Vereint
etwas. Ich sehe zu, dass ich mit Kiro sprechen kann. Ich liebe Dich über alles,
Rush.
Ich hob den Silberdeckel von meinem Teller und entdeckte darunter frische Erdbeeren mit Schlagsahne, Lachs und ein Toastbrot. Mir war noch immer etwas flau im Magen, weshalb ich den Lachs lieber ausließ, aber ich nahm eine Erdbeere, tauchte sie in die Sahne und biss davon ab. Kaum hatte ich den süßen Geschmack auf der Zunge, ging es mir schon besser. Ich setzte mich auf einen Sessel, aß dort das Toastbrot und die Erdbeeren auf und ging dann unter die Dusche.
F ür Ende November war es ungewöhnlich warm. Ich hatte mir Shorts und ein T-Shirt angezogen und war nach draußen gegangen, um die warme kalifornische Sonne zu genießen.
Blaire war noch immer nicht aus unserem Zimmer aufgetaucht. Wenn sie nicht bald aufwachte, würde ich mit einem weiteren Essensteller hochgehen und sie persönlich füttern. Es freute mich ja, wenn sie genügend Schlaf abbekam, aber essen musste sie auch. Harlow hatte gemeint, viel hätte Blaire bei dem Dinner am Vorabend nicht zu sich genommen. Ich hätte bei ihr bleiben und erst zu Nan gehen sollen, nachdem ich Blaire ins Bett gesteckt hatte.
Wäre meine überdramatische Schwester nicht in einem so labilen Zustand gewesen, dann hätte ich ihr auch nicht zu helfen versucht. Aber wie sollte ich denn damit leben können, wenn ihr etwas zustieß und ich sie ignoriert hatte? Sie konnte noch so nerven, sie war immer noch meine Schwester. Und ich sah immer noch das kleine Mädchen mit Rattenschwänzchen vor mir, das mich mit zahnlosem Grinsen anlächelte. Ihre Kindheit und Jugend über hatte sie nur mich gehabt. Keiner sonst hatte sich um sie gekümmert. Es fiel mir schwer, das zu vergessen.
»Na, wo steckt denn dein Mädel?«, fragte Kiro, der auf die rückwärtige Terrasse herausgeschlendert kam, die ich als Versteck vor Nan gewählt hatte.
»Die schläft«, erwiderte ich und freute mich, dass Kiro zum Rauchen nach draußen ging.
»Das ist wirklich eine Nette. Sie erinnert mich an Harlow«, sagte er, bevor er sich die Zigarette, die er dabeihatte, zwischen die Lippen steckte.
»Japp. Viel perfekter geht es nicht«, stimmte ich ihm zu.
»Du solltest sie ein wenig besser vor Nan beschützen«, meinte er. »Die hat gestern Abend Gift und Galle gegen sie gespuckt. Deine Kleine hat super darauf reagiert. Hat mich beeindruckt. Aber du musst besser auf sie aufpassen.« Er schnippte die Asche von seiner Zigarette und ging zum Haus zurück.
Ich wollte ihn gerade fragen, wovon er eigentlich redete, als Nan in einem Bikini und Stöckelschuhen angerauscht kam.
»Was machst du denn, Mädchen?«, fragte Kiro in genervtem Ton.
»Ich will ein bisschen die Sonne genießen. Warum? Möchtest du dich zu mir gesellen? Und dich vielleicht mit mir unterhalten?«, zischte Nan hasserfüllt. Ich hätte sie am liebsten geschüttelt und sie gefragt, wieso sie so verdammt schwierig sein musste.
»Nö. Ich will lieber wissen, wann du deinen Arsch aus meinem Haus bewegst. Ich habe deine ständigen Dramen satt! Harlow kommt schon gar nicht mehr aus ihrem Zimmer raus. Es wird Zeit, dass du mal wieder eine Weile deine Mama schikanierst und mich in Ruhe lässt.« Beim Anblick von Nans verletzter Miene zuckte ich zusammen. Verdammt, war Kiro herzlos!
»Warum versuche ich es überhaupt? Du möchtest mich doch gar nicht kennenlernen! Du hast Harlow, und die reicht dir vollauf. Ich bin dir doch völlig schnuppe!«, kreischte Nan.
»Tja, Nan, Harlow ist auch nicht so ein Miststück wie du. Versuch doch mal, dich wie ein normaler Mensch zu benehmen, dann will ich dich ja vielleicht besser kennenlernen! Es gibt schon einen Grund, warum ich mit deiner Mutter nicht zusammengeblieben bin, Mädchen. Und jetzt rate mal, welchen?«, schnauzte er und schob sich an ihr vorbei ins Haus.
Nan stand da und starrte mit leerem Blick zur Tür. Verdammter Mist! Ich stand auf und ging zu ihr. Sie bemerkte mich und schüttelte den Kopf. »Nein, lass mich. Du hasst mich ja auch. Du hast dich für sie entschieden!«, schrie Nan, wirbelte herum und rannte ins Haus zurück.
Bei der Tür blieb ich stehen und lauschte dem lauten Klappern ihrer Stöckelschuhe auf dem Boden, das allmählich verklang. Ich würde zu ihr gehen und mit ihr reden müssen, aber erst mal musste sie sich beruhigen. Sie brauchte Zeit für sich allein.
»Das klang aber nicht gut«, riss Blaires Stimme mich aus meinen Gedanken. Ich drehte mich um und sah sie die Treppe
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