Verdammnis
konnte.
Ihr Badezimmer war eine fensterlose Kammer mit quadratischen grauen Zementplatten am Boden, einer unförmigen Sitzbadewanne und einer Kunststofftapete, die nie richtig sauber wurde, egal wie lange man daran herumschrubbte. Lisbeth wünschte sich Fliesen und eine große Badewanne. Und eine Waschmaschine direkt in der Wohnung, nicht in irgendeinem muffigen Keller. In ihrem Bad sollte es frisch riechen, und sie wollte eine Möglichkeit zum Durchlüften haben.
Danach hatte sie im Internet erneut die Angebote der Maklerfirmen durchgesehen. Am nächsten Morgen war sie früh auf den Beinen und suchte die »Nobelmakler« auf - ein Unternehmen, das manche für das angesehenste in ganz Stockholm hielten. Sie trug eine abgetragene schwarze Jeans, Stiefel und ihre schwarze Lederjacke. Als sie am Empfangstresen stand, betrachtete sie zerstreut die blonde Frau Mitte 30, die sich gerade auf der Homepage der Firma einloggte, um Bilder von Wohnungen einzustellen. Schließlich kam ein rundlicher Mann um die 40 mit dünnem, rotem Haar auf Lisbeth zu. Sie fragte ihn, was für Wohnungen er im Sortiment habe. Einen Moment lang sah er sie verblüfft an, um dann sogleich einen amüsierten, onkelhaften Ton anzuschlagen.
»Aha, junge Dame, wissen denn die Eltern, dass Sie zu Hause ausziehen möchten?«
Lisbeth Salander musterte ihn mürrisch, bis er sich ausgekichert hatte.
»Ich brauche eine Wohnung«, erklärte sie deutlich.
Er räusperte sich und warf seinem Kollegen einen verstohlenen Blick zu.
»Ich verstehe, ich verstehe. Und an was hätten Sie da gedacht?«
»Ich möchte eine Wohnung in Söder. Mit Balkon und Ausblick aufs Wasser, mindestens vier Zimmer, Badezimmer mit Fenster und Platz für eine Waschmaschine. Und ich brauche einen abschließbaren Abstellraum, in dem ich mein Motorrad unterstellen kann.«
Die Frau am Computer hatte ihre Tätigkeit unterbrochen und sich neugierig umgedreht, um Lisbeth anzustarren.
»Motorrad?«, fragte der Mann mit dem schütteren Haar.
Lisbeth Salander nickte.
»Darf ich fragen … wie Sie heißen?«
Lisbeth Salander stellte sich vor. Dann fragte sie ihn auch nach seinem Namen, und er stellte sich als Joakim Persson vor.
»Nun, eine Wohnung in Stockholm ist natürlich nicht ganz billig … Darf ich fragen, was Sie beruflich machen, Frau Salander?«
Lisbeth überlegte kurz. Offiziell war sie selbstständig. Praktisch gesehen arbeitete sie nur für Dragan Armanskij und Milton Security, aber diese Tätigkeit hatte sie im vorigen Jahr nur sehr unregelmäßig ausgeübt, und nun hatte sie schon seit drei Monaten keinen Job mehr für ihn übernommen.
»Ich arbeite gerade nichts Besonderes«, erklärte sie wahrheitsgemäß.
»Ach so, nein … Sie gehen wohl noch zur Schule, nehme ich an?«
»Nein, ich gehe nicht zur Schule.«
Joakim Persson kam zu Lisbeth vor den Tresen und legte ihr freundlich den Arm um die Schultern, während er sie behutsam zur Tür dirigierte.
»Also, junge Dame, Sie sind uns in ein paar Jahren jederzeit herzlich willkommen, aber dann müssen Sie ein bisschen mehr Geld mitbringen als Ihre paar Kronen aus dem Sparschwein. Verstehen Sie, hier kommen Sie mit Ihrem Taschengeld nicht besonders weit.« Er kniff sie jovial in die Wange. »Kommen Sie gerne wieder, dann finden wir sicher auch für Sie eine kleine Wohnung.«
Lisbeth Salander blieb ein paar Minuten vor der Tür der »Nobelmakler« auf der Straße stehen. Sie überlegte, was Joakim Persson wohl davon halten würde, wenn ein Molotowcocktail durch sein Schaufenster flog. Dann ging sie nach Hause und fuhr ihr PowerBook hoch.
Sie brauchte zehn Minuten, um sich ins interne Netzwerk der »Nobelmakler« zu hacken. Dabei half ihr das Passwort, das die Frau am Empfang eingetippt hatte, bevor sie die Bilder ins Netz stellte. Drei Minuten später stellte Lisbeth fest, dass der Computer, an dem die Dame gearbeitet hatte, gleichzeitig der Netzwerkserver der Firma war - wie dämlich geht’s eigentlich noch? -, und nach weiteren drei Minuten hatte sie sich bereits Zugang zu allen vierzehn Computern verschafft, die zum Netzwerk gehörten. Nach knapp zwei Stunden hatte sie Joakim Perssons Buchführung komplett durchforstet und festgestellt, dass er dem Finanzamt in den letzten zwei Jahren nahezu 750 000 Kronen Schwarzgeld unterschlagen hatte.
Sie lud alle notwendigen Dateien herunter und mailte sie über einen anonymen Mail-Account auf einem Server in den USA ans Finanzamt weiter. Danach verbannte sie Joakim Persson
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