Verdammnis
Gefängnis eingebracht hatte. Lundin war 1995 entlassen worden und kurz danach zum Vorsitzenden der Tälje Hog Riders aufgestiegen, die sich mittlerweile Svavelsjö MC nannten.
Die Nummer zwei im Klub war ein gewisser Sonny Nieminen, 37 Jahre alt, der nach den Angaben der Abteilung für Organisiertes Verbrechen nicht weniger als zweiunddreißig Einträge im Strafregister vorweisen konnte. Seine kriminelle Karriere hatte er als 16-Jähriger begonnen, als er wegen Körperverletzung und Diebstahls zu einer Bewährungsstrafe verurteilt worden war. In den folgenden zehn Jahren war Sonny Nieminen fünfmal wegen Diebstahls verurteilt worden, einmal wegen schweren Diebstahls, in zwei Fällen für Bedrohungen, zweimal für Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz, für Erpressung und Widerstand gegen die Staatsgewalt, in zwei Fällen für illegalen Waffenbesitz, einmal für illegalen Waffenbesitz in schwerem Fall, leichte Trunkenheit am Steuer und in nicht weniger als sechs Fällen wegen Körperverletzung. Es war Lisbeth unbegreiflich, wie er so lange damit durchkommen konnte, aber man hatte ihn immer wieder unter Bewährungsaufsicht gestellt, ihm Geldbußen auferlegt oder ihm ein oder zwei Monate Gefängnis aufgebrummt, bis er 1989 plötzlich wegen schwerer Körperverletzung und Raub zu zehn Monaten Gefängnis verurteilt wurde. Ein paar Monate später war er wieder auf freiem Fuß und riss sich bis zum Oktober 1990 zusammen, als er bei einem Kneipenbesuch in Södertälje in eine Schlägerei geriet, die mit Totschlag und einer sechsjährigen Gefängnisstrafe endete. Nieminen wurde 1995 entlassen, zu diesem Zeitpunkt bereits Magge Lundins engster Freund.
1996 wurde er wegen Beteiligung an einem bewaffneten Raubüberfall auf einen Geldtransport festgenommen. Er hatte zwar selbst nicht daran teilgenommen, die drei jungen Täter jedoch mit den nötigen Waffen versorgt. Es hatte ihn also zum zweiten Mal so richtig erwischt. Er wurde zu vier Jahren Gefängnis verurteilt und 1999 entlassen. Danach hatte Nieminen es wundersamerweise vermeiden können, wegen weiterer Verbrechen von der Polizei festgenommen zu werden. Nach einem Zeitungsartikel von 2001, in dem Nieminen nicht namentlich genannt wurde, der Hintergrund aber so detailliert geschildert war, dass es nicht sonderlich schwer zu erraten war, um wen es hier ging, wurde er der Beihilfe zu mindestens einem Mord verdächtigt.
Lisbeth bestellte sich Passfotos von Nieminen und Lundin. Nieminen hatte ein bildschönes Gesicht mit dunklen, lockigen Haaren und gefährlichen Augen. Magge Lundin hingegen sah aus wie ein Vollidiot. In Lundin konnte Lisbeth problemlos den Mann erkennen, der sich in »Blombergs Café« mit dem blonden Riesen getroffen hatte, und in Nieminen den Mann, der bei McDonald’s gewartet hatte.
Über das Kfz-Register spürte sie den Halter des weißen Volvo auf, mit dem der blonde Riese weggefahren war: Es handelte sich um die Mietwagenfirma Auto-Expert in Eskilstuna. Lisbeth griff zum Hörer und bekam den Mitarbeiter Refik Alba an den Apparat.
»Mein Name ist Gunilla Hansson. Gestern ist mein Hund von einer Person überfahren worden, die danach Fahrerflucht begangen hat. Der Mistkerl fuhr ein Auto, das laut Nummernschild auf Sie zugelassen ist. Es handelte sich um einen weißen Volvo.«
Sie gab das Kennzeichen an.
»Tut mir leid.«
»Damit kann ich mich nicht zufriedengeben. Ich will den Namen von diesem Mistkerl; der soll mir Schadenersatz zahlen.«
»Haben Sie Anzeige erstattet?«
»Nein, ich will das lieber im Guten regeln.«
»Tut mir leid, aber ich kann die Namen unserer Kunden nicht herausgeben, wenn keine Anzeige vorliegt.«
Lisbeth Salanders Stimme verdunkelte sich. Sie fragte, ob er sie allen Ernstes zu einer Anzeige gegen einen Kunden zwingen wolle, statt ihr die Möglichkeit zu geben, die Sache im Guten zu regeln. Refik Alba drückte nochmals sein Bedauern aus und meinte, er könne in dieser Angelegenheit leider nichts machen. Sie argumentierte noch ein paar Minuten weiter, bekam den Namen des blonden Riesen jedoch nicht heraus.
Der Name Zala war noch so eine Sackgasse. Mit zwei Unterbrechungen für Billys Pan Pizza verbrachte Lisbeth Salander den Großteil des Tages vorm Computer. Nur eine 1,5-Liter-Flasche Cola leistete ihr dabei Gesellschaft.
Zwar fand sie Hunderte von Menschen namens Zala - von einem italienischen Spitzensportler bis zu einem argentinischen Komponisten. Was sie suchte, fand sie jedoch nicht.
Sie versuchte
Weitere Kostenlose Bücher