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Verdammt feurig

Verdammt feurig

Titel: Verdammt feurig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Belitz
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druntergeschrieben. Warum das so war, leuchtete mir nicht ein, aber wahrscheinlich erhoffte sie, dass ich sie danach fragen würde und sie mir einen Frauenvortrag halten konnte. Vor allem aber würde ich das Sofa niemals benutzen können, solange Leander hier war. Denn die einzige Möglichkeit, in meinem Zimmer ein Sofa aufzustellen, befand sich zwischen Bett und Heizung – Leanders Schlafnische. Er würde das Sofa für sich in Anspruch nehmen.
    Es klopfte an der Tür.
    »Luzie?«
    »Ja?«
    »Darf ich reinkommen?« Das klang nicht gut. Wenn Mama fragte, ob sie reinkommen konnte, führte sie etwas im Schilde.
    »Von mir aus.«
    Leander grinste breit. Er liebte es, Mama und mir bei unseren Diskussionen zuzuhören. Er hatte einen Narren an meiner Mutter gefressen. Mama tapste ins Zimmer und setzte sich neben mich aufs Bett. Oh nein. Ein Bettkantengespräch.
    »Die Show kann beginnen!«, verkündete Leander, seufzte genüsslich und machte es sich im Schneidersitz am Fußende des Bettes bequem. Am liebsten hätte ich ihm das Gesicht zerkratzt. Doch je auffälliger ich mich benahm, desto länger würde dieses Gespräch dauern.
    »Luzie«, begann Mama behutsam und fing an, mit den Fingern die Fransen ihres pinkfarbenen Weihnachtsschals zu entwirren. »Ich mache mir ein bisschen Sorgen um dich.«
    »Schon wieder? Mama, es ist nichts …«
    »Papperlapapp. Ich habe Augen im Kopf und ich habe Ohren. Da ist zum Beispiel die Sache mit dem Duschen … muss es unbedingt zweimal am Tag sein? Du weißt, Papa findet das nicht gut, es kostet Energie und … morgens duschst du wirklich sehr lange.«
    »Weil ich friere. Ich muss so lange duschen, um wieder warm zu werden. Wenn Papa nachts die Heizung anlassen würde, dann …« Dann würde sich auch nichts ändern, dachte ich entmutigt. Leander würde immer noch Ewigkeiten unter der Dusche stehen und französische Kinderlieder summen.
    »Gut, nächstes Thema«, sagte Mama etwas weniger sanft und behutsam. »Deine Esserei. Da war vor Kurzem schon mal eine Phase, in der du sehr viel und in deinem Zimmer und nachts gegessen hast. Dann wurdest du krank und hast kaum mehr etwas gegessen. Und plötzlich verschwinden wieder Sachen aus der Küche. Seit den Ferien ist es besonders auffällig. Ich meine, ich bin froh, dass du endlich Gefallen an meinem Weihnachtsgebäck gefunden hast, und ich sehe ja …« Mama wies hilflos auf die Krümel und den halben Joghurt. »Ich sehe, dass du dir davon holst. Aber, Luzie, du bist immer noch so dünn und –«
    »Was und?«
    »Ach, Liebes, ich habe einfach Angst, dass du eine von diesen Essstörungen hast, ich habe gerade wieder gelesen, dass das viele junge Mädchen …«
    »Ich hab keine Essstörung!«, rief ich erbost und sprang auf. »Das ist völliger Unsinn! Ich trainiere nur viel in letzter Zeit und brauche Energie!«
    Mama hob erstaunt den Kopf und ließ ihren Schal in Ruhe. »Was bitte trainierst du denn?«
    Oh Mist. Beinahe verbabbelt. Meine Eltern wussten ja gar nicht, dass ich Parkour machte. Das war bei uns allen so. Niemand sagte zu Hause etwas davon. Wir waren uns sicher, dass sie es uns sofort verbieten würden.
    »Ach, wir – äh, wir turnen an den Reckstangen im Park und machen Breakdance und so …«
    War Breakdance okay? Wusste Mama überhaupt, was Breakdance war? Jedenfalls war beides nicht gelogen. Mama hatte Angst um mich, das sah ich in ihren Augen. Ich wollte sie nicht anlügen, wenn sie solche Angst um mich hatte.
    »Außerdem – außerdem komme ich wahrscheinlich in die Pubertät und da ändert sich doch alles, oder?«, fragte ich. Was für eine bekloppte Ausrede. Ja, ich war dreizehn und ich war seit anderthalb Jahren in Seppo verknallt, aber ich hatte bisher keinen einzigen Pickel gehabt und kicherte nicht dauernd rum wie Sofie und einen BH brauchte ich erst recht nicht. Natürlich fühlte ich mich schon lange nicht mehr wie ein Kind. Ganz und gar nicht. Aber eigentlich hatte ich Mama das nie sagen wollen. Denn Mama wartete nur darauf, dass sie irgendwelche peinlichen Frauengespräche mit mir führen konnte, und betonte seit Jahren bei jeder Gelegenheit, dass ihre Tochter ja eine Spätentwicklerin sei. Das klang aus ihrem Mund beinahe so, als sei es etwas Schlimmes, eine Spätentwicklerin zu sein. Wie es schien, war Mama völlig verrückt danach, mich pubertär zu erleben.
    Ich wollte aber nicht rumkichern und Pickel kriegen und BHs tragen und am Ende noch mit Mama darüber sprechen müssen. Ich wollte einfach nur erwachsen

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