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Verdammnis

Verdammnis

Titel: Verdammnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stieg Larsson
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sie eine Figur in einem Drama war. Und ebenso, dass er selbst über Informationen verfügte, die sie haben wollte. Daher hatten sie sich geeinigt, sich wieder zu treffen und nach den Feiertagen weiterzudiskutieren. Dann war Lisbeth nach Hause gefahren und hatte sich schlafen gelegt. Als sie aufwachte, erfuhr sie aus den Morgennachrichten, dass in einer Wohnung in Enskede zwei Menschen ermordet worden waren.
    Eine einzige verwendbare Information hatte sie Dag Svensson bei ihrem Besuch gegeben, nämlich den Namen Nils Bjurman. Dag Svensson musste sofort zum Hörer gegriffen und Bjurman angerufen haben, kaum dass Lisbeth die Wohnung verlassen hatte.
    Sie war die Verbindung gewesen. Und wenn sie Dag und Mia nicht besucht hätte, wären sie immer noch am Leben.
    Zalatschenko lachte.
    »Du ahnst ja nicht, wie verblüfft wir waren, als die Polizei dich wegen der Morde jagte.«
    Lisbeth biss sich auf die Unterlippe. Zalatschenko musterte sie.
    »Wie hast du mich gefunden?«, wollte er wissen.
    Sie zuckte die Achseln.
    »Lisbeth … Ronald wird gleich wieder da sein. Ich kann ihn bitten, dir jeden Knochen im Leibe zu brechen, bis du antwortest. Erspar uns doch die Mühe.«
    »Das Postfach. Ich habe Niedermanns Auto über die Mietwagenfirma aufgespürt und dann gewartet, bis dieser picklige Scheißer auftauchte und das Postfach leerte.«
    »Aha. So einfach also. Danke. Ich werd’s mir merken.«
    Lisbeth überlegte kurz. Die Mündung der Pistole zeigte immer noch auf ihren Oberkörper.
    »Glaubst du wirklich, dass ihr das hier vertuschen könnt?«, fragte Lisbeth. »Du hast schon zu viele Fehler gemacht, die Polizei wird dich identifizieren.«
    »Ich weiß«, erwiderte ihr Vater. »Björck hat gestern angerufen und gesagt, dass uns ein Journalist von Millennium auf der Spur ist. Gut möglich, dass wir auch was gegen diesen Journalisten unternehmen müssen.«
    »Das wird aber langsam eine ganz schön lange Liste«, meinte Lisbeth. »Allein bei Millennium Mikael Blomkvist, die Chefredakteurin Erika Berger, die Redaktionssekretärin und mehrere Angestellte. Der Polizist Bublanski und noch ein paar andere aus dem Ermittlungsteam. Wie viele willst du töten, um diese Geschichte zu vertuschen? Sie werden dich identifizieren.«
    Zalatschenko lachte wieder.
    » So what ? Ich habe niemanden erschossen, und es liegt nicht der geringste Beweis gegen mich vor. Von mir aus können die identifizieren, wen sie wollen. Glaub mir … in diesem Haus können sie so viele Hausdurchsuchungen durchführen, wie sie wollen, sie werden kein Staubkorn finden, das mich mit irgendeiner kriminellen Aktivität in Verbindung bringt. Die Sicherheitspolizei hat dich ins Irrenhaus gesperrt, nicht ich, und die werden sich ganz gewiss nicht überschlagen, alle Karten auf den Tisch zu legen.«
    »Niedermann«, erinnerte ihn Lisbeth.
    »Ronald wird schon morgen für eine Weile ins Ausland gehen und die weitere Entwicklung der Dinge abwarten.«
    Zalatschenko blickte Lisbeth triumphierend an.
    »Du wirst in den Mordfällen trotzdem die Hauptverdächtige bleiben. Da ist es nur passend, wenn du jetzt in aller Stille verschwindest.«
     
    Es dauerte fast fünfzig Minuten, bis Ronald Niedermann wiederkam. Er hatte Stiefel an.
    Lisbeth Salander warf dem Mann, der angeblich ihr Halbbruder war, einen Blick zu. Sie konnte nicht die geringste Ähnlichkeit entdecken. Er war in allem ihr genaues Gegenteil. Sie hatte jedoch den Eindruck, dass mit ihm irgendetwas nicht stimmte. Sein Körperbau, das weiche Gesicht, die Stimme, die nie richtig in den Stimmbruch gekommen war, das alles sah nach einer Art genetischem Fehler aus. Die Elektroschockpistole hatte ihm überhaupt nichts ausgemacht, und seine Hände waren riesengroß. Nichts an Ronald Niedermann wirkte normal.
    Scheint in der Familie Zalatschenko ja jede Menge genetischer Fehler zu geben , dachte sie bitter.
    »Fertig?«, fragte Zalatschenko.
    Niedermann nickte. Er fasste nach seiner Sig Sauer.
    »Ich komme mit«, erklärte Zalatschenko.
    Niedermann zögerte.
    »Es ist aber ein Stückchen zu gehen.«
    »Ich komme mit. Hol mir meine Jacke.«
    Niedermann zuckte mit den Schultern und tat, worum er gebeten wurde. Dann hantierte er mit seiner Waffe, während Zalatschenko sich anzog und einen Moment ins Zimmer nebenan verschwand. Lisbeth betrachtete Niedermann, wie er einen Adapter mit selbst gebasteltem Schalldämpfer auf seine Waffe schraubte.
    »Dann gehen wir mal«, sagte Zalatschenko.
    Niedermann bückte sich und stellte

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