Verdeckt
Langsam glaubte er den Wetterfröschen, die behaupteten, dieser Winter könnte für Oregon einer der härtesten seit Jahrzehnten werden.
Dem Himmel sei Dank für den Allradantrieb.
Ein Blick Richtung Mehrfamilienhaus zeigte ihm, dass Dr. Peres und ihre Techniker noch immer im Zelt arbeiteten. Was für Schätze würden sie noch finden?
Eine Polizeimarke zwischen den Knochen eines mysteriösen Skeletts.
Mason gefiel das überhaupt nicht.
Die Markennummer wurde gerade überprüft, um den Besitzer festzustellen. Jack Harper hatte geschworen, er würde die Nummer kennen – genau wie den Cop, zu dem sie gehört hatte. Doch die Detectives brauchten eine offizielle Bestätigung. Harper arbeitete seit Jahren nicht mehr bei der Polizei in Lakefield. Er konnte sich täuschen.
So lang sie auf den Rückruf warteten, befragten Mason und Ray die kleine Zahn- und Kieferspezialistin. Dr. Campbell hockte auf dem Klappheck eines alten Chevy Pick-ups auf dem vereisten Parkplatz, das im Augenblick als provisorischer Befragungsraum diente.
Die Detectives tauschten über Laceys Kopf hinweg stumme Blicke aus. Eingemummt in ihre Jacke und einen geborgten gelben Parka sah Dr. Campbell aus wie ein Teenager. Alle paar Sekunden durchlief sie ein so heftiger Schauer, dass sie fast ihren Kaffee verschüttete. Sie hatte noch keinen Schluck getrunken.
Für eine forensische Spezialistin wirkte sie viel zu jung. Angeblich arbeitete sie außerdem als Dozentin an der angesehenen zahnärztlichen Fakultät auf dem Marquam Hill, dem Hügel, der in Portland den Spitznamen Pill Hill trägt. Die Informationen stammten von der forensischen Anthropologin. Diese kratzbürstige Dame wirkte so sachlich und distanziert, dass Mason geneigt war, ihr zu glauben. Er hatte damit gerechnet, tage- oder wochenlange Nachforschungen anstellen zu müssen, um das Skelett identifizieren zu können. Und jetzt präsentierte ihm die kleine Zahnärztin ganz überraschend den Namen des Opfers.
So einfach konnte die Sache doch nicht sein.
Mason stellte einen Fuß auf den Kotflügel des Trucks, legte den Unterarm über seinen Oberschenkel und setzte die Befragung fort.
»Wegen den Zähnen und der Halskette sind Sie also überzeugt, dass es sich um Ihre College-Freundin handelt?«
»Ja. Wie oft denn noch?« Dr. Campbell sprach, als hätte sie einen Fünfjährigen mit einem besonders schweren Fall von ADS vor sich. Sie stellte ihren Kaffee ab.
»Suzanne wurde vor elf Jahren in Corvallis vom sogenannten College-Girl-Killer verschleppt. Als man ihn geschnappt hat, gestand er, sie ermordet zu haben, weigerte sich aber zu sagen, wo er die Leiche versteckt hatte.« Sie sah Mason mit ungeduldigen braunen Augen an und zählte die Fakten an den Fingern ab. »Suzanne trug eine Halskette wie diese hier. Und zwar immer. Zwischen den Knochen lagen Haarsträhnen in Suzannes Blondton. Und die altmodischen Goldbrücken kenne ich leider genau. Ich musste sie mal während eines Turnwettkampfes für sie halten, weil sie den Behälter dafür vergessen hatte.« Lacey ließ die Hände sinken. »Erinnern Sie sich denn nicht an den College-Girl-Killer?« Beim letzten Wort versagte ihre Stimme.
»Ich bin mit dem Fall vertraut.« Das war eine krasse Untertreibung. Mason hatte zu der Sonderkommission gehört, die auf den Serienmörder angesetzt worden war, und die Erlebnisse von damals hatten sich für immer in sein Gedächtnis gebrannt. Plötzlich spürte er ein Ziehen im Bauch. Seit ihm bewusst geworden war, dass das Skelett etwas mit diesem kranken Stück Dreck, dem College-Girl-Killer Dave DeCosta zu tun haben könnte, hatte sein Magen die Säureproduktion hochgefahren.
Vor zehn Jahren hatte der Fall monatelang Schlagzeilen gemacht. Mason erinnerte sich an die jungen Frauen, die damals vom College-Campus verschwunden waren. Ihre Leichen, die später in den dunkelsten Ecken der Stadt auftauchten, wiesen Folterspuren auf. Das Gerücht ging um, der Green-River-Killer habe Seattle verlassen und sei nach Süden weitergezogen. Besorgte Eltern meldeten ihre Töchter panikartig von der Oregon State University ab, während die offiziellen Vertreter der Uni erfolglos versuchten, die Massenflucht aus ihren Instituten zu stoppen. Auch über okkulte Praktiken und Mädchenhandel war damals im ganzen Staat spekuliert worden.
Die Verbrechen waren der Alptraum aller Eltern gewesen.
Und jeder Cop hatte nur das eine Ziel gekannt – den Täter zu fassen.
Anfangs hatte die Polizei Suzanne Mills nicht zu
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