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Verdammnis

Verdammnis

Titel: Verdammnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stieg Larsson
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Blomkvist zu erklären. Er hat es nicht ganz kapiert, aber ich glaube, du kapierst es vielleicht. Du boxt ja auch.«
    Sie wusste, was er meinte. Niemand, der nicht in diesem Lager in Nykvarn gewesen war, konnte begreifen, wie es war, sich mit einem Monster zu schlagen, das keine Schmerzen empfand. Sie dachte daran zurück, wie hilflos sie gewesen war.
    Schließlich hielt Paolo einfach ihre bandagierte Hand. Sie sprachen nicht mehr, weil es nichts mehr zu sagen gab. Als sie wieder aufwachte, war er verschwunden. Sie wünschte, Lisbeth würde sich melden.
    Hinter ihr war Niedermann ja eigentlich her gewesen.
    Miriam Wu hatte Angst, dass er sie in die Finger bekommen könnte.
     
    Lisbeth Salander bekam keine Luft. Sie hatte kein Zeitgefühl mehr, konnte sich jedoch erinnern, dass sie angeschossen worden war, und wusste - mehr instinktiv als in Form eines rationalen Gedankens -, dass man sie begraben hatte. Ihr linker Arm war nicht benutzbar. Sie konnte keinen Muskel bewegen, ohne dass Schmerzwellen durch ihre Schulter schossen. Sie war wie in Trance. Ich muss Luft kriegen . Ihr Kopf zersprang fast vor pulsierendem Schmerz, wie sie ihn nie zuvor erlebt hatte.
    Ihre rechte Hand lag unter ihrem Gesicht, und sie begann instinktiv die Erde vor Nase und Mund wegzukratzen. Die Erde war sandig und relativ trocken. Auf diese Art konnte sie ein faustgroßes Loch vor dem Gesicht schaffen.
    Wie lange sie in diesem Grab gelegen hatte, wusste sie nicht. Aber sie begriff, dass ihre Situation lebensgefährlich war. Schließlich schoss ihr ein klarer Gedanke durch den Kopf.
    Er hat mich lebendig begraben.
    Die Erkenntnis ließ sie in Panik geraten. Sie konnte nicht atmen. Sie konnte sich nicht bewegen. Eine Tonne Erde lastete auf ihr.
    Sie versuchte ein Bein zu bewegen, konnte aber kaum die Muskeln anspannen. Sobald sie mit dem Kopf nach oben drückte, schoss ihr der Schmerz wie ein elektrischer Schlag durch die Schläfen. Ich darf mich jetzt nicht übergeben. Sie sank in einen wirren Bewusstseinszustand zurück.
    Als sie wieder denken konnte, fühlte sie vorsichtig nach, welche Körperteile sie gebrauchen konnte. Der einzige Körperteil, den sie ein paar Zentimeter bewegen konnte, war die rechte Hand vor ihrem Gesicht. Ich muss Luft kriegen . Die Luft war über ihr, über ihrem Grab.
    Lisbeth Salander begann zu scharren. Sie presste ihren Ellbogen in die Erde und schuf sich damit ein wenig mehr Platz zum Manövrieren. Mit dem Handrücken vergrößerte sie das Loch vor ihrem Gesicht, indem sie die Erde zur Seite drückte. Ich muss graben .
    Schließlich begriff sie, dass sich unter ihr und zwischen ihren Beinen ein Hohlraum befand. Von dort kam ein Großteil der verbrauchten Luft, die sie immer noch am Leben hielt. Sie begann verzweifelt ihren Oberkörper hin und her zu bewegen. Der Druck auf ihrem Brustkorb verringerte sich ein wenig. Und plötzlich konnte sie auch ihren Arm ein paar Zentimeter bewegen.
    Minute für Minute arbeitete sie in halb bewusstlosem Zustand weiter. Sie kratzte die sandige Erde vor ihrem Gesicht weg und drückte eine Handvoll nach der anderen in den Hohlraum unter ihrem Körper. Langsam bekam sie den Arm so weit frei, dass sie die Erde über ihrem Kopf wegscharren konnte. Zentimeter für Zentimeter legte sie ihren Kopf frei. Sie spürte etwas Hartes und hielt auf einmal ein kleines Stück Baumwurzel oder einen Zweig in der Hand. Sie scharrte weiter. Die Erde war noch immer locker und nicht sehr kompakt.
     
    Um kurz nach neun kam der Fuchs wieder an Lisbeths Grab vorbei. Er hatte eine Wühlmaus verspeist und war ganz zufrieden mit seinem Dasein, als er auf einmal ein zweites Wesen wahrnahm. Er erstarrte und spitzte die Ohren. Seine Schnurrhaare und seine Nase vibrierten.
    Plötzlich schoben sich Lisbeth Salanders Finger durch den Boden, als würde ein Untoter aus der Erde steigen wollen. Hätte ein Mensch dies gesehen, er hätte wahrscheinlich genauso reagiert wie der Fuchs. Der suchte das Weite.
    Lisbeth spürte die kalte Luft an ihrem Arm. Sie atmete wieder.
    Sie fand es irgendwie seltsam, dass sie ihre linke Hand nicht benutzen konnte, aber sie grub sich eben mechanisch mit der rechten durch Erde und Sand.
    Lisbeth brauchte einen harten Gegenstand zum Graben, doch es dauerte eine Weile, bis sie etwas fand. Es gelang ihr, in ihre Brusttasche zu fassen und das Zigarettenetui herauszuziehen, das sie von Mimmi bekommen hatte. Sie klappte es auf und benutzte es wie eine Schaufel. Gramm für Gramm schaufelte sie

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