Verdammt, wo ist der Braeutigam
Jenny keine Gedanken darüber machen wird, was sie anzieht, wenn sie nur mit ihrem Frank allein vorm Standesbeamten steht.
Aber so sind sie, die Anhänger der Trauung pur, jedes Argument ist ihnen recht, um ihren einsamen Akt zu rechtfertigen. Auf die Spitze trieben es Freunde meiner Schwägerin. Sie luden Freunde und Verwandte zur Geburtstagsparty ein, nur um dann auf der Tanzfläche auffällig mit ihren neuen Eheringen zu winken. »Wir wollten sehen, wer wirklich unsere Freunde sind. Echte Freunde kommen auch zu einem Geburtstagsfest«, begründeten die beiden diese getarnte Hochzeitsfeier. Womit die zwei Liebenden nicht gerechnet hatten: Die anwesenden Freunde und Verwandte hatten zwar in ihren Augen bewiesen, dass sie »echt« waren, aber sie waren alle stocksauer und haben diese Ehe-Überraschung dem Paar nie verziehen.
Immerhin hatten die zwei ein Fest, was anderen heimlichen Brautpaaren fehlt. Jedes Mal, wenn Silvana von ihrer Hochzeit erzählt, fallen die Begriffe »Fischerstädtchen«, »Hafen«, »herrlich« – nie mehr und nie etwas anderes. Das ist ein großes Problem, in das sich die Trauung-pur-Anhänger da hineinmanövrieren. Echte Hochzeiten mögen anstrengend sein, vielleicht auch nervig, aber dafür liefern sie unendlichen Erzählstoff. In dem Roman ›Anna Karenina‹ zum Beispiel wird die Hochzeit von Lewin und Kitty auf 23 Seiten ausgebreitet. Silvana schafft dagegen nicht mal einen Absatz.
Manche Pur-Brautpaare, so wie Jenny und Frank, sagen: »Wir feiern später.« Aber wann will man eine Hochzeit feiern, wenn nicht an der Hochzeit? Die Gefahr ist groß, dass aus dem »Wir feiern später« nie etwas wird.
Miranda und Karl haben gemerkt, dass »Trauung pur« auch ganz schön öd sein kann. Erst machten sie ein riesiges Geheimnis um ihre Trauung. Der Trauzeugin hatten sie so nachdrücklich eingeimpft, ja niemandem etwas von dem Termin im Standesamt zu erzählen, dass sie mir erst Jahre später von dieser seltsamen Hochzeit berichtete (obwohl sie sich eigentlich sehr gerne mitteilt). Es war nämlich so, dass nach der Trauung das Brautpaar und die beiden Trauzeugen gemeinsam und voneinander gelangweilt im Wohnzimmer der Braut saßen. Ein rechtes Gespräch wollte nicht aufkommen, Stimmung schon gar nicht. Auf einmal sprang die Braut auf und wollte nun doch feiern. »Ich hole noch die Nachbarn«, rief sie und war aus der Tür. Das Rentnerpaar von nebenan kam gerne vorbei. Na ja, mit etwas Fantasie und wenn man die Details ausschmückt – eine halbe Seite könnte man vielleicht darüber erzählen.
Die Flucht
KNAPP AM TRAUALTAR VORBEI
Im Jahr 1999 kam der Film ›Runaway Bride‹ in die Kinos, der deutsche Titel war: ›Die Braut, die sich nicht traut‹. Er handelte von einer Frau, die einen hohen Verschleiß an Lebensgefährten hatte. Sie hatte die seltsame Angewohnheit, ihre Liebsten vor dem Traualtar zu verlassen. Der Produktionsfirma Warner Bros. brachte der Streifen 152 Millionen US-Dollar ein. Als RTL den Film ein paar Jahre später im Fernsehen zeigte, hatte er an einem Abend 2,4 Millionen Zuschauer.
Nun passieren solche Dramen nicht nur auf der Leinwand. Auch Hugh Hefner, Gründer des Magazins ›Playboy‹, rannte seine künftige Frau Crystal Harris kurz vor der Hochzeit erst einmal davon. »Zu schneller Sex« sei der Grund gewesen, posaunte sie in die Medienwelt hinaus. Außerdem habe sie Hugh nie nackt gesehen. Wie beides zusammenpassen soll, mag man sich gar nicht erst vorstellen.
Erinnern Sie sich noch an Bennifer? So nannten alle den Schauspieler Ben Affleck und die Sängerin Jennifer Lopez, als sie noch ein Paar waren. Gerade einmal zehn Jahre ist es her, dass sie alle mit ihrer Liebe verzauberten und die ganze Welt sie als eins sah: Bennifer. Sie waren das Sinnbild miteinander verschmolzener Herzen – bis Bennifer im allerletzten Moment seine Hochzeit cancelte.
Heute ist Ben mit der Schauspielerin Jennifer Garner verheiratet. »Er ist wirklich süß«, schmachtet diese noch nach acht Ehejahren. Jennifer Lopez hat dagegen bereits eine Scheidung hinter sich und mehrere Affären, unter anderem mit einem 25-jährigen Tänzer. »Sie hat den Body einer 20-Jährigen«, prahlte dieser über die 43-Jährige. Ob das nun Liebe oder gute PR ist, wissen nur die beiden allein.
Ist es nicht auffallend, wie schnell verhinderte Eheleute wieder vor dem Altar auftauchen? So eine Trennung kurz vorm Jawort scheint nicht besonders schmerzhaft zu sein. »Es ging irgendwie ›Ahh‹. Dann war ich
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