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Verdammte Deutsche!: Spionageroman (German Edition)

Verdammte Deutsche!: Spionageroman (German Edition)

Titel: Verdammte Deutsche!: Spionageroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Seyfried
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der Bug aus dem Wasser ragte, konnte die Besatzung durch die Torpedorohre herausgezogen werden. Drei Leute blieben jedoch im Turm eingeschlossen.
    Erst zwanzig Stunden später gelang die Bergung. Zwischen den beiden Rümpfen der Vulkan stachen die Sehrohre durch die Wasseroberfläche, und gleich danach erschien der kleine Turmaufbau. Sogleich jumpten Leute mit Brechstangen und Vorschlaghämmern hinüber. In fünf Minuten waren die Schraubmuttern abgeschlagen, und das Luk flog mit einem Knall auf, gasdurchmischte Luft entwich fauchend, im Turm herrschte Überdruck. Mit dem Schlauch wurde Druckluft hineingeblasen, dann sprangen mehrere U-Boot-Offiziere hinein. Ihre Kameraden fanden sie leblos auf ihren Sitzen zusammengesunken. Sie wurden durch das enge Luk herausgehoben und ins Lazarett des Hebeschiffes gebracht. Dort konnten die Ärzte nur noch den Tod feststellen, der wohl schon vor mehreren Stunden eingetreten war.
    Märtyrer der Seemannspflicht, hieß es anderntags in der Zeitung, sie opferten sich, um das Leben ihrer Kameraden zu retten. Doch das war erfunden. Die drei, die erstickt waren, hatten keine Gelegenheit gehabt, durch ihren Tod die anderen zu retten.
    Wie würde das erst im Krieg werden? Wie viele würden den Heldentod sterben, hüben wie drüben? Von den Fischen gefressen. Er denkt an sein Abendessen mit Vivian. Ist das nicht alles sinnlos? Keiner will den Krieg, und doch arbeiten beide Seiten mit aller Kraft darauf hin. Wäre es nicht besser, er ginge als Spion nach England, um zu belegen, daß die Engländer, die schließlich auch Germanen waren, nichts Böses gegen ihre Verwandten im Schilde führten?
    London, War Office, 9. Februar 1912, Freitag
    Es ist kalt, und ein leichter Regen fällt, als Drummond und Captain Kell sich auf den Weg zum War Office machen. Vom Büro bis zum War Office sind es knapp fünfzehn Minuten Fußweg. Der Captain trägt wie immer Zivil, heute einen sandfarbenen Regenmantel, dazu einen olivgrünen Filzhut.
    Vor vier Wochen, gleich am Morgen nach der Begegnung mit Le Queux, hatte Drummond dem Captain ausführlich darüber berichtet. Kell zeigte sich empört über die Frechheit des Schriftstellers, einfach in seinem Büro aufzutauchen, dessen Adresse als streng geheim galt, und sich obendrein als sein Freund auszugeben. Von wem der Mann wußte, wo das Büro untergebracht war, war auch ihm ein Rätsel. Die Vermutung Drummonds, daß Melville, eventuell auch Major Edmonds, eine Indiskretion begangen haben könnten, wies er, zumindest ihm gegenüber, von sich.
    Sie gehen nebeneinander am Embankment entlang in Richtung Waterloo Bridge, und erst hier weiht ihn Kell in den Grund für die Visite im Kriegsministerium ein. » Major Edmonds möchte Sie sehen, Drummond. Der Major leitet die Abteilung MO 5, der wir in gewisser Weise unterstellt sind. Ich selbst habe zur selben Zeit eine Unterredung in einer anderen Abteilung.«
    Ein, zwei Minuten lang schreiten sie schweigend weiter, dann fährt Kell fort: » Wie Sie wissen, unterliegt unsere Tätigkeit strenger Geheimhaltung. Wir haben Sie deshalb über die Organisationsstruktur unserer kleinen Dienststelle im Unklaren gelassen. Wie Ihnen aber sicherlich längst bekannt ist, wurde im vergangenen Jahr eine Aufgabenteilung beschlossen. Ein Teil unserer Organisation, die Foreign Section, wie wir sie nennen, befaßt sich mit der Beschaffung von Informationen aus dem Ausland. Darunter fiel ja auch Ihre anfängliche Tätigkeit. Und die Aufgabe meiner Home Section ist das Aufspüren von fremder Spionageaktivität.«
    Drummond nickt und wartet ab, was der Captain noch zu sagen hat. Doch Kell schweigt wieder. Drummond sieht ihn von der Seite an. Kell hat die Brauen zusammengezogen und denkt offenbar angestrengt nach.
    Endlich spricht er weiter: » Nun, gelegentlich überschneiden sich diese beiden Bereiche, wie beispielsweise im Fall Seiler, mit dem ich Mr. Melville und Sie betraut habe. Da erwies es sich als besonders ungünstig, daß Sie Seiler nicht auf den Kontinent folgen durften. Das würde normalerweise in den Zuständigkeitsbereich der Foreign Section fallen. Ich hätte also bei Captain Cumming, der die Abteilung leitet, eine Fortsetzung der Observation ab Calais beantragen müssen. Das ist natürlich unsinnig, wenn ein Verdächtiger überraschend das Land verläßt. Die Foreign Section erweist sich auch nicht immer als flexibel und kooperativ. Kompetenzgerangel, Sie verstehen.«
    » Ja, Sir. Ich verstehe, Sir.«
    » Ich habe Major Edmonds

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