Vereist (German Edition)
herzhaft dasFell durchwuschelte. Die Hündin drückte die Schnauze an Jims Bein. Sie forderte weitere Streicheleinheiten. Dass Kiana Jim nassgespritzt hatte, heiterte Brynn gewaltig auf. Ihre kleine Unstimmigkeit war vergessen. Fast.
»Regen fällt nicht von unten nach oben.« Jim wischte sich ein paar trübe Wassertropfen von den Wangen.
Ein alter Ford-Truck kam auf die Lichtung gebraust und stoppte hinter Brynns Nissan. Ryan Sheridan warf den zerbeulten Cowboyhut auf den Sitz, stülpte sich die Kapuze seiner Jacke über, schnappte seinen Rucksack und joggte zu der Gruppe. Er hielt den fast zwanzig Kilo schweren Rucksack so lässig, als wäre nur sein Sandwich für die Mittagspause darin.
Dann warf er ihn sich über die Schulter. »Sorry. Der Verkehr war übel. Sind wir so weit?« Erwartungsvoll nickte er die drei anderen Teammitglieder an. Ryan war voller Tatendrang. Wie immer.
Thomas schüttelte den Kopf und neigte ihn dann Richtung Sheriff. »Wir warten noch auf Collins’ Okay.«
Jim erklärte dem Neuankömmling, was sie über das Flugzeug und die Insassen wussten. Ryans Augen strahlten. »Ein Straftäter? Jemand, den wir in Handschellen zurückschleifen können? Cool.«
Collins ließ sein Handy zuschnappen und kam zu der durchnässten Truppe zurück. An dem angespannten Muskel in seinem Kiefer und an seinem steifen Gang erkannte Brynn, dass er wütend war.
»Okay. Hört zu. Die Marshals schicken uns einen von den Feds. Er müsste jeden Augenblick hier sein und geht mit euch auf die Suche.«
»Wie bitte?« Brynn blinzelte.
»Ach nö!«, stöhnte Ryan.
»Nicht mit mir.« Jim schüttelte den Kopf. »Auf einen Idioten, der von dem Gelände hier keine Ahnung hat, können wir verzichten. Für einen Krawattenheini setze ich weder die Sicherheit meines Teams aufs Spiel noch werde ich das Tempo runterfahren.«
Collins redete weiter, als hätte er nichts gehört. »Wir sollten den Mann zuvorkommend behandeln …«
»Zuvorkommend? Das hier ist kein Kaffeekränzchen. Müssen wir den Kerl mit auf den Einsatz schleppen? Was ist, wenn er nicht mithalten kann?« Thomas’ wütende Stimme klang wie das Grollen eines gereizten Löwen.
Collins sah dem aufgebrachten Mann fest in die Augen. »Ich habe denen gesagt, dass wir so hier draußen nicht arbeiten. Aber sie bestehen darauf, dass er mitgeht. Ich hatte irgendeinen Oberindianer von der U.S.-Marshal-Behörde von Oregon am Telefon, und wenn der sagt, er will einen seiner Männer im Team haben, dann haben wir einen seiner Männer im Team.« Collins schnaubte. »Der Kerl, mit dem ich telefoniert habe, steht ein paar Ränge über mir. Anscheinend ist sein Mann körperlich fit und dürfte keine Probleme haben, mitzuhalten. Startet regelmäßig bei Triathlons. Es gab also keinen plausiblen Grund, ihn abzulehnen.«
Die vierköpfige Gruppe stand einen Moment lang schweigend da.
Als Erstes fand Jim die Sprache wieder. »Du weißt, dass es hier nicht nur um körperliche Fitness geht, Collins. Das kann ein mentaler Albtraum werden. Besonders, wenn uns am Absturzort hässliche Dinge erwarten. Und du meinst wirklich, ich soll mit einem ahnungslosen Neuling bei diesem Mistwetter ein Flugzeugwrack mit einem verurteilten Verbrecher, vielleicht sogar einem Mörder an Bord suchen?«
Bei dem Wort
Verbrecher
fing Brynn einen Blick von Ryan auf. Er grinste erwartungsvoll.
Adrenalin-Junkie
. Sie kniff streng die Augen zusammen, aber er zwinkerte ihr schelmisch zu. Ein solches Gesicht würden sich Highschool-Mädchen als Poster an die Wand hängen. Erwachsene Frauen auch.
»Marshals sind keine Weicheier. Ich glaube, er wird da draußen ganz gut zurechtkommen. Außerdem saßen zwei gute Piloten und mindestens ein Agent in dem Flugzeug. Sie verdienen, dass wir unser Bestes geben.« Collins bemerkte Ryans Grinsen. »Und keine Heldentaten. Wahrscheinlich wirst du sowieso enttäuscht sein.«
Was im Klartext hieß: Ein Flugzeugabsturz in den Kaskaden bedeutete den sicheren Tod.
»Ich halte diesen Trip für eine gigantische Zeitverschwendung«, sagte Thomas ungerührt. »Einen Absturz überlebt dort draußen niemand. Und vermutlich finden wir die Maschine auch erst mit Unterstützung aus der Luft. Wir werden uns bald vorkommen, als würden wir in der Arktis im Kreis laufen.«
»Kein Problem. Setz dich einfach auf deinen breiten Hintern«, sagte Brynn scharf. Sie warf ihm einen düsteren Blick zu. »Ich habe jedenfalls nicht vor, Däumchen zu drehen, solange die Möglichkeit besteht, dass
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