Vereist (German Edition)
zusammengekniffenen Lippen die Botschaft an der Decke. Er hatte eine gewisse Vermutung, mehr nicht.
»Ich glaube, Whittenhall hat versucht, Besand aus dem Knast zu kriegen.«
Matt blieb einen Moment lang der Mund offen stehen. »Warum zum Teufel sollte er das tun?«
»Das wüsste ich auch gern. Besand muss etwas gegen ihn in der Hand haben.«
»Du meinst, er erpresst Whittenhall?«
»Vermutlich. Jedes Mal, wenn Besand transportiert wurde, ließ Whittenhall ihn bewachen wie einen zwölfjährigen Ladendieb. So, als wollte er ihm die Flucht möglichst leicht machen.«
»Besand ist ein Bär von einem Kerl.«
»Ich weiß. Das macht die Sache ja so verdächtig. Besand ist ein großer, kräftiger Typ – und er will töten. Erinnerst du dich noch daran, wie er auf dem Flug nach Salt Lake City Berry angegriffen hat?«
An Matts Gesicht konnte Alex ablesen, wie ihm erst ein Licht aufging und wie er danach zornig wurde. »Ja. Berry lief eine Woche lang mit einem Veilchen herum. Wurde die Bewachung anschließend nicht verschärft?«
»Nein. Es wurde noch schlimmer. Besand kriegte immer die neuen Leute mit. Und die schmächtigen.«
»Aber warum wollte Whittenhall dich aus dem Weg räumen lassen, weil du hier draußen mit Besand zusammentreffen könntest? Was könnte Besand dir verraten, was er dir nicht bei euren verdammten Plauderstündchen in den letzten Monaten sowieso schon gesagt hat?«
Alex sah verlegen beiseite. »Du hast davon gehört?« Er fluchte stumm. Er hatte geglaubt, die anderen Marshals wüssten nichtsvon seinen Gefängnisbesuchen bei Besand. Eigentlich war er davon ausgegangen, dass nur der Staatsanwalt und die ermittelnden Detectives eingeweiht waren.
»Alle wussten davon. Wir hielten dich für verrückt, weil du dich mit dem Kerl getroffen hast. Aber dann gab es plötzlich immer mehr Informationen über die vermissten Opfer. Besand hat sie dir gegeben, stimmt’s? Du warst der Einzige, mit dem er reden wollte, oder?«
Matt hat’s kapiert
. Alex straffte die Schultern ein wenig. Es war gut, seinen alten Freund an der Seite zu haben. Er hatte Matts direkte, ungekünstelte Art vermisst. Aber an der Funkstille zwischen ihnen war er selbst schuld.
»Was musstest du ihm für diese Informationen geben? Wie lautete euer Deal?«, fragte Matt.
Alex fuhr sich mit dem Handschuh übers Gesicht. Jeder schmerzende Muskel in seinem Körper winselte um Ruhe. Er sah Matt an. »Es fühlte sich an, als würde ich ihm bei jedem Besuch ein Stück von meiner Seele geben. Du weißt gar nicht, wie schmutzig ich mich immer gefühlt habe, wenn ich dem Dreckskerl eine Stunde lang zugehört hatte. Innerlich und äußerlich. Am liebsten hätte ich mich danach jedes Mal in ein heißes Desinfektionsbad gelegt.«
Matt schwieg ein paar Sekunden lang. »Aber was ist jetzt plötzlich anders? Warum gerät Whittenhall bei dem Gedanken, dass du mit Besand zusammentreffen könntest, regelrecht in Panik? Womit ist er erpressbar?«
»Falls Besand eine Freifahrt ins Ausland in Aussicht hatte, hätte er kaum noch einen Grund, Whittenhalls Geheimnis für sich zu behalten.«
Matt dachte kurz darüber nach. Dann sagte er erstaunt: »Hört sich plausibel an.«
»Etwas Besseres fällt mir im Augenblick nicht ein. Dem Sheriff habe ich dasselbe gesagt, als ich ihn kurz telefonisch erreicht habe. Ich habe ihn gebeten, Whittenhall und seine Beziehung zu Besand genauer unter die Lupe zu nehmen.«
»Du hast es geschafft, unten im Tal anzurufen? Wir waren kaum eine Stunde vom Basislager entfernt, als der Empfang abbrach. Seither geht gar nichts mehr.« Matt zog das Handy aus der Tasche und schaute hoffnungsvoll aufs Display.
»Hier und da gibt es Stellen, an denen man plötzlich kurz Empfang hat. Aber keinen guten.«
»Aus welchem Grund hast du auf Whittenhall eingestochen?«
Alex schnaubte über den abrupten Themawechsel. »Ich habe nicht auf ihn eingestochen. Das war ein Unfall. Es passierte bei einer Art Handgemenge zwischen ihm, Linus und mir. Ich war an dem Tag stinksauer und konnte nicht klar denken. Es gab so viele Opfer, und Whittenhall nahm die Bedrohung durch Besand einfach nicht ernst.«
»Aber zugestochen hast du trotzdem.« Alex hörte einen Unterton von Bewunderung in Matts Worten. »Insgeheim gab es jede Menge Applaus für dich. Ich glaube, wir wären dem Big Boss alle schon mal gern an die Gurgel gegangen.«
Alex konnte ein müdes Lächeln nicht unterdrücken. Whittenhall ein bisschen zurechtzustutzen hatte sich tatsächlich
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