Vereint
verheiratet sei. So stünde es in der Bibel geschrieben. Aber wenn ich keine Dates hatte, wie sollte ich da je einen Mann zum Heiraten finden?« Harlow stieß ein leises Lachen aus. »Eigentlich war das aber egal. Wenn ein Typ in meiner Nähe war, den ich heiß fand, brachte ich sowieso kein Wort heraus. Es war schon richtig peinlich, wie schüchtern und unbeholfen ich wurde. Aber ich glaube, mit dem Älterwerden wird es besser.«
Harlow war eine klassische Schönheit. Sie war elegant und vollkommen. Es war schwer vorstellbar, dass sie noch kaum was mit Jungs zu tun gehabt hatte.
»Ich verziehe mich dann mal in mein Zimmer«, meinte sie. »Ich muss noch ein Buch fertig lesen. Ich habe kürzlich Indie-Autoren für mich entdeckt und bin inzwischen schon leicht süchtig.«
»Indie?«, fragte ich.
Harlow nickte. »Selbst veröffentlichte E-Books. Ich bin da auf ein paar tolle Sachen gestoßen.«
Einen E-Book-Reader sollte ich mir vielleicht auch mal zulegen. »Na dann, viel Spaß«, erwiderte ich und ging zu Rushs und meinem Zimmer.
N an war ein schluchzendes Häufchen Elend. So fies sie sich auch gab, bei ihrem Anblick brach mir das Herz. Schließlich war sie immer noch meine kleine Schwester, und ihr war übel mitgespielt worden. Sowohl von ihrer Mutter als auch von ihrem Vater. Mein ganzes Leben hatte ich versucht, immer für sie da zu sein, wenn sie mich brauchte, aber das hatte nicht gereicht. Sie musste sich von einem der beiden, die sich ihre Eltern schimpften, geliebt und akzeptiert fühlen.
»Sie hasst mich!«, schniefte Nan und bekam dann einen Schluckauf. »Sie hat mich direkt vor Kiros Augen lächerlich gemacht. Es hat sie überhaupt nicht gekümmert, dass ich einen Weg zu finden versuche, dass wir uns verstehen.«
Ganz bestimmt hatte Nan Blaire dazu getrieben, die Sachen zu sagen, die sie gesagt hatte, aber darauf wies ich sie lieber nicht hin. Schließlich hatte sich Nan nach einer Stunde endlich so weit beruhigt, dass sie mit mir sprach. Sie brauchte jetzt jemanden, und ich war mir ziemlich sicher, dass ich die einzige Person auf Erden war, die ihre Probleme interessierten.
»Ich weiß, du liebst sie, aber sie ist gemein. Kaltherzig und gemein. Du erinnerst dich doch noch, als sie mit ihrer Knarre auf mich losgegangen ist?«, fragte Nan und wischte sich über das tränenüberströmte Gesicht.
»Ganz so war’s nicht. Mom und Abe hatten Blaire gerade den Boden unter den Füßen weggezogen, und ihre Welt lag in Scherben. Sie war völlig aufgelöst, und du hast sie verspottet.«
Nan lachte zynisch auf. »Du wirst sie immer in Schutz nehmen! Selbst wenn sie sich über mein Bedürfnis, einen Vater zu haben, der vor aller Welt zu mir steht, lustig macht. Vor Harlow. Dean. Kiro. Die pfeift auf meine Gefühle!«
Blaire war schwanger und hatte ihre Gefühle daher nicht so im Griff. Trotzdem, ich musste mit ihr sprechen, dass sie sich in Nans Gegenwart einfach zurückhalten sollte. Je schneller ich Nan und Kiro so weit hatte, dass sie sich verstanden, umso schneller konnten wir wieder verschwinden. Dieser ständige Balanceakt zwischen Blaire und meiner Schwester machte mich völlig fertig.
»Sie hätte das nicht sagen sollen. Allerdings hättest du genauso die Klappe halten sollen.«
»Ich habe sie lediglich daran erinnert, dass du mich auch liebst. Und daraufhin hat sie mich so hasserfüllt angefunkelt!«
Blaire hatte keinen Grund, Nan zu hassen. Das wusste ich. Ich wünschte einfach, sie würde lernen, das Ganze nicht mehr wichtig zu nehmen. Als sie darauf bestanden hatte, dass wir herflogen, hatte ich gedacht, das sei ihre Art, Nan zu verzeihen. Sah so aus, als hätte ich mich geirrt.
»Ich rede mit Blaire darüber. Das wird nicht noch mal passieren. Aber du musst auch mal endlich von deiner Verbitterung ablassen, Nan. Ich kann dir nicht helfen, wenn du dich vor Kiro so aufführst. Er ist an den Umgang mit Harlow gewöhnt. An den mit dir nicht. Harlow ist ruhig und zurückhaltend, und nur damit kommt Kiro klar. Ich bin mir sicher, dass sie sich das als Kind schnell zusammengereimt hat. Du musst begreifen, dass Kiro dich so, wie du bist, nicht akzeptiert. Er ist verwöhnt und egoistisch. Er ist eine Legende. Seine Fans beten ihn an, und letztlich zählt nur das für ihn.«
»Ich hasse mein Leben … Manchmal glaube ich, es wäre für alle leichter, wenn ich es einfach beenden würde.«
Ich spürte einen scharfen Schmerz in meiner Brust, breitete die Arme aus und zog sie an mich. »Das kannst du
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