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Verdammte Deutsche!: Spionageroman (German Edition)

Verdammte Deutsche!: Spionageroman (German Edition)

Titel: Verdammte Deutsche!: Spionageroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Seyfried
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Lane vorfahren wird. Er eilt dorthin und hält an der Ecke Ausschau nach einer anderen Droschke. Ein paar Hansoms traben vorbei, sind aber alle besetzt. Fünf lange Minuten verstreichen, in denen er immer wieder über die Schulter blickt, ob das Cab noch vor dem Buchladen steht. Endlich entdeckt er eine Automobildroschke zwischen all den Fuhrwerken und Radfahrern und winkt sie heran. Dem Fahrer sagt er: » Hier aus der Gasse wird gleich ein Cab rauskommen, dem folgen Sie bitte!« Dann geht er die paar Schritte bis zur Ecke und wartet. Hinter ihm knattert der Motor der Droschke im Leerlauf. Der Fahrer ist ausgestiegen und raucht eine Zigarette.
    Es dauert fast eine Viertelstunde, bis die junge Frau wieder aus dem Laden kommt, jedoch zusammen mit Petermans Tochter, die einen Koffer trägt. Beide nehmen Platz, und das Cab trabt sofort los und biegt nach links in die St. Martin’s Lane ein. Er winkt sein Motortaxi heran und nimmt im Fond Platz.
    Durch chaotischen Verkehr folgen sie dem Cab über den Oxford Circus, dann geht es weiter an der Nordseite des Hyde Park entlang, schließlich endet die Fahrt vor der Paddington Station. Vivian hat wohl die Absicht, ins College zurückzufahren, und ihre Freundin bringt sie zum Bahnhof. Er drückt dem Fahrer einen Half-Sovereign in die Hand und bedeutet ihm zu warten, dann folgt er den beiden Frauen bis auf den Bahnsteig der Züge nach Oxford und Gloucester. Dort plaudern sie miteinander, aber sie scheinen beide in ernster Stimmung zu sein, Vivian zumindest wirkt recht bedrückt. Währenddessen wird der Zug bereitgestellt, und der Bahnsteig füllt sich mit Reisenden. Er schlendert an den beiden vorbei, ohne sie zu beachten, bleibt etwas hinter ihnen stehen und steckt sich eine Zigarette an. Wegen des Lärms in der Halle versteht er kaum etwas von ihrer Unterhaltung, vernimmt aber, wie Vivian ihre Freundin Emmeline nennt. Er entfernt sich langsam wieder, wobei er sie im Sichtfeld behält, und studiert den ausgehängten Fahrplan. Die Abfahrt ist auf 9 Uhr 48 festgelegt, also wird es noch gut zehn Minuten dauern. Endlich umarmen sich die beiden, und Vivian steigt in den Waggon.
    Emmeline, so nennt er sie jetzt für sich, verläßt den Bahnhof, und er rechnet damit, daß sie die U-Bahn nimmt oder zu Fuß geht, wohin auch immer. Doch sie steuert sofort auf eins der wartenden Hansoms zu und nimmt darin Platz. Wohin sie will, kann er nicht hören. Er eilt zu seinem wartenden Motortaxi und weist den Mann an hinterherzufahren. Das Cab trabt schnell vor ihnen her, überholt Pferdebusse und Fuhrwerke, sein Taxifahrer hat Mühe, es im Auge zu behalten. Jetzt biegt das Gefährt in die Strand ein und hält vor Gatti’s Café. Emmeline steigt aus und geht hinein. Drummond entlohnt seinen Fahrer und legt noch einen Shilling drauf. Ein teurer Spaß. Er wird die Quittung im Büro einreichen und erklären, er sei Petermans Tochter gefolgt.
    Inzwischen hat es leicht zu regnen begonnen. Er bleibt dennoch draußen und beobachtet durch eins der großen Fenster, wie Emmeline zu einem älteren Gentleman an den Tisch tritt. Der erhebt sich sofort, verbeugt sich und bittet sie mit einer einladenden Handbewegung, Platz zu nehmen.
    Sie trinkt Kaffee und unterhält sich mit ihrem Gegenüber. Drummond bewundert ihre selbstbewußte Haltung und ihre sparsamen, aber eleganten Gesten. Sie sitzen nahe genug am Fenster, so kann er sehen, daß sie keinen Ehering trägt. Auch keinen Verlobungsring, dafür einen hübschen Ring mit grün funkelndem Stein an der linken Hand. Der Gentleman könnte ein Bekannter sein oder eine Zufallsbegegnung. Da das Lokal gut besetzt ist, war dies möglicherweise der einzige freie Platz. Jedenfalls wirkt die Situation auf ihn nicht so, als wären sie verwandt oder gar liiert. Eben schüttelt sie lachend den Kopf, unter dem Hut fliegen ihre roten Locken, und der Gentleman schmunzelt unter seinem grauen Schnurrbart. Drummond wird es langsam ungemütlich. Er hat seinen Schirm nicht dabei, sein Kragen wird feucht, und die Nässe dringt allmählich durch die Schultern seines Jacketts. Er geht ein wenig auf und ab, kehrt aber immer wieder ans Fenster zurück.
    Endlich, nachdem ungefähr eine Stunde vergangen ist, sieht er, wie sie sich erhebt, Umhang und Schirm vom Garderobenständer nimmt und zum Ausgang will. Draußen spannt sie ihren Schirm auf und geht an ihm vorbei in Richtung Trafalgar Square. Er läßt ihr ein paar Meter Vorsprung, dann folgt er ihr, wobei er ihren Gang bewundert,

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