Verdammte Deutsche!: Spionageroman (German Edition)
Das ist unser Hilfssehrohr.« Dann klopft er mit den Knöcheln gegen die Leiter zum Turm. » Da oben sind unsere Hauptsehrohre, ein normales und das Angriffsperiskop mit Fadenkreuz. Abfeuerung der Torpedos erfolgt ebenfalls vom Turm aus. Keine sonstigen Waffen auf U 9, außer daß jeder Mann mit der Pistole 04 ausgerüstet ist.«
Er grinst. » Hinter dem Vorhang da ist das Klosett. Werfen Sie mal einen Blick rein.«
Die Porzellanschüssel ist in die Ecke zum Schott gequetscht. Darüber, dahinter und sogar darunter verlaufen dicke und dünne Rohrstränge aller Art, Handräder und Absperrhähne blinken. Es ist so eng, daß es fast unmöglich scheint, das Klosett zu benutzen. Seiler verzieht das Gesicht, und Edeling grinst noch breiter. » Empfehle Opium bei längeren Fahrten. Das stopft.«
Jetzt geht es nach achtern in den Motorenraum. Elektrische Glühlampen beleuchten diesen langen stählernen Tunnel mit seinem Gewirr von Rohren, Leitungen und Aggregaten unter der gewölbten Decke. Vier mächtige, mannshohe Motoren, je zwei an jeder Seite, füllen ihn fast ganz aus, dazwischen bleibt nur ein schmaler Mittelgang. Den Durchgang versperren zwei Männer, die mit Spannschlüsseln an einem der Motoren arbeiten.
» Unser Ingenieur«, sagt Edeling, » und sein Gehilfe. Die stören wir mal lieber nicht.« Der Ingenieur, hager und hohläugig, die bloßen Arme mit schwarzem Öl verschmiert, hat nur ein kurzes Nicken für sie übrig. Edeling erklärt: » Das sind zwei Körtingsche 6-Zylinder 2-Takt-Petroleummotoren, je einer pro Propeller, Leistung maximal 225 Pferdestärken.« Er zeigt an den Maschinisten vorbei nach achtern. » Dahinter noch mal zwei, aber größere mit acht Zylindern und 300 PS . Wenn die alle laufen, verstehen sie kein Wort mehr, machen einen Mordskrach. Noch weiter dahinter liegen die beiden Elektromotoren, je 580 Pferde, direkt um die Schraubenwellen gebaut. Ganz achtern kommt noch die Rudermaschine, darüber die beiden Hecktorpedorohre, und dann hört der Druckkörper auf. Folgen außen Ruder und Schrauben.«
In der Zentrale erklärt er Seiler noch: » Alle wichtigen Einrichtungen sind hier im zylindrischen Druckkörper untergebracht, der den Wasserdruck in der Tiefe aushält. Die dünne Außenhülle des Bootes ist mit Spanten mit ihm verbunden. Zwischen Innen- und Außenhaut befinden sich die Tauchtanks, die bei Unterwasserfahrt mit Wasser gefüllt sind. Dabei bleiben ihre Bodenventile offen, um den Wasserdruck mit dem Außenwasser auszugleichen. Zum Auftauchen wird Preßluft in die Tauchtanks geblasen, dadurch wird das Wasser unten aus den Ventilen herausgedrückt, und das Boot steigt auf. Aber das kennen Sie sicher alles schon von U 1 her!«
Eine halbe Stunde später löst sich U 9 vom Pier und dreht den Bug in die kurze, kabbelige See. Aus dem Auspuff am Heck quillt gelblichweißer Rauch und zerflattert im Wind. Das ist einer der Nachteile der Petroleummotoren, dieser weithin sichtbare helle Qualm.
Seiler legt einen Arm ums Sehrohr und lehnt sich nach Backbord hinaus, um dem Ersten Platz zu machen, der sich gerade aus dem engen Turmluk stemmt. Mit dem Kommandanten und dem Rudergänger, der vorn hinter seinem Rad steht, sind sie zu viert auf der winzigen Plattform.
Das Boot tuckert im Kielwasser von U 8 auf die Förde hinaus. Auf dem schmalen Vordeck stehen zwei Matrosen, breitbeinig, die Hände in den Taschen, und schauen zum Kohlenhafen hinüber, wo die Panzerkreuzer Yorck und Roon festgemacht haben. Die großen Vierschornsteiner, erst 1906 in Dienst gestellt, gelten bereits als veraltet. Ihre Zeit ist vorüber, die Zukunft gehört den modernen, doppelt so großen Schlachtkreuzern, von denen bereits zwei in Dienst gestellt und zwei weitere in Bau sind.
Die beiden Unterseeboote laufen jetzt schneller, der leicht hochgezogene Bug von U 9 schneidet die anrollenden Wellen, schäumend rauscht das Wasser an den Seiten vorbei, spült über die flache Oberseite der Tauchtanks und klatscht ab und zu über das Vordeck. Die beiden Matrosen entern auf den Turm und steigen ein. Vom kurzen Flaggstock am Heck flattert die Kriegsflagge und am Bug die kleine Gösch mit dem Eisernen Kreuz. Der Wind ist beißend kalt, und die Gummituchbespannung um die Turmplattform bietet kaum Schutz. Das Sehrohr, an dem Seiler sich festhält, vibriert, ab und zu dringt das Wummern der Motoren aus dem offenen Turmluk herauf.
Der Erste nimmt eine Peilung vom Mönkeberger Kirchturm an Steuerbord, und Seiler muß sich noch
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