Verdammnis
Worte deuten sollte.
»Ich war so sauer über Ihr Verschwinden, dass ich fast schon beschlossen hatte, Sie nie wieder zu engagieren.« Er zog eine Grimasse. »Sie sind so unzuverlässig. Aber Sie sind ein schrecklich guter Researcher. Vielleicht habe ich da einen Job für Sie, der gut zu Ihnen passen würde.«
Sie schüttelte den Kopf, ging jedoch zurück zu seinem Schreibtisch.
»Ich will keinen Job von Ihnen. Ich meine, ich brauche kein Geld. Das ist mein voller Ernst. Ich bin wirtschaftlich unabhängig.«
Dragan Armanskij runzelte skeptisch die Stirn. Schließlich nickte er.
»Okay, Sie sind wirtschaftlich unabhängig, was immer das heißen mag. Ich glaube Ihnen das. Aber wenn Sie einmal einen Job brauchen …«
»Dragan, Sie sind der Zweite, den ich aufgesucht habe, seit ich zurück bin. Ich brauche Ihr Geld nicht. Aber mehrere Jahre waren Sie einer der wenigen Menschen, die ich wirklich respektiert habe.«
»In Ordnung. Aber alle Menschen müssen Ihren Lebensunterhalt verdienen.«
»Tut mir leid, aber ich habe kein Interesse mehr daran, den persönlichen Hintergrund von irgendwelchen Personen für Sie auszuleuchten. Melden Sie sich bei mir, wenn Sie wirklich mal auf ein Problem stoßen.«
»Was für ein Problem?«
»Ein unlösbares Problem. Wenn Sie sich völlig festgefahren haben und nicht mehr wissen, was Sie noch tun sollen.
Wenn ich für Sie arbeiten soll, müssen Sie mit etwas kommen, was mich interessiert. Vielleicht ein Einsatz auf operativem Gebiet.«
»Auf operativem Gebiet? Sie? Wo Sie jederzeit spurlos verschwinden, wenn es Ihnen passt?«
»Blödsinn. Ich habe noch nie einen Job in den Sand gesetzt, wenn ich einmal zugesagt hatte.«
Dragan Armanskij sah sie hilflos an. Der Ausdruck »operatives Gebiet« war Fachjargon, dabei ging es um Außeneinsätze. Das konnte von Personenschutz bis zu speziellen Bewachungsaufträgen bei Kunstausstellungen gehen. Sein operatives Personal bestand aus ruhigen und ausgeglichenen Veteranen, die oft eine Vergangenheit bei der Polizei hatten. Zudem waren es zu 90 Prozent Männer.
»Tja …«, meinte er zögernd.
»Bemühen Sie sich nicht. Ich nehme nur Aufträge an, die mich wirklich interessieren. Die Chance, dass ich Nein sage, ist also groß. Melden Sie sich, wenn Sie mal ein echtes Problem haben. Im Rätsellösen bin ich gut.«
Sie drehte sich auf dem Absatz um und verschwand durch die Tür. Dragan Armanskij schüttelte den Kopf. Sie ist verrückt. Sie ist total verrückt .
Im nächsten Moment stand Lisbeth wieder auf der Schwelle.
»Übrigens … Sie haben da zwei Typen, die sich um die Bewachung dieser Schauspielerin Christine Ruterford kümmern, weil sie ständig anonyme Drohbriefe von diesem Verrückten bekommt. Sie glauben, dass es sich um einen Menschen aus ihrem Umfeld handeln muss, da er über so viele Details aus ihrem Leben Bescheid weiß.«
Dragan Armanskij starrte Lisbeth Salander an. Ihm war, als hätte er gerade einen elektrischen Schlag gekriegt. Sie macht es immer wieder . Sie kommentierte ein Thema, von dem sie eigentlich nicht das Geringste wissen konnte. Sie kann davon nichts wissen .
»Ja …?«
»Vergessen Sie’s. Das Ganze ist der totale Fake. Die Ruterford und ihr Freund stecken dahinter, sie wollen bloß Aufmerksamkeit erregen. Sie wird in den nächsten Tagen einen neuen Brief bekommen, und nächste Woche sickert was in die Massenmedien durch. Das Risiko ist ziemlich hoch, dass sie anschließend Milton wegen dieser Indiskretion verklagt. Streichen Sie sie am besten gleich von der Kundenliste.«
Bevor Dragan Armanskij etwas sagen konnte, war sie verschwunden. Er starrte auf den leeren Türrahmen. Sie konnte nicht das Geringste von diesem Fall wissen. Sie musste einen Insider bei Milton haben, der Informationen an sie weitergab und sie auf dem Laufenden hielt. Aber nur vier, fünf Angestellte im Haus hatten Kenntnis von dieser Angelegenheit - Armanskij selbst, der operative Chef und die wenigen Personen, die den Drohbriefen nachgingen … und das waren alles alte, zuverlässige Profis. Armanskij rieb sich das Kinn.
Er blickte auf seinen Schreibtisch. Die Mappe mit dem Fall Ruterford lag in einer verschlossenen Schreibtischschublade. Das Büro war alarmgesichert. Er warf noch mal einen Blick auf die Uhr und stellte fest, dass Harry Fransson, der Chef der technischen Abteilung, für heute schon gegangen war. Armanskij fuhr sein Mailprogramm hoch und schickte Fransson eine Nachricht, dass er am nächsten Tag in sein Büro
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