Verdammt, wo ist der Braeutigam
allein in Deutschland. Aber weit gefehlt, jeder Bauer hat so seine eigenen Vorstellungen, was er unter »Frau« versteht. Bauer Gerold, der von sich sagt: »Ich bin ein Dornröschen, das geweckt werden muss«, will zum Beispiel eine Frau, die locker und gesellig ist. Bei Bauer Thomas soll sie häuslich und gleichzeitig selbstständig sein. Das schränkt die Trefferquote schon wieder ein, vor allem, weil ja nur jene Frauen zur Auswahl stehen, die sich bei dem Fernsehsender beworben haben.
Die Wahl zwischen gleich 20 Frauen auf einmal hatte der Hamburger Paul, der der »Bachelor« in der Sendung gleichen Namens war. Zur Brautschau flogen er und die Frauen nach Südafrika. »Auf dem normalen Wege habe ich keine Probleme, Frauen kennenzulernen, aber bis jetzt war nicht die Richtige dabei. Warum soll jetzt nicht in Südafrika bei 20 hübschen Frauen die eine dabei sein?«, erklärte er seine Motivation, bei der Sendung mitzumachen. Leider mussten die Zuschauer dann Zeuge werden, wie er sich zwar verliebte, aber nach drei Monaten schon wieder von seiner Traumfrau trennte.
Ex-Bachelor Paul tourt inzwischen für Fan-Events durch Deutschland und Österreich und hat viel zu tun, da er jetzt sehr viele weibliche Fans hat. Auch davon gibt es Aufnahmen, zum Beispiel, wie er in einer Disco von Sicherheitsmitarbeitern gerettet werden muss, weil sich zu viele Frauen auf ihn stürzen wollen. Nach solchen Auftritten träumt Paul nun davon, »zu Hause die Füße hochzulegen«. Dabei kann er dann überlegen, welche denn nun die Richtige für ihn ist. Aber ob es bei all der Auswahl einfacher geworden ist, sie zu finden, das ist die Frage.
Die wilde Seite der Ehe
WENN SPÄTERE HEIRAT NICHT AUSGESCHLOSSEN IST
Die Institution der Ehe, die mit Trauschein und Ring besiegelt wird, hat längst Konkurrenz bekommen: von der »wilden Ehe«. In der »wilden Ehe« leben zwei Menschen zusammen, ohne verheiratet zu sein.
Nun klingt die »wilde Ehe« aufregender, als sie ist – vor allem für Außenstehende. Sie hört sich so an, als sei da richtig was los, wie Party ohne Ende. Dabei weiß jeder, der in einer solchen wilden Ehe lebt, dass der Alltag (leider) mindestens so normal und unaufgeregt ist wie in einer echten Ehe. Der CSU-Abgeordnete Norbert Geis jedoch weiß das nicht. Er glaubt dem wilden Image und forderte Joachim Gauck, als dieser als Bundespräsident nominiert wurde, auf, »seine persönlichen Verhältnisse so schnell wie möglich zu ordnen«.
Bei Joachim Gauck ist es bislang so: Er ist verheiratet und hat mit seiner Ehefrau erwachsene Kinder. Die beiden leben aber schon seit dem Jahr 1991 nicht mehr zusammen, sie sind auch kein Liebespaar mehr. Der korrekte Begriff im Scheidungs-Deutsch dafür lautet »dauerhaft getrennt lebend«. Nur lassen sie sich nicht scheiden. Außerdem hat Gauck seit gut zwölf Jahren eine Lebensgefährtin. Seine Familienverhältnisse sind also eigentlich recht überschaubar und auch nicht unordentlich. Da dürfte manche Ehe, in der nebenbei außereheliche Verhältnisse gepflegt werden, weit unordentlicher sein.
Sollte man die »richtige« Ehe eigentlich als »sanft« bezeichnen? Oder ist mit »wild« eher eine Analogie zur wild wachsenden Pflanze im Gegensatz zur gezüchteten gemeint? Hm, der Staat züchtet also die Ehe mit Trauschein, während sich die »wilde Ehe« wie Unkraut ausbreitet. Dann wäre der CSU-Abgeordnete Norbert Geis so etwas wie ein Gärtner. Allerdings einer, der viel zu tun hat, denn beim Unkrautjäten kann er nicht auf große Unterstützung zählen. Wie Meinungsumfragen ergaben, hat die Mehrheit der Bundesbürger kein Problem mit Gaucks wilder Ehe.
Die Soziologin Nina Degele von der Universität Freiburg hält den Begriff der »wilden Ehe« für veraltet und prognostiziert, dass die Familienverhältnisse in Deutschland – auch die derjenigen, die öffentliche Ämter innehaben – vielfältiger werden. Der Trend wären »alternative Beziehungsmodelle«. Da kann man sich nun beliebig viel darunter vorstellen.
Fakt ist, Millionen Deutsche sind verheiratet, jedes Jahr werden Hunderttausende Ehen geschlossen. Dafür werden andere zwar wieder beendet, aber die Ehe mit Trauschein ist mit Sicherheit kein Auslaufmodell. Allerdings könnte man darüber nachdenken, für sie auch einen interessanteren Begriff zu finden. Vielleicht ist es auch Zeit für eine Ehereform, die man am besten in die Hände von Joachim Gauck legt. Als erfahrene Experten für die Reformkommission bieten sich neben
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