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Verdammnis

Verdammnis

Titel: Verdammnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stieg Larsson
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für uns gemacht, oder wärst du sehr böse, wenn ich heute Nacht nicht nach Hause komme?«
    »Schöne Grüße an Blomkvist, er fordert sein Schicksal heraus«, meinte Greger.
    »Ich glaube, das ist ihm ziemlich egal.«
    »Okay. Richte ihm aus, dass du eine Hexe bist, die man niemals befriedigen kann, und dass er vorzeitig altern wird.«
    »Das weiß er schon.«
    »Wenn das so ist, bleibt mir nur noch der Selbstmord. Ich werde einfach weiterschreiben, bis ich einschlafe. Viel Spaß.«
    Anschließend rief Erika bei Mikael an. Er war gerade zu Hause bei Dag Svensson und Mia Bergman in Enskede, wo er ein paar heikle Details in Dags Buch diskutiert hatte. Sie fragte ihn, ob er für die Nacht schon etwas vorhabe oder ob er sich vorstellen könne, ihr den schmerzenden Rücken zu massieren.
    »Du hast ja meine Schlüssel«, erwiderte Mikael. »Fühl dich wie zu Hause.«
    »Werd ich tun«, versprach sie. »Dann sehen wir uns in einer Stunde oder so.«
    Bis zur Bellmansgatan brauchte sie zehn Minuten zu Fuß. Sie zog sich aus, duschte und machte sich einen Espresso mit Mikaels Kaffeemaschine. Dann schlüpfte sie nackt in sein Bett und wartete voller Vorfreude.
    Die optimale Befriedigung würde sie wahrscheinlich aus einer Dreierbeziehung mit ihrem Mann und Mikael Blomkvist ziehen, doch diese Idee ließ sich mit hundertprozentiger Sicherheit niemals verwirklichen. Das Problem war, dass Mikael so eindeutig heterosexuell war, dass sie ihn manchmal damit aufzog, er sei in seinem Innersten wohl homophob. Anscheinend konnte man auf dieser Welt eben nicht alles haben.
     
    Der blonde Riese runzelte irritiert die Augenbrauen, als er sein Auto vorsichtig über einen knapp fünfzehn Kilometer langen, miserablen Waldweg lenkte. Zwischendurch glaubte er kurz, die Wegbeschreibung falsch verstanden zu haben. Es fing gerade zu dämmern an, da wurde der Weg breiter, und er sah endlich die Hütte vor sich auftauchen. Er parkte, stellte den Motor ab und sah sich um. Noch fünfzig Meter.
    Er befand sich in der Nähe von Stallarholmen, nicht weit von Mariefred. Die schlichte Hütte war in den 50er-Jahren erbaut worden und stand mitten im Wald. Durch ein paar Bäume konnte er einen hellen Streifen Eis auf dem Mälaren-See erkennen.
    Es wollte ihm einfach nicht in den Kopf, wie jemand seine Freizeit nur in so einem abgelegenen Wäldchen verbringen konnte. Plötzlich war ihm sehr unwohl, als er die Autotür hinter sich zuwarf. Der Wald wirkte bedrohlich und zudringlich. Er fühlte sich beobachtet. Während er auf die Hütte zuging, hörte er auf einmal ein Rascheln, das ihn zusammenzucken ließ.
    Er starrte in den Wald. In der Abenddämmerung war es leise und windstill. Zwei Minuten blieb er mit zum Zerreißen gespannten Nerven stehen, bevor er aus dem Augenwinkel einen Schatten erkannte, der sich vorsichtig zwischen den Bäumen bewegte. Als er die Gestalt fixierte, blieb sie in dreißig Metern Entfernung vom Waldrand stehen und starrte zurück.
    Der blonde Riese verspürte einen Anflug von Panik. Er versuchte, Details zu erkennen, sah aber nur ein dunkles, hageres Gesicht. Das Wesen sah aus wie ein Zwerg, ungefähr einen Meter groß, und trug Tarnkleidung, die aussah, als wäre sie aus Moos und Tannenzweigen. Ein bayrischer Waldwichtel? Ein irischer Leprechaun? Wie gefährlich waren die eigentlich?
    Der blonde Riese hielt den Atem an. Er spürte, wie sich seine Nackenhärchen aufstellten.
    Dann blinzelte er kräftig und schüttelte den Kopf. Als er wieder hinsah, hatte sich das Wesen ungefähr zehn Meter weiter nach rechts bewegt. Bildete er sich alles nur ein? Nein, er konnte das seltsame Wesen ganz deutlich zwischen den Bäumen ausmachen. Plötzlich bewegte es sich und kam näher. Es lief mit ruckartigen Schritten in einem Halbkreis auf ihn zu, um den besten Angriffswinkel zu haben.
    Der blonde Riese rannte das letzte Stück bis zur Hütte. Er klopfte ein wenig zu laut und ein wenig zu eindringlich an die Tür. Sobald er das Geräusch menschlicher Schritte aus der Hütte hörte, legte sich seine Panik wieder. Er warf einen verstohlenen Blick zurück. Da war doch gar nichts .
    Aber er atmete erst auf, als die Tür aufging. Rechtsanwalt Nils Bjurman begrüßte ihn höflich und bat ihn einzutreten.
     
    Miriam Wu atmete kräftig aus, nachdem sie den letzten Müllsack mit Lisbeths Habseligkeiten aus der Wohnung in den Keller gebracht hatte. Die Wohnung war klinisch sauber und roch nach Seife, Wandfarbe und frisch aufgebrühtem Kaffee. Für Letzteren

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