Vereist (German Edition)
ihm. Boyles war eindeutig im Vorteil.
Eigentlich konnte Boyles Stewart mühelos in seine Einzelteile zerlegen. Stewart war ein Sesselpupser, ein Arsch. Boyles sah aus wie Steven Segal, war topfit und hatte dazu noch die Seele eines echten Cops. Wenn Whittenhall dieses Duo tatsächlichlosgeschickt hatte, um Alex zu erledigen, dann hatte er es richtig verkackt.
Matt Boyles war vor sechs Jahren Alex’ Trauzeuge gewesen.
Schwer atmend stützte Alex sich mit einer Hand an einem Baum ab und richtete die Beretta auf die Männer. Er würde nicht schießen, aber das konnte Stewart nicht wissen. Er wollte ihn nur ablenken.
»Stewart!«, schrie Alex heiser. Er erschreckte damit Matt. Matts Kopf schnellte in seine Richtung, er starrte Alex schockiert an. Stewart nutzte diese Schrecksekunde, um Matt von sich herunterzukatapultieren. Als Matt im Schnee auf dem Rücken lag, zog Stewart seine Glock, ging auf die Knie und zielte auf Matts Kopf.
Er will Matt umbringen.
Alex feuerte zweimal.
Mit einem erstaunten Gesichtsausdruck fiel Gary Stewart in den Schnee. Trotz des Schneetreibens sah Alex die beiden kleinen Löcher in Stewarts Jacke, ganz nahe am Hals. Der Marshal starrte ihn ungläubig an.
Alex rannte zu den Männern und fiel neben Stewart in den Schnee. Als er sah, dass Stewart noch lebte, gefror ihm fast der Atem.
Verdammt
. Der Sterbende sah Alex an und blinzelte heftig.
»Whittenhall«, krächzte Stewart.
Alex nickte. Das Herz drohte, ihm aus der Brust zu springen. »Er hat dir den Befehl gegeben, mich zu erledigen.«
Stewarts Augen fielen zu. Er öffnete sie mühsam wieder. »Er glaubt, du weißt Bescheid.«
»Worüber denn?« Alex beugte sich näher zu Stewart. »Was denkt Whittenhall? Was soll ich wissen?«
Stewarts Augen blickten überrascht. »Besand. Du weißt das mit Besand.« Er hustete. Blutige Speicheltröpfchen trafen Alex im Gesicht. Alex wischte sich über die Wange und wusste, dass er mit einem Toten redete.
»Was soll ich über Besand wissen? Was?«, schrie er.
Stewarts Gesicht verzog sich zu einem Grinsen. Seine Augen fixierten einen Punkt hinter Alex, dann hörte er auf zu atmen. Blut sammelte sich in seinem Mund.
Alex packe Stewart am Jackenkragen und schrie: »Was weiß ich?« Er schüttelte den Toten, erstarrte dann vor Entsetzen über sich, riss die Hände weg und ließ Stewart in den Schnee fallen. Während er sich mit Schnee das Blut von den Händen wischte, bohrte Alex den Blick in die blinden Augen, als könnte er den toten Mann mit reiner Willenskraft dazu bewegen weiterzusprechen. Jeder Nerv in Alex’ Körper schrie die Frage heraus.
Was soll ich wissen?
Als Alex aufblickte, sah er direkt in Matts Augen.
Der Marshal schaute ihn benommen an. Er kniete im Schnee. Die Pistole, die er einen Moment zu spät gezogen hatte, lag auf seinem Oberschenkel. Matt leckte sich die aufgesprungenen Lippen. Er atmete schwer, doch sein Blick wurde langsam wieder klarer. Bevor er etwas sagte, musterte er Alex von oben bis unten.
»Wir haben dich gefunden.«
S IEBZEHN
Alex hievte sich Stewarts Rucksack auf den Rücken, Matt setzte sich seinen mit zittrigen Händen auf. Sie hatten Stewart mit einer dicken Schneeschicht bedeckt und als Markierung ein Shirt an den nächststehenden Baum gebunden. Matt hatte die Koordinaten zusätzlich auf seinem GPS gespeichert. Alex brach das angespannte Schweigen. »Verdammt, was ist eigentlich los? Was habt ihr hier draußen zu suchen?«
»Du hörst dich an, als würden die Berge und der Wald dir gehören. Dabei könnte ich dir genau dieselbe Frage stellen.« Matt warf ihm einen langen Blick zu. »Stewart hat mich angerufen und gesagt, er bräuchte jemanden mit Outdoorerfahrung, um ein abgestürztes Flugzeug zu suchen. Linus sei an Bord.«
Bei Linus’ Namen bebte seine Stimme.
Alex schluckte und forderte Matt mit einem Nicken auf weiterzusprechen. Dass Linus tot war, würde er ihm gleich sagen, und das würde nicht leicht werden. Es hatte eine Zeit gegeben, in der er, Matt und Linus einander so nahe gestanden hatten wie Brüder. Bis Alex den Kontakt abgebrochen hatte.
»Im Basislager sagte mir der Sheriff, dass bereits ein Marshal mit seinem Team unterwegs sei. Er sprach von dir.«
Alex sagte nichts.
»Stewart meinte, du hättest dich ins Team gemogelt, weil du zu Linus wolltest. Aber dem Weg hierher sagte er mir, dass Darrin Besand im Flugzeug gesessen hätte. Da wusste ich, dass du nicht nur wegen Linus hier bist. Vielleicht interessiert er dichja gar
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