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Verdammnis

Verdammnis

Titel: Verdammnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stieg Larsson
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versorgte er die Wunde an Niedermanns Hand. Der Spaten hatte tief ins Fleisch geschnitten, sodass er Nadel und Faden holen und die Wunde nähen musste - eine Kunst, die er schon als 15-Jähriger auf der Militärschule in Nowosibirsk gelernt hatte. Eine Betäubung war zwar nicht nötig, doch die Verletzung war so schwer, dass Niedermann vielleicht gezwungen sein würde, später ein Krankenhaus aufzusuchen. Er schiente ihm den Finger und legte einen Verband an.
    Als er fertig war, machte er sich ein Pils auf, während Niedermann sich im Badezimmer wiederholt die Augen ausspülte.

32. Kapitel
    Donnerstag, 7. April
     
     
     
     
    Mikael Blomkvist kam um kurz nach neun am Hauptbahnhof von Göteborg an. Der Zug hatte einen Teil der verlorenen Zeit wieder aufgeholt, war aber immer noch verspätet. Die letzte Stunde hatte Mikael damit verbracht, alle möglichen Mietwagenfirmen anzurufen. Zunächst hatte er versucht, ein Auto in Alingsås zu bekommen, weil er dort aussteigen wollte, aber wie sich herausstellte, war das so spät am Abend nicht mehr möglich. Schließlich gab er es auf und konnte sich nur noch einen Volkswagen in Göteborg reservieren, den er am Järntorget abholen musste. Er ersparte sich Göteborgs verwirrendes Nahverkehrssystem, das allenfalls von Raketenbauingenieuren zu verstehen ist, und nahm ein Taxi.
    Da im Handschuhfach seines Mietautos keine Landkarte lag, fuhr er zu einer Tankstelle und kaufte sich eine. Nach kurzem Überlegen kaufte er sich auch noch eine Taschenlampe, eine Flasche Ramlösa-Mineralwasser und einen Kaffee zum Mitnehmen. Den Pappbecher stellte er in den Getränkehalter am Armaturenbrett. Es war halb elf, als er Göteborg endlich in nördliche Richtung verließ und an Partille vorbeifuhr. Er nahm die Straße nach Alingsås.
    Um halb zehn kam ein Fuchsmännchen an Lisbeth Salanders Grab vorbei. Es blieb stehen und sah sich nervös um. Instinktiv wusste es, dass hier etwas begraben lag, das jedoch nur schwer zugänglich war. Da gab es leichtere Beute.
    Irgendwo in der Nähe raschelte ein unvorsichtiges Nachttier. Der Fuchs horchte sofort auf. Doch bevor er seine Jagd fortsetzte, hob er noch einmal kurz das Hinterbein und markierte mit einem Spritzer sein Revier.
     
    Normalerweise rief Bublanski spätabends niemanden mehr dienstlich an, aber diesmal konnte er nicht widerstehen. Er griff zum Hörer und wählte Sonja Modigs Nummer.
    »Entschuldige, dass ich so spät noch anrufe.«
    »Kein Problem.«
    »Ich habe gerade den Ermittlungsbericht von 1991 zu Ende gelesen.«
    »Du konntest ihn also genauso schwer aus der Hand legen wie ich.«
    »Sonja … wie interpretierst du das alles?«
    »Mir scheint, als hätte Gunnar Björck Lisbeth ins Irrenhaus einweisen lassen, weil sie versucht hatte, ihre Mutter und sich selbst vor einem wahnsinnigen Killer zu schützen, der für die Sicherheitspolizei arbeitete. Dabei wurde er unter anderem von Teleborian unterstützt, auf dessen Gutachten ja auch wir uns gestützt haben.«
    »Das stellt das Bild, das wir uns von ihr gemacht hatten, total auf den Kopf.«
    »Und erklärt so einiges.«
    »Kannst du mich morgen um acht Uhr abholen, Sonja?«
    »Klar.«
    »Wir fahren nach Smådalarö und unterhalten uns mal mit Gunnar Björck. Der ist derzeit krankgeschrieben wegen Bandscheibenproblemen.«
    »Ich freu mich schon drauf.«
    Greger Backman schaute zu seiner Frau hinüber. Erika Berger stand am Wohnzimmerfenster und blickte aufs Wasser hinaus. Sie hatte das Handy in der Hand, und er wusste, dass sie auf einen Anruf von Mikael Blomkvist wartete. Erika sah so unglücklich aus, dass Greger zu ihr ging und den Arm um sie legte.
    »Blomkvist ist ein großer Junge«, sagte er. »Aber wenn du dir wirklich solche Sorgen machst, dann solltest du besser diesen Polizisten anrufen.«
    Erika seufzte.
    »Das hätte ich schon vor ein paar Stunden tun sollen. Aber das ist gar nicht der Grund, warum ich so traurig bin.«
    »Gibt’s da noch etwas, was ich wissen sollte?«, erkundigte er sich.
    Sie nickte.
    »Erzähl.«
    »Ich hab dir nichts davon erzählt. Und Mikael auch nicht. Und allen anderen in der Redaktion auch nicht.«
    »Was nicht erzählt?«
    Sie drehte sich zu ihrem Mann um und erklärte ihm, dass sie einen Job als Chefredakteurin bei der Svenska Morgon-Posten bekommen hatte. Greger zog die Augenbrauen hoch.
    »Aber ich verstehe nicht, warum du nichts davon erzählt hast«, meinte er. »Das ist doch eine Bombensache für dich. Gratuliere!«
    »Ich komme mir wie

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