Verdeckt
geholt.«
Lacey plumpste erschrocken auf ihr Hinterteil. »Was? Deine Schwester?«
Er hat noch eine Frau entführt. Mein Gott. Was hat er mit Kelly gemacht? Braucht er schon wieder ein neues Opfer?
Jack sprang auf, marschierte in die Küche und kam mit seinen Kleidern zurück. Mit zitternden Händen zog er sich an. »Der Dreckskerl hat selbst die Cops angerufen und ihnen gesagt, er hätte meine Schwester. Callahan glaubt zu wissen, wo er ist. DeinKumpel Brody hat von Linda DeCosta eine Adresse bekommen. Ihr Sohn Bobby wohnt in einem Haus in Molalla. Die Polizei will es mit einem Sonderkommando stürmen.« Er griff nach seinen Socken. »Von Kelly hat der Kerl allerdings nichts gesagt.«
Lacey zog die nackten Beine an die Brust und vergrub das Gesicht zwischen den Knien.
Ich sollte das Opfer sein. Er wollte mich. Nicht Jacks Schwester.
Die warme Hütte fühlte sich plötzlich an wie ein Eisschrank, Laceys Zähne begannen zu klappern. Es war alles ihre Schuld. Der Killer schickte ihr eine Botschaft. Weil er an sie nicht herankam, hatte er Kelly und Melody verschleppt. Er war wütend, wollte sich rächen.
Sie hatte Jack in das Chaos hineingezogen, zu dem ihr Leben geworden war, und damit seine Familie in Gefahr gebracht. Warum hatte sie zugelassen, dass sie sich näherkamen? Wenn sie ihn zurückgewiesen hätte, sähe jetzt alles anders aus: Seine Schwester wäre nicht in der Hand eines Killers.
Sie hatten sich buchstäblich die Seele aus dem Leib gevögelt und dafür mussten sie jetzt bezahlen.
Erschauernd biss Lacey in ihr Knie. Ihre Zähne hinterließen kleine rote Abdrücke.
Jack kniete sich vor sie. Sein Hemd stand noch offen. »Lacey, zieh dich an. Wenn die in das Haus gehen, will ich dabei sein.« Verwirrt betrachtete er die roten Zahnabdrücke auf ihrem Knie. »Was machst du da?« Er sah ihr nicht in die Augen, doch langsam verstand er, was in ihr vorging. »Ach Gott, Lacey. Das ist doch nicht deine Schuld.«
Sie konnte nicht antworten. In ihren Augen brannten Tränen.
»Du kannst nichts dafür. In diese Kacke wurde ich hineingezogen, weil ich zu oft zur falschen Zeit am falschen Ort war. Aber doch nicht wegen dir.« Er griff nach ihren Händen.
Lacey konnte nichts sagen. Sie schüttelte den Kopf.
»Komm bitte. Niemanden trifft eine Schuld. Nur den kranken Freak, der hinter alledem steckt. Die Polizei greift ihn sich jetzt. Und ich muss dabei sein.« Er hob ihr Kinn, zwang sie, ihn anzusehen.
»Ich wollte mit dir zusammen sein, obwohl ich wusste, dass ein Irrer hinter dir her ist. Und ich bereue keinen einzigen Moment! Ich will …« Seine Finger gruben sich in ihre Haut, während er nach den richtigen Worten suchte. »Glaub mir.
Es ist nicht deine Schuld!
Hör auf, dir Vorwürfe zu machen und lass uns gehen, okay?«
Laceys Herz zog sich zusammen. Sie wusste, dass er jedes einzelne Wort genau so meinte, wie er es gesagt hatte.
Sie nickte. Er hatte recht. Hier zu sitzen und in Selbstmitleid zu ertrinken, half niemandem.
Schon gar nicht Melody und Kelly.
Melodys Zähne schlugen aufeinander.
Ihr Badezimmergefängnis war eiskalt. Sie ging in dem kleinen, fensterlosen Raum im Kreis, rieb sich die Arme und hoffte, dass ihr dadurch etwas wärmer werden würde. Die blassblauen Wände sahen aus wie aus Eis. Die Seidenbluse und der teure Rock waren viel zu dünn für diese Temperaturen.
Außerdem hatte sie auch noch zwei Laufmaschen in der Strumpfhose, und an der rechten Wade ertastete sie eine weitere. Sie hob den Rock und riss sich das nutzlose Nylonding herunter.
Dann trommelte sie mit den Fäusten an die Badezimmertür. Wieder mal.
»Verdammt noch mal! Lass mich raus, du widerlicher Scheißkerl!«
Stille.
Vielleicht war er weg.
Als ihre Hände zu sehr wehtaten, trat sie mit dem Fußballen gegen die Tür. Ihre kalten Zehen schonte sie lieber. Er hatte die Badezimmertür von außen mit einem Riegel verschlossen.
Ihr Gefängnis war völlig leergeräumt worden. Die Handtuchhalter fehlten genauso wie die Duschvorhangstange. Der Spiegelschrank und alle anderen Regale waren leer. Melody hatte den Raum akribisch nach einem Gegenstand abgesucht, der als Waffe oder Werkzeug geeignet war. Beim Versuch, die metallenen Schubladengriffeabzuschrauben, hatte sie sich die Fingernägel abgebrochen. Als Nächstes hatte sie am Duschkopf gerissen. Das Ergebnis war lediglich ein ansehnliches Loch in der Wand um die Halterung. Auch bei der Lüftungsabdeckung an der Zimmerdecke hatte sie keinen Erfolg gehabt.
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