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Verdeckt

Verdeckt

Titel: Verdeckt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kendra Elliot
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Bislang war die ganze Mühe umsonst gewesen, aber es tat gut, nicht nur untätig herumzusitzen.
    Seit sie auf dem Badezimmerfußboden zu sich gekommen war, zermarterte sie sich das Gehirn darüber, was eigentlich passiert war. Sie erinnerte sich daran, dass sie im Parkhaus gestanden und in ihrer Handtasche nach den Wagenschlüsseln gefischt hatte. Einen Moment lang hatte sie sogar geglaubt, sie lägen noch in der Küche. Dann hatte sie hinter sich ein leises Geräusch gehört, aber nicht groß darauf geachtet, sondern weiter nach den Schlüsseln gekramt. Er war von hinten gekommen. Schnell und brutal.
    Wie in einem schlechten Horrorfilm. Und sie hatte die Rolle der dümmlichen weiblichen Hauperson übernommen. Der Kerl hatte ihr einen Stofffetzen auf Mund und Nase gedrückt und sie hatte die Luft angehalten, weil sie wusste, dass es gefährlich war einzuatmen. Aber dann hatte er sie gekniffen und sie hatte vor Schreck und Schmerz nach Luft geschnappt und dabei das Zeug eingesogen, mit dem der stinkende Lappen getränkt war. Mit dichten Nebeln vor den Augen hatte sie den aussichtslosen Kampf gegen die Bewusstlosigkeit gekämpft. Es war ihr gelungen, den Kopf ein wenig zu drehen und einen Blick auf kurzes, dunkles Haar zu erhaschen.
    Mehr wusste sie nicht.
    Er hatte ihr die Uhr und die Schuhe abgenommen. Sie wusste weder, wie spät es war, noch, wie lang sie schon eingesperrt in diesem Badezimmer hockte.
    Wütend über ihre eigene Hilflosigkeit und Dummheit trat sie erneut gegen die Tür. So etwas hätte ihr nicht passieren dürfen. Sie kannte die Vorsichtsmaßnahmen: Frauen sollten ihren Schlüssel stets griffbereit und ihre Umgebung immer im Blick haben. Weil sie sich in dem gut beleuchteten Parkhaus sicher fühlte, war sie nachlässig geworden.
    Das würde ihr nie wieder passieren.
    Ihr Blick fiel auf das Loch um den lose herunterhängenden Duschkopf. Dabei kam ihr eine Idee. Sie riss den schweren Deckel vom Spülkasten der Toilette und schlug damit gegen das Spiegelschränkchen. Die Spiegelscherben spritzten in alle Richtungen. Melody suchte sich zwei der größeren Stücke heraus. Waffen. Probeweise schlug sie mit einer der Scherben gegen ein Regalbrett. Sie brach, hinterließ jedoch eine tiefe Kerbe in dem Brett. Und einen kleinen Schnitt in ihrer Handfläche.
    Melody saugte an der Wunde. Wirklich stabil waren die Scherben nicht, aber sie waren scharf. Damit ließ sich ordentlich Schaden anrichten. Mit einem grimmigen Lächeln sah sie sich noch einmal die Spülkastenabdeckung an. Für eine Waffe war sie zu unhandlich. Aber vielleicht war sie doch zu etwas zu gebrauchen. Kurz entschlossen schlug sie damit auf die Tür ein. Das laute WUMM klang vielversprechend, doch die Tür hielt. Melody schlug noch einmal zu. Und noch einmal.
    Als ihre Arme lahm wurden, ließ sie den Deckel ins Waschbecken fallen. Porzellanstücke sprangen ab. Wenn sie schon nicht hier weg konnte, würde sie diese verfluchte Gefängniszelle wenigstens ramponieren, so gut sie konnte. Die Badezimmertür hatte im Bereich der Klinke nun immerhin einen kleinen Riss. Stolz fuhr sie mit dem Finger darüber. Ihre Muskeln schmerzten, aber das war wenigstens ein Anfang.
    Sie hielt die hohle Hand unter den Wasserhahn und trank. Dass sie Wasser hatte, war gut. Damit konnte sie lang überleben. Vorsichtig stieg sie über die Spiegelscherben auf dem Fußboden, setzte sich auf den Toilettendeckel und ruhte sich aus. Sie stützte den Kopf in die Hände, wischte ihre Tränen weg und versuchte, nicht an die Zeitungsartikel zu denken. Die Artikel über den Serienkiller. Die grauenhaften Geschichten über die gefolterten, ermordeten Männer.
Sicher hatte das nichts mit ihr zu tun.
Jemand brachte Männer um, die etwas mit dem College-Girl-Killer-Fall zu tun hatten. Dieser Jemand hatte es nicht auf Frauen abgesehen.
Eine vermisste Frau gab es allerdings.
Das hatte sie in den Nachrichtenim Autoradio gehört. War ihre eigene Entführung der nächste Akt des Dramas?
    Nein. Sicher ging es hier um Lösegeld. Jack würde zahlen, was die Verbrecher verlangten, und sie würde freikommen. Sie schnäuzte sich in ein Stück Toilettenpapier. Als sie sich die dünne Rolle ansah, kamen ihr erneut die Tränen. Vielleicht sollte sie sie nicht fürs Naseputzen verschwenden. Erschöpft richtete Melody sich auf und atmete tief durch. Ihr fielen fast die Augen zu, während sie vorsichtig über die Scherben hinweg in die Badewanne stieg. Dort lagen keine scharfen Spiegelstücke. Sie

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