Verdammnis
verpassen.
Mia Bergman wachte um halb sieben auf. Aus dem Wohnzimmer hörte sie leise das Frühstücksfernsehen und roch den Duft von frisch gebrühtem Kaffee. Sie hörte die Tastatur von Dags Computer klappern und lächelte.
So akribisch hatte sie ihn noch nie an einer Story arbeiten sehen. Millennium war ein Volltreffer gewesen. Er neigte ein wenig zur Überheblichkeit, und es sah so aus, als würde ihm der Umgang mit Mikael Blomkvist und Erika Berger und den anderen ganz guttun. Immer öfter kam er kleinlaut nach Hause, wenn Blomkvist ihn auf Mängel hingewiesen oder eine ganze Argumentationskette aus den Angeln gehoben hatte. Danach arbeitete Dag immer doppelt so hart wie vorher.
Sie fragte sich, ob dies der geeignete Moment war, seine Konzentration zu stören. Sie war seit drei Wochen überfällig. Doch da sie noch keinen Schwangerschaftstest gemacht hatte, war sie sich nicht sicher.
Demnächst wurde sie 30. In weniger als einem Monat hatte sie ihre Disputation. Doktor Bergman. Sie musste wieder lächeln und beschloss, Dag nichts zu sagen, bis sie Gewissheit hatte. Vielleicht würde sie sogar warten, bis er mit seinem Buch fertig war und sie ihre Promotionsfeier veranstaltete.
Nach zehn Minuten stand sie schließlich auf, warf sich ihre Decke über und ging ins Wohnzimmer. Er blickte auf.
»Es ist noch nicht mal sieben«, bemerkte sie.
»Blomkvist hat mal wieder gemeckert«, erklärte er.
»Och, war er böse zu dir? Geschieht dir ganz recht - du magst ihn gerne, stimmt’s?«
Dag lehnte sich zurück und sah sie an. Nach einer Weile nickte er.
» Millennium ist ein toller Arbeitsplatz. Als wir in der ›Mühle‹ waren, bevor du mich abgeholt hast, habe ich mit Mikael gesprochen. Er hat mich gefragt, was ich nach diesem Projekt vorhabe.«
»Aha. Und, was hast du geantwortet?«
»Dass ich es noch nicht weiß. Ich hab jetzt jahrelang freiberuflich gearbeitet. Ich hätte gerne mal was Festeres.«
»Millennium.«
Er nickte.
»Micke hat das Terrain sondiert und gefragt, ob ich mich für einen Halbtagsjob interessieren würde. Derselbe Vertrag, wie ihn Henry Cortez und Lottie Karim haben. Ich bekomme einen Schreibtisch und ein Grundgehalt von Millennium und muss mir das restliche Geld eben auf eigene Faust verdienen.«
»Willst du das denn?«
»Wenn sie mir ein konkretes Angebot machen, sage ich Ja.«
»Okay, aber es ist immer noch nicht sieben Uhr und außerdem Samstag.«
»Ach, ich wollte bloß ein bisschen am Text feilen.«
»Ich würde sagen, du kommst jetzt zurück ins Bett und widmest dich anderen Dingen.«
Sie lächelte ihn an und lüpfte die Decke ein wenig. Woraufhin er den Computer auf Standby schaltete.
Lisbeth Salander verbrachte den Großteil des nächsten Tages damit, an ihrem PowerBook Recherchen anzustellen. Die Suche ging in verschiedenste Richtungen, und sie wusste nicht mal so recht, was sie eigentlich suchte.
Ein Teil der Fakten war leicht zu beschaffen. Aus einem Medienarchiv holte sie sich eine Übersicht über die Geschichte des Svavelsjö MC. Zum ersten Mal tauchte der Klub unter dem Namen Tälje Hog Riders 1991 in den Zeitungsspalten auf. Die Polizei hatte einen Einsatz im Klubhaus gehabt, das damals in einem ehemaligen Schulgebäude in der Nähe von Södertälje untergebracht war. Beunruhigte Nachbarn hatten die Polizei alarmiert, als sie Schüsse bei der alten Schule hörten, woraufhin die Polizei in voller Einsatzstärke ausgerückt war. Man platzte mitten in ein bierseliges Fest, das zu einem Schießwettbewerb mit einer AK 4 ausgeartet war. Wie sich herausstellte, war diese Waffe zu Beginn der 80er-Jahre vom Regiment I 20 in Västerbotten gestohlen worden.
Den Angaben einer Abendzeitung zufolge hatte der Svavelsjö MC sechs oder sieben Mitglieder und ungefähr ein Dutzend Hangarounds. Alle vollwertigen Mitglieder waren vorbestraft, hauptsächlich für Vergehen ziemlich amateurhafter, zuweilen aber gewalttätiger Natur. Zwei Persönlichkeiten stachen besonders hervor. Der Anführer des Svavelsjö MC war ein gewisser Carl-Magnus »Magge« Lundin, der in der Internetausgabe des Aftonbladet porträtiert worden war, als die Polizei 2001 gegen das Klublokal vorging. Lundin war Ende der 80er und Anfang der 90er fünfmal verurteilt worden. Bei drei dieser Prozesse war es um Diebstahl, Hehlerei und Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz gegangen. In einem Fall ging es um schwerwiegendere Verbrechen, darunter schwere Körperverletzung, was ihm achtzehn Monate
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