Vereist (German Edition)
ziemlich gut angefühlt. Nur schade, dass es ihn seinen Job gekostet hatte. Innerlich schüttelte er den Kopf. Der Stich mit dem Brieföffner war nur der Tropfen gewesen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hatte. In Wirklichkeit hatte er schon ein halbes Jahr vorher aufgehört, ein Marshal zu sein. Er hatte den Kopf nicht mehr bei der Sache gehabt und war so besessen vom Mörder seines Bruders gewesen, dass für ihn nichts anderes mehr gezählt hatte. Weder seine Freunde und seine Ehe noch seine Gesundheit.
»Es gibt Gerüchte, dass Whittenhall einem Häftling das Leben angenehmer machen kann, solange der Preis stimmt«, sagte Matt nachdenklich.
»Leichter? Was heißt das?«
»Das geht wohl in dieselbe Richtung wie das, was du gerade über Besand gesagt hast. Nachlässige Bewachung, vielleicht auch die Verlegung in einen anderen Knast, näher am Heimatort.«
»Für einen verurteilten Verbrecher? Kann er das überhaupt?«
Matt zuckte die Schultern. »Vielleicht dachte er nur, er könnte es. Jedenfalls hat es ausgereicht, um den Leuten ihr Geld abzuknöpfen. Womöglich hat er ja Angst, dass Besand genau das ausplaudern würde.«
»Kann sein. Aber Besand bräuchte schon ziemlich konkrete Beweise.« Alex starrte aus dem Cockpit. Eine dunkle Erinnerung regte sich in seinem Kopf. »Ich wusste, dass irgendwas faul ist. Linus ist in etwas hineingezogen worden. Vor ein paar Jahren machte er nach ein paar Bieren eine Andeutung. Es hörte sich an, als hätte er ein größeres Problem. Aber … viel hat er nicht gesagt.«
»Ich weiß, dass er wie viele andere mit seiner Hypothek über den Tisch gezogen wurde und Angst hatte, sein Haus zu verlieren. Und ich glaube …« Matt brach mitten im Satz ab und vergrub die Hände in den Taschen.
»Du glaubst was?«
Matt sprach leise weiter. »Ich glaube, er war spielsüchtig.«
Alex dachte nach. Linus war tatsächlich häufig am Videopoker hängengeblieben. Die Maschinen gab es in immer mehr Bars in Oregon. Und er fuhr gern nach Vegas. Bevor Alex den Kontakt zu ihm verloren hatte, war Linus regelmäßig in die indianischen Casinos gegangen. Das war billiger, denn dafür brauchte er weder einen Flug noch ein Hotel.
»Da könntest du Recht haben.« Rückblickend wurde Alex einiges klar. Schwer verschuldet? Zwei Kinder? Das konnte einen Mann auf seltsame Gedanken bringen. Wenn er dringend Geld brauchte, machte er vielleicht auch etwas Illegales. In was hatte Whittenhall Linus hineingezogen?
Alex erstarrte.
»Glaubst du, Besand sollte bei diesem Transport türmen?«
Matt sah ihn scharf an. »Willst du damit sagen, der Flugzeugabsturz war Absicht? Er hat sich mitten in den Kaskaden auf ein solches Abenteuer eingelassen? So etwas kriegt doch niemand zustande.«
»Nein. Ich meine, vielleicht wollte er nach der Landung verschwinden. Verdammt, glaubst du, Linus sollte ihn laufenlassen?Hoffentlich war Linus nicht in irgendeinen üblen Deal zwischen Whittenhall und Besand als eine Art Kollateralschaden eingeplant. Möglich ist auch, dass Linus später für Whittenhall ein Bauernopfer geworden wäre. Aber sicher weiß ich nur, dass jemand für den Rückflug von Medford den Flugplan geändert hat. Und ich stand auf dem verdammten Hillside Flughafen rum, weil ich sehen wollte, wie diesmal die Bewachung geregelt sein würde und wie der Killer in Handschellen an mir vorbeigeht.«
»Das ist ziemlich krank.«
Alex zuckte die Schultern. »Jeder Mensch braucht eine Aufgabe.«
»Wer würde einen Flugplan ändern? Wer kann so was?«
»Das lässt sich überprüfen. Aber ich glaube, eine Änderung kann jeder melden. Bei kleinen Flugzeugen, die kleine Landebahnen benutzen, würde das kaum jemanden interessieren.«
»Die Marshal-Behörde schon.«
»Nicht wenn die Änderung von dort kam.«
»Vielleicht gab es dafür einen ganz harmlosen Grund.«
»Ich habe herumtelefoniert und in den umliegenden fünf Countys keinen Flugplatz gefunden, bei dem eine Landung angemeldet war.«
Matts Augenbrauen zogen sich zusammen. »Ich verstehe das alles nicht. Wo wollten sie denn landen? Irgendwann würde man sie doch vermissen.«
»Dieselbe Frage habe ich mir auch gestellt. Aber das finde ich noch heraus. Komm, wir holen Thomas. Wir müssen zum anderen Wrackteil.« Alex zog eine Grimasse. »Ich werde mir ganz schön was anhören müssen, weil ich nicht direkt nach den Schüssen zurückgekommen bin. Die sorgen sich wahrscheinlich zu Tode.«
Eine Stunde verging, und mit jeder weiteren Minute hatte Brynn
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