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Verdammnis

Verdammnis

Titel: Verdammnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stieg Larsson
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Stallarholmen. Es war die Nachricht des Tages.
    Im nächsten Moment rannte er die Treppe ins Obergeschoss hinauf und stopfte seine Habseligkeiten in eine Tasche. Zwei Minuten später verließ er das Haus und fuhr mit quietschenden Reifen in seinem Volvo davon.
    In letzter Sekunde. Nur wenige Kilometer hinter Svavelsjö kamen ihm zwei Polizeiautos mit Blaulicht entgegen, die auf dem Weg in die Ortschaft waren.
     
    Es kostete Mikael Blomkvist große Mühe, Holger Palmgren an einem Mittwoch um sechs Uhr abends zu besuchen. Die Mühe bestand darin, das Personal zu überreden, ihn vorzulassen. Er bat sie jedoch so beharrlich, dass eine Krankenschwester einen Dr. A. Sivarnandan anrief, der offensichtlich in der Nähe wohnte. Schon fünfzehn Minuten später war er vor Ort und kümmerte sich um das Problem mit dem sturen Journalisten. Zuerst war er abweisend. In den letzten zwei Wochen hatten mehrere Journalisten Holger Palmgren aufgestöbert und mit allen Mitteln versucht, zu ihm vorzudringen. Palmgren selbst hatte sich hartnäckig geweigert, solchen Besuch zu empfangen, und das Personal hatte Anweisung, niemanden vorzulassen.
    Dr. Sivarnandan hatte die Entwicklung der letzten Wochen mit größter Besorgnis verfolgt. Er war erschüttert über die Schlagzeilen, die Lisbeth Salander in den Massenmedien machte, und hatte bemerkt, dass sein Patient in eine tiefe Depression verfiel, die (so nahm Sivarnandan an) darauf zurückzuführen war, dass Palmgren keine Möglichkeit hatte, irgendetwas zu unternehmen. Palmgren hatte die Reha-Maßnahmen abgebrochen und verbrachte seine Tage damit, die Tageszeitungen zu lesen und die Jagd auf Lisbeth Salander im Fernsehen zu verfolgen. Den Rest der Zeit saß er in seinem Zimmer und grübelte.
    Mikael blieb dickköpfig vor Dr. Sivarnandans Schreibtisch stehen und versprach, Holger Palmgren keinesfalls irgendwelchen Unannehmlichkeiten auszusetzen; er wolle nur versuchen, etwas mit ihm zu bereden. Er erklärte, er sei ein Freund der gesuchten Lisbeth Salander, zweifle an ihrer Schuld und suche verzweifelt Informationen, die Licht auf gewisse Vorkommnisse in ihrer Vergangenheit werfen konnten.
    Dr. Sivarnandan gab sich zugeknöpft. Mikael musste ihm also seine Rolle in dem ganzen Drama auseinandersetzen. Erst nach einer halben Stunde gab der Arzt nach und bat Mikael, auf ihn zu warten, während er zu Holger Palmgren ging und ihn fragte, ob er den Besuch empfangen wolle.
    Nach zehn Minuten war Sivarnandan wieder da.
    »Er hat zugestimmt. Wenn er Sie nicht mag, schmeißt er Sie allerdings hochkant wieder hinaus. Sie dürfen ihn nicht interviewen oder in irgendeiner Form über diesen Besuch berichten.«
    »Ich versichere Ihnen, ich werde keine Zeile darüber schreiben.«
    In Holger Palmgrens kleinem Zimmer standen nur ein Bett, eine Kommode, ein Tisch und ein paar Stühle. Er war eine magere, weißhaarige Vogelscheuche mit offensichtlichen Gleichgewichtsproblemen, aber er stand dennoch auf, als Mikael in den Raum geführt wurde. Er reichte ihm nicht die Hand, zeigte jedoch auf einen der Stühle an dem kleinen Tisch. Mikael nahm Platz. Dr. Sivarnandan blieb noch im Zimmer. Mikael konnte Holger Palmgrens gelallte Worte anfangs nur schwer verstehen.
    »Sie behaupten, Sie seien ein Freund von Lisbeth Salander. Wer sind Sie, und was wollen Sie?«
    Mikael lehnte sich zurück und dachte kurz nach.
    »Sie müssen mir nichts erzählen, Herr Palmgren, aber ich bitte Sie, sich anzuhören, was ich zu erzählen habe, bevor Sie mich rauswerfen.«
    Palmgren nickte kurz und schleppte sich an den Tisch, wo er sich gegenüber von Mikael niederließ.
    »Ich bin Lisbeth Salander vor ungefähr zwei Jahren zum ersten Mal begegnet. Ich habe sie für eine Recherche angeheuert, in einer Angelegenheit, über die ich hier nicht sprechen kann. Sie kam an den Ort, an dem ich vorübergehend wohnte, und wir haben mehrere Wochen lang zusammengearbeitet.«
    Er überlegte, wie viel er Palmgren sagen sollte. Dann beschloss er, so nah wie möglich an der Wahrheit zu bleiben.
    »Während unserer Arbeit geschahen zwei Dinge. Erstens hat mir Lisbeth Salander das Leben gerettet. Zweitens waren wir für eine Weile sehr enge Freunde. Ich lernte sie kennen und mochte sie sehr gern.«
    Ohne weiter auf die Details einzugehen, schilderte Mikael sein Verhältnis zu ihr, das vor einem Jahr kurz nach den Weihnachtsfeiertagen ein jähes Ende gefunden hatte, als Lisbeth auf einmal ins Ausland verschwand.
    Danach erzählte er von seiner Arbeit bei

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