Verdammnis
aus ihren Gedanken.
Den Rest des Tages durchsuchte sie das Angebot der Maklerfirma nach preiswerten Objekten. Das teuerste war ein kleineres Schloss kurz vor Mariefred, wo sie nicht im Geringsten wohnen wollte. Aus reinem Trotz wählte sie dann das zweitteuerste Objekt aus, eine repräsentative Wohnung am Mosebacke torg.
Eine ganze Weile betrachtete sie die Bilder und sah sich den Grundriss an. Schließlich kam sie zu dem Schluss, dass die Wohnung in Mosebacke den Anforderungen auf ihrer Liste mehr als genügte. Früher hatte sie einem ehemaligen Geschäftsführer von ABB gehört, der so ziemlich in der Versenkung verschwunden war, nachdem er sich eine viel diskutierte Abfindung von einer Milliarde Kronen gesichert hatte.
Am Abend griff sie zum Telefonhörer und rief Jeremy MacMillan an, Teilhaber der Rechtsanwaltskanzlei MacMillan & Marks in Gibraltar. Mit MacMillan hatte sie schon früher Geschäfte gemacht. Gegen eine großzügige Aufwandsentschädigung hatte er eine Reihe von Briefkastenfirmen für sie gegründet, auf deren Konten das Vermögen lag, das sie im Jahr zuvor dem Großindustriellen Hans-Erik Wennerström gestohlen hatte.
Nun nahm sie MacMillans Dienste abermals in Anspruch. Diesmal instruierte sie ihn, für ihre Firma Wasp Enterprises in Verhandlungen mit den »Nobelmaklern« zu treten und die betreffende Wohnung in der Fiskargatan in Mosebacke zu kaufen. Die Verkaufsgespräche zogen sich über vier Tage hin, und die Rechnung belief sich schließlich auf eine Summe, die Lisbeths Augenbrauen in die Höhe schnellen ließ. Plus 5 Prozent Honorar für MacMillan. Noch vor Ende der Woche hatte sie zwei Kartons mit Kleidern, Bettwäsche, eine Matratze und ein paar Sachen für die Küche in die neue Wohnung hinübergeschafft. Knapp drei Wochen schlief sie auf einer Matratze auf dem Boden, während sie Kliniken für plastische Chirurgie verglich, ein paar ungeklärte bürokratische Angelegenheiten abschloss (darunter ein nächtliches Gespräch mit einem gewissen Rechtsanwalt namens Nils Bjurman) sowie Vorauszahlungen für Miete, Strom und andere laufende Abgaben leistete.
Anschließend hatte sie ihre Reise nach Italien gebucht. Nachdem die Behandlung abgeschlossen war und sie die Klinik verlassen durfte, saß sie in einem Hotelzimmer in Rom und überlegte, was sie als Nächstes tun sollte. Sie hätte nach Schweden zurückgehen und ihr Leben neu ordnen sollen, aber aus mehreren Gründen war es ihr zuwider, an Stockholm zu denken.
Sie hatte keinen richtigen Beruf. Und bei Milton Security sah sie keine Zukunft für sich. Das war sicher nicht Dragan Armanskijs Schuld, der hätte sie nur allzu gern als effektives Rädchen in seinem Unternehmen gesehen. Aber Lisbeth mit ihren 25 Jahren hatte keine Ausbildung und verspürte wenig Lust, sich mit 50 immer noch Recherchen über betrügerische Geschäftsführer zu widmen. Das war ein amüsanter Zeitvertreib - aber keine Lebensaufgabe.
Der andere Grund, warum sie sich scheute, nach Stockholm zurückzukehren, hieß Mikael Blomkvist. In Stockholm lief sie zweifellos Gefahr, Kalle Fucking Blomkvist über den Weg zu laufen, und das war momentan das Letzte, worauf sie Lust hatte. Er hatte ihr wehgetan - wenngleich sie sich eingestehen musste, dass er es nicht mit Absicht getan hatte. Vielmehr war es Lisbeths eigene Schuld gewesen, dass sie sich in ihn »verliebt« hatte. Allein dieses Wort war ein Widerspruch zu allem, wofür Das Dumme Huhn Salander sonst stand.
Es war bekannt, dass Mikael Blomkvist Erfolg bei den Frauen hatte. Für ihn war sie bestenfalls eine nette Zerstreuung gewesen. Als er sie gerade brauchen konnte und nichts Besseres zur Hand war, hatte er sich ihrer erbarmt, sich anschließend aber schnell wieder unterhaltsamerer Gesellschaft zugewandt. Sie verfluchte sich selbst dafür, ihre Deckung aufgegeben und ihn in ihr Leben gelassen zu haben.
Sobald sie wieder im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte war, hatte sie jeden Kontakt zu ihm abgebrochen. Leicht war es nicht gewesen, aber sie hatte sich zusammengerissen. Das letzte Mal hatte sie ihn gesehen, als sie in Gamla Stan auf dem U-Bahnsteig stand und ihn in einem Wagen Richtung Zentrum entdeckte. Sie musterte ihn eine Minute lang und beschloss, dass sie nicht mehr das Geringste für ihn empfand, denn das wäre gleichbedeutend mit Verbluten gewesen. Fuck you .
Es war ihr ein Rätsel, warum er so hartnäckig versuchte, Kontakt mit ihr zu halten, als wäre sie irgendein verdammtes Sozialprojekt für
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