko schlau genug war, sich im Hintergrund zu halten.
Bjurman und Salander.
Und Blomkvist.
Ein Ausweg.
Nachdem er ein paar Stunden nachgedacht hatte, ging er in sein Arbeitszimmer und suchte den Zettel mit der Telefonnummer, den er diese Woche bei einem Besuch seines Arbeitsplatzes herausgesucht hatte. Das war nicht das Einzige, was er Mikael Blomkvist verheimlicht hatte. Er wusste genau, wo Zalatschenko sich aufhielt, aber er hatte seit zwölf Jahren nicht mehr mit ihm gesprochen. Und er hatte auch gar keine Lust, jemals wieder mit ihm zu sprechen.
Aber Zalatschenko war ein aalglatter Halunke. Er würde das Problem verstehen und konnte von der Bildfläche verschwinden. Ins Ausland fahren und in Rente gehen. Wenn man ihn tatsächlich fasste, dann wäre die Katastrophe da. Dann würde alles zusammenbrechen.
Er zögerte lange, bis er endlich den Hörer nahm und die Nummer wählte.
»Hallo. Hier ist Sven Jansson«, meldete er sich. Ein Deckname, den er schon lange nicht mehr benutzt hatte. Zalatschenko erinnerte sich ganz genau an ihn.
28. Kapitel
Mittwoch, 6. April - Donnerstag, 7. April
Um acht Uhr abends traf sich Bublanski mit Sonja Modig zu einer Tasse Kaffee und einem belegten Brot im »Wayne’s« in der Vasagatan. Sie hatte ihren Chef noch nie so finster gesehen. Er setzte sie über die Geschehnisse des Tages ins Bild, woraufhin sie eine geraume Weile schwieg. Schließlich streckte sie ihre Hand aus und legte sie auf seine. Es war das erste Mal, dass sie ihn berührte, aus rein freundschaftlichen Gefühlen. Er lächelte traurig und tätschelte ihre Hand ebenso freundschaftlich.
»Vielleicht sollte ich in Pension gehen«, meinte er.
Sie lächelte ihn nachsichtig an.
»Diese Ermittlungen zerfallen langsam in ihre Einzelteile«, fuhr er fort. »Beziehungsweise, sie sind schon zerfallen. Ich habe Ekström alles erzählt, was heute passiert ist, und sein einziger Kommentar war: ›Tun Sie, was Sie für das Beste halten. ‹ Dem scheint auch nicht mehr viel einzufallen.«
»Ich will ja nicht schlecht von meinen Vorgesetzten reden, aber von mir aus kann Ekström hingehen, wo der Pfeffer wächst.«
Bublanski nickte.
»Du bist natürlich offiziell wieder im Ermittlungsteam. Ich befürchte allerdings, dass er sich nicht entschuldigen wird.«
Sie zuckte mit den Schultern.
»Im Moment scheint es so, als würden die Ermittlungen ausschließlich von uns beiden geführt«, sagte Bublanski. »Faste ist heute Vormittag stinkwütend aus dem Konferenzzimmer gestürmt und hat sein Handy den ganzen Tag lang ausgeschaltet gelassen. Wenn er morgen nicht auftaucht, muss ich ihn wohl suchen lassen.«
»Faste kann sich auch gerne aus diesen Ermittlungen raushalten. Was geschieht jetzt mit Niklas Eriksson?«
»Nichts. Ich wollte ihn festnehmen und anklagen, aber Ekström traut sich nicht. Also haben wir ihn nur rausgeworfen, und ich bin zu Dragan Armanskij rübergefahren und hab ein ernstes Wort mit ihm geredet. Wir haben die Zusammenarbeit mit Milton eingestellt, was leider bedeutet, dass wir Sonny Bohman auch verlieren. Schade. Er war ein tüchtiger
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