Vereist (German Edition)
Pfütze, dass die schlammige Brühe in alle Richtungen spritzte. »Ich hasse diesen Regen. Typisch März in Oregon.«
»Besser als durch einen Schneesturm zu stapfen«, warf Thomas ein. Er hatte die Kapuze seines Parkas entfernt, den Kragen hochgeschlagen und eine rote Mütze mit dem Logo der Madison County Such- und Rettungsmannschaft auf dem Kopf. Eine Kapuze trug Thomas nie. Brynn spürte den eisigen Luftzug an ihren Wangen und fragte sich, wie Thomas die bittere Kälte am Hals aushielt.
»Der Schnee kommt schon noch. Laut Wettervorhersage sinken die Temperaturen. Heute noch oder spätestens morgen kriegenwir es damit zu tun.« Beide Männer fluchten über Brynns Worte. Das war kein eintägiger Schnelleinsatz – schnell hin und wieder weg. Sie würden mindestens zwei Nächte in der eisigen Wildnis verbringen.
Brynn machte das Wetter nichts aus. Sie freute sich über den Einsatz, weil sie dadurch endlich wieder aus der Stadt kam und Liam eine Weile nicht sah. Mit schlechtem Gewissen berührte sie das Handy in ihrer Tasche. Als der Anruf für den Einsatz gekommen war, hatte Liam noch geschlafen. Sie hatte ihm einen Zettel geschrieben.
Brynn klappte das Telefon auf und schaltete es ab.
»Hey.« Jim zog sie beiseite und senkte die Stimme. Seine blauen Augen sahen sie forschend an. »Kann es sein, dass du schwanger bist?«
»Bitte was?« Brynn blieb fast die Luft weg.
Schwanger? Wie zum Teufel kommt er denn darauf?
Immerhin hatte Jim den Anstand zu erröten – ein seltsamer Anblick bei einem so harten Kerl. »Liam fand deinen Unfall beim letzten Einsatz gar nicht gut. Er meinte, er würde dich notfalls schwängern, damit du nicht wieder in die Wildnis ausziehst.«
»Das hat Liam gesagt?« Brynns Kehle wurde eng. Sie schwängern? War das ein schlechter Film? Dass Jim sie kannte, seit sie fünfzehn war, gab ihm noch lang nicht das Recht, die Nase in ihre Privatangelegenheiten zu stecken. Brynn blinzelte heftig gegen den Eisregen an, öffnete den Mund und schloss ihn wieder. Dann hustete sie, starrte Jim an und versuchte es noch einmal. »Erstens geht dich das einen feuchten Dreck an.«
»Als Teamleiter …«
Sie schnitt ihm mit einer unwirschen Geste das Wort ab. »… solltest du nachdenken, bevor du irgendwelches Blech redest. Ob ich schwanger werde, entscheidet nicht Liam.«
Selbst wenn er das behauptet.
»Als du beim letzten Einsatz in den Steinschlag geraten bist, war er stinksauer. Mit der Gehirnerschütterung und dem Schlüsselbeinbruch hattest du noch Glück.« Jim beugte sich näher zu ihr.
Mit heißem Kopf sah sie Thomas an, der das Gespräch ganz unverhohlen und leicht belustigt verfolgte. »Das hätte jedem passieren können. Ich werde so tun, als hättest du diese Frage nie gestellt. Wenn Anna wüsste, was wir hier reden, könntest du einen Monat lang auf der Couch übernachten.«
Sie hatte gute Lust, Jim eine Kopfnuss zu verpassen. Anna, seine Frau, hätte ihr sicher applaudiert. Jim presste die Lippen aufeinander.
Die Wut verengte Brynns Blickfeld zu einem Tunnel. Wollte Liam ihr die Einsätze vermiesen? Und warum zum Teufel redete er mit Jim über private Angelegenheiten?
Grundgütiger. Schwanger?
Sie schnaubte. Sich am Morgen einfach davonzuschleichen war genau richtig gewesen.
Jim sollte nicht alles glauben, was Liam erzählte. Liam campierte seit einem Monat auf der Couch seines Bruders. Dass sie schwanger war, war völlig ausgeschlossen. Die vergangene Nacht hatte er nur deshalb in ihrem Gästezimmer verbracht, weil sie sich bis spätabends gestritten hatten. Brynn biss sich auf die Zunge. Sie hatte jetzt nicht den Nerv, mit Jim darüber zu reden. Er glaubte, sie und Liam würden immer noch zusammen wohnen und demnächst in den Hafen der Ehe einsegeln.
Träum weiter
.
Aufgeregtes Gebell schallte aus dem Wald. Brynn drehte sich zu dem Geräusch. Ihr grauweißer Hund sauste zwischen den Bäumen hindurch, sprang über Pfützen und jagte auf die Gruppe zu.
»Kiana!«, rief Brynn. »Hierher, Mädchen!«
Nach einem weiteren Handkommando kam die Hündin schlitternd vor Brynn zum Stehen. Brynn machte einen Sprung zur Seite, denn sie wusste, was gleich passieren würde. Kiana schüttelte sich, bespritzte dabei Jim von oben bis unten, setzte sich artig und richtete die blauen Augen auf ihr Frauchen.
Braver Hund.
»Ich nehme mal an, du bist wasserfest angezogen. Das ist auch nichts anderes als Regen.« Sie kraulte den Hund am Kinn und sah lachend zu, wie Jim Kiana mit beiden Händen
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