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Verdammnis

Verdammnis

Titel: Verdammnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stieg Larsson
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kommen und eine versteckte Überwachungskamera installieren sollte.
     
    Lisbeth Salander ging auf direktem Weg nach Hause. Sie hatte das Gefühl, dass Eile geboten war, und beschleunigte ihre Schritte.
    Zu Hause rief sie das Söder-Krankenhaus an, wurde diverse Male verbunden, bis sie zu guter Letzt Holger Palmgren ausfindig gemacht hatte. Dieser befand sich seit vierzehn Monaten in der Reha-Klinik Erstaviken in Älta. Plötzlich sah sie wieder Äppelviken vor sich. Als sie anrief, teilte man ihr mit, dass der Patient schliefe, sie ihn aber am nächsten Tag gern besuchen könne.
    Lisbeth wanderte den ganzen Abend in ihrer Wohnung auf und ab. Ihr war sehr unbehaglich zumute. Schließlich ging sie früh zu Bett und schlief fast sofort ein. Um sieben Uhr wachte sie auf, duschte und frühstückte im 7-Eleven-Shop. Gegen acht ging sie zur Mietwagenfirma am Ringvägen. Ich muss mir ein eigenes Auto zulegen . Sie mietete denselben Nissan Micra, mit dem sie vor ein paar Wochen nach Äppelviken gefahren war.
    Auf einmal wurde sie ganz nervös, als sie vor der Klinik parkte, aber dann fasste sie Mut und erklärte an der Rezeption, sie wolle Holger Palmgren besuchen.
    Eine Frau mit dem Namensschild »Margit« schaute in ihre Unterlagen und erklärte, dass er gerade bei der Krankengymnastik sei und nicht vor elf fertig sein würde. Lisbeth könne im Wartezimmer Platz nehmen oder später wiederkommen. Sie ging also wieder auf den Parkplatz und rauchte im Auto drei Zigaretten, während sie wartete. Um elf ging sie zurück an die Rezeption. Man schickte sie in den Speisesaal.
    Sie blieb auf der Schwelle stehen und sah Holger Palmgren in einem halb leeren Raum sitzen. Er saß mit dem Gesicht zu ihr, konzentrierte sich aber ausschließlich auf den Teller, der vor ihm stand. Seine Gabel hielt er ungeschickt mit der ganzen Faust umklammert. Obwohl er das Essen hoch konzentriert zum Mund führte, scheiterte er jedes dritte Mal und verlor alles von der Gabel.
    Er war völlig in sich zusammengefallen und sah aus, als wäre er hundert Jahre alt. Sein Gesicht war seltsam starr. Er saß im Rollstuhl. Erst in diesem Moment begriff Lisbeth, dass er wirklich lebte und Armanskij sie nicht angelogen hatte.
     
    Holger Palmgren fluchte im Stillen, als er zum dritten Mal versuchte, sich eine Portion Nudelauflauf auf die Gabel zu laden.
    Er akzeptierte ja, dass er nicht richtig laufen und viele Dinge nicht selbst tun konnte. Aber dass er nicht ordentlich essen konnte und zeitweilig sabberte wie ein Baby, das machte ihn wütend.
    Er wusste genau, wie er alles machen musste. Die Gabel im richtigen Winkel senken, nach vorn schieben, hochheben und zum Mund führen. Das Problem war jedoch die Koordination. Seine Hand schien ein Eigenleben zu führen. Wenn er Anheben befahl, wanderte sie plötzlich zur Seite. Wenn er sie zum Mund führte, änderte seine Hand im letzten Moment die Richtung und traf die Wange oder das Kinn.
    Aber er wusste auch, dass die Reha Resultate zeigte. Vor sechs Monaten noch hatte seine Hand derart gezittert, dass er keinen Bissen in den Mund bekam. Mittlerweile brauchte er zwar lange für eine Mahlzeit, aber zumindest konnte er sie selbstständig zu sich nehmen. Er wollte nicht aufgeben, bis er die volle Kontrolle über seine Gliedmaßen wiedererlangt hatte.
    Als er erneut die Gabel auf den Teller senkte, kam eine Hand schräg von hinten und nahm ihm sanft das Besteck aus der Hand. Er sah, wie sie eine Portion Nudelauflauf aufspießte und ihm das Essen zum Mund führte. Die schmale, puppenartige Hand erkannte er sofort wieder. Palmgren wandte den Kopf und blickte in Lisbeth Salanders Augen, nur knapp zehn Zentimeter von seinem Gesicht entfernt. Ihr Blick war abwartend, sie wirkte ängstlich.
    Eine ganze Weile blieb Palmgren unbeweglich sitzen und starrte ihr ins Gesicht. Plötzlich klopfte sein Herz wie verrückt. Dann machte er den Mund auf.
    Sie fütterte ihn Bissen für Bissen. Normalerweise hasste Palmgren es, wenn man ihm beim Essen half, aber er verstand Lisbeths Bedürfnis, das für ihn zu tun. Sie fütterte ihn in einer Art Demutsgeste - eine Regung, die sie ansonsten äußerst selten überfiel. Sie gabelte immer genau die richtige Menge auf und wartete, bis er fertig gekaut hatte. Als er mit dem Strohhalm auf das Milchglas deutete, hob sie es ruhig hoch, sodass er daraus trinken konnte.
    Die ganze Zeit über wechselten sie kein Wort. Als er den letzten Bissen hinuntergeschluckt hatte, legte sie die Gabel beiseite und sah

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