Vereist (German Edition)
Art.«
Collins nickte. »Von hier bis zur Eisenbahnbrücke sind es etliche Meilen. Das ist der längere Weg ins Suchgebiet.«
Paul fuhr zu dem Sheriff herum. »Und wie sind Ihre Leute rübergekommen? Ich dachte, die wollten direkt zur angenommenen Absturzstelle.« Hatte Collins in angelogen?
Collins zuckte die Schultern. »Vielleicht stand die Brücke noch nicht unter Wasser, als sie dort ankamen. Soviel ich weiß, ist das die einzige Stelle, an der man den Fluss überqueren kann.«
Boyles nickte. »Es sah aus, als wäre ein Baum den Fluss runtergetrieben und hätte sich unter der Brücke verkeilt. Dadurch bildetesich ein Damm, und das Wasser überspülte die Brücke. Vielleicht ist das passiert, nachdem Ihre Jungs bereits auf der anderen Seite waren.«
»Meine Jungs …« Ein seltsamer Ausdruck huschte über Collins’ Gesicht.
Paul wurde sofort misstrauisch. »Was? Was ist mit Ihren Jungs?«
Einer von Collins’ Mundwinkeln zuckte in die Höhe; Heiterkeit färbte seine Augen dunkler. »Nichts. Gar nichts. Nur dass einer von ihnen eine Frau ist.« Die Heiterkeit fiel von ihm ab. »Und sie hasst Flussüberquerungen.«
Stewart horchte auf. Seine Gedanken waren nicht schwer zu erraten.
Eine Frau auf einem Rettungseinsatz in diesem Mistwetter?
Grinsend sah Paul dem Mann ins Gesicht. Vielleicht würde Stewart nun endlich aufhören, sich über das bisschen Schnee zu beklagen. Eine Frau hatte es ihm gezeigt.
Ha!
»Okay. Wo ist diese Eisenbahnbrücke?«
Verdammt, ihm war so kalt. Hatte jemand den Zelteingang offenstehen lassen?
Alex versuchte, durch die Dunkelheit zu spähen, aber er schaffte es nicht. Er war zu müde. Ryan und Thomas schnarchten ausnahmsweise einmal nicht im Duett. Seufzend versuchte er, sich zu entspannen und sich tiefer in den Schlafsack zu wühlen.
Der Schmerz schoss als eisig-heißer Blitz durch sein Knie und sorgte dafür, dass er die Augen aufriss. Verdammt, was hatte er mit seinem Bein angestellt? Der Schmerz war fast so schlimm wie damals, als er sich die Kugel eingefangen hatte. Er versuchte, das Bein in eine bequemere Position zu bringen.
Er konnte es nicht bewegen.
Schnee. Lawine.
Der Atem pfiff aus Alex’ Lunge.
Er war verschüttet.
Unter dem Schnee
. Panisch schlug er um sich.
Schwer atmend gelang es ihm, einen Arm aus dem betonartigen Schnee zu ziehen und die kalte Decke über seinem Gesichtzu betasten. Seine hektischen Bewegungen erstarrten im Schock, als er merkte, wie nahe die Schneedecke war.
Viel zu nahe.
Der Abstand zwischen seiner Nase und seiner eisigen Hülle betrug keine fünfundzwanzig Zentimeter. Der Abstand zwischen seiner Brust und dem Schnee war noch geringer. Er erinnerte sich daran, wie er in der Lawine mit den Armen um sich geschlagen und gerudert hatte. Ein ferner Gedanke aus irgendeiner Ecke seines Gehirns hatte geschrien: »Schwimm!«
Die Armbewegungen hatten vermutlich dafür gesorgt, dass der Schnee sich nicht direkt auf sein Gesicht gelegt und ihn erstickt hatte.
Wenigstens lag er mit dem Gesicht nach oben. Das spürte er.
Er atmete langsam und bewusst und versuchte, nicht daran zu denken, wie wenig Sauerstoff es in seinem Schneesarg vermutlich gab.
Alex zerrte auch den anderen Arm in die Höhe und kratzte mit beiden Händen an der Schneedecke über seinem Gesicht. Eiskristalle rieselten ihm in die Augen. Deshalb schob er die Hände weiter nach unten und grub über seiner Brust. Er bewegte sich langsam, wollte sich nicht zu sehr anstrengen, damit er nicht zu viel Sauerstoff verbrauchte.
Wie nahe befand er sich an der Oberfläche?
Was war mit den anderen?
Brynn war in Sicherheit. Sie und Ryan hatten sich abseits der ins Tal rasenden Schneemassen befunden. Aber was war mit Jim und Thomas? Alex grub schneller. Die Männer befanden sich vielleicht in derselben Lage wie er. Dann brauchten sie Hilfe.
Die Vorstellung, wie Brynn versuchte, sie alle drei zu finden, schoss ihm wie ein schmerzhafter Stromschlag durch den Kopf. Sie und Jim standen einander so nahe. Mit zusammengebissenen Zähnen kratzte er an der Schneedecke.
Warum irritierte ihn das vertraute Verhältnis zwischen Brynn und Jim so sehr?
Alex kannte die Frau doch kaum.
Und wenn er hier nicht rauskam, würde er sie auch nicht besser kennenlernen.
Seine Hände arbeiteten schneller.
Er hörte schwach einen Hund bellen.
Kiana
.
»Hey!«, schrie er so laut, dass ihm die Ohren klingelten. »Hier bin ich!«
Nichts. Er schluckte und schrie noch einmal.
Stille.
Vielleicht hatte er sich
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