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Verdeckt

Verdeckt

Titel: Verdeckt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kendra Elliot
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Halskette an. Gleich würde sie sie in einem Beweismittelbeutel verschwinden lassen. Lacey sah, wie sich die Lippen der Anthropologin bewegten, hörte aber die Worte nicht. Ihr Magen fühlte sich an, als wäre sie im Vergnügungspark zu oft mit dem Zipper gefahren.
    Das Dröhnen in ihrem Kopf übertönte alle anderen Geräusche. Es war ein unsagbar schmerzhafter Prozess, die Gedanken zuzulassen, die die Verbindung zwischen der Halskette in Dr. Peres’ Hand und den Brücken in ihrer eigenen herstellten.
    Suzanne. Das kann doch nicht sein …
    Laceys Blick sog sich an den schimmernden Goldbrücken in ihrer Handfläche fest und plötzlich wusste sie, warum ihr diese Szene so bekannt vorkam.
    Gesprächsfetzen und Anfeuerungsrufe schallten durch das Collegestadion von Corvallis in Oregon. Die Oregon State Fans liebten ihre Turnmannschaft und sorgten stets für volle Hallen.
    Lacey stand in ihrem roten Mannschaftstrikot am Rand der Arena und ließ den Blick über die vollbesetzten Ränge schweifen. Sie spürte die Energie, die von dieser Kulisse ausging, wie eine Droge, die sie in ein Wettkampf-High versetzte. Obwohl das Stadion kleiner war als ihr Heimatstadion an der Southeast Oregon University, pulsierte es mit derselben Intensität wie sämtliche anderen Austragungsorte von Turnwettbewerben im gesamten Staat. Lacey genoss die Extradosis Adrenalin; sie wippte auf den Ballen ihrer nackten Füße. Noch zwei Bodenübungen, dann war sie an der Reihe.
    »Hältst du die bitte kurz für mich?«
    Bevor Lacey widersprechen konnte, drückte ihr Suzanne, ihre Teamgefährtin und beste Freundin, etwas in die Hand. Lacey fand es widerlich, die warmen, feuchten Goldgebilde, die direkt aus demMund des anderen Mädchens kamen, anfassen zu müssen, und streckte sie ihrer Freundin wieder hin.
    »Igitt! Kommt gar nicht infrage. Hast du keinen Behälter dafür?«
    Die Turnerin hob die Hände und wich zurück. »Vergessen. Und ich hab Angst, mitten in der Übung eins von den Dingern zu verschlucken. Jemand anderem kann ich sie nicht anvertrauen. Wenn ich sie verliere, bringt Mum mich um.« Sie legte den Kopf schief, kräuselte die Nase ein wenig und sah Lacey mit braunen Dackelaugen an. »Ich bin dran. Lass sie nicht fallen.«
    Ohne auf eine Antwort zu warten, wirbelte das Mädchen herum und marschierte hinaus auf die Matte. Sie grüßte die Richter mit dem üblichen selbstbewussten Charme. Die Fans, die die lange Fahrt von Mount Junction im Südosten Oregons auf sich genommen hatten, brüllten, als die Sprecherin Suzannes Namen intonierte. Sie liebten Suzannes mitreißende Bodenübung und kreischten vor Begeisterung.
    »Du bist mir was schuldig«, murmelte Lacey. Mit den Brücken in der offenen Hand sah sie sich Suzannes Auftritt an.
    Lacey atmete tief durch und schluckte. Ihr Atem stand in kleinen Wölkchen in der eisigen Luft. Sie hatte die Faust wieder um die Brücken geschlossen. Die spitzen Enden der Goldklammern stachen ihr ins Fleisch. Ihr Körper krümmte sich wie von Krämpfen geschüttelt. Jack packte sie an den Schultern.
    »Was zum …« Als ihre Beine nachgaben, hielt er sie fest.
    Es war Suzanne.
    Es konnte unmöglich jemand anderes sein. Das Alter und der zierliche Bau des Skeletts, der ungewöhnliche Zahnersatz und jetzt die Halskette – alle Fakten sprachen dafür.
    Kaum zehn Meilen von diesem verschneiten Flecken Erde entfernt hatte Lacey hilflos mit ansehen müssen, wie Suzanne mit ihrem Mörder in die dunkle Nacht verschwunden war.
    Suzanne war nach einem Turnwettkampf an der Oregon State University in Corvallis südlich von Lakefield entführt worden. Sie war das neunte Opfer des College-Girl-Killers, des Serienmörders,der vor einem Jahrzehnt Jagd auf Studentinnen in Oregon gemacht hatte.
    Mit brennenden Augen starrte Lacey das kleine, einsame Skelett auf der Plane an. Ihr Herz schlug einen traurigen Takt. Am liebsten wäre sie ins Bett gekrochen und hätte sich die Decke über den Kopf gezogen. Ihr spontanes Gefühl hatte sie nicht getrogen. Diese Ermittlung war etwas Persönliches.
    Suzannes Leiche war nie gefunden worden.
    Bis jetzt.

D REI
    Staatspolizei. Selbst aus knapp fünfzig Metern Entfernung erkannte Jack, dass die beiden Männer in Zivil, die jetzt bei der Gruppe von Cops aus Lakefield standen, auswärtige Polizisten waren. Laut Terrys Aussage war das Dezernat von Lakefield einfach zu klein, um diese Art von Ermittlung allein zu stemmen. Terry deutete auf Jack, und die beiden Fremden starrten zu ihm

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