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Vereist (German Edition)

Vereist (German Edition)

Titel: Vereist (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kendra Elliot
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Badezimmer voller Dampfschwaden blicken. Die Schneeflocken waren so fein und leicht wie Nebel. War es Zeit, Brynn und Ryan ebenfalls die Wahrheit zu sagen? Jim würde die beiden sicher bald einweihen, aber Alex war es lieber, sie hörten es von ihm. War es wirklich so schlimm, wenn man vorgab, noch immer ein Marshal zu sein? Um einen Killer zur Strecke zu bringen?
    Schließlich fügte er niemandem im Team einen Schaden zu. Abbekommen hatte bislang nur er selbst etwas. Durch die Rutschpartie in den Schlamm hatte sich seine alte Knieverletzung wieder gemeldet. Ohne das Ibuprofen würde sie ihn nun umbringen, seineigenes Vorwärtskommen und das der ganzen Gruppe behindern. Die Kopfschmerzen hatte er halbwegs im Griff, doch er spürte, wie der Druck sich langsam wieder aufbaute. Was hätte er jetzt für einen Schluck Whiskey gegeben.
    Nein. Das ist Geschichte. Vorbei.
    In vielen schlaflosen Nächten hatte er über den Akten von Besands Morden gebrütet, sich seitenweise Notizen gemacht. Die Detectives, die an den Fällen arbeiteten, hassten ihn, weil er sie ständig nervte. Sie anzurufen, hatte längst keinen Sinn mehr, denn wenn sie seine Nummer auf dem Display sahen, nahmen sie sowieso nicht mehr ab. Inzwischen schrieb er nur noch E-Mails und versuchte, sich dabei auf ein Minimum zu beschränken.
    Brynn hatte er erzählt, er würde Computerspiele und Sicherheitssoftware entwerfen. In Wirklichkeit war er seit drei Monaten wie blockiert. Er konnte sich einfach nicht konzentrieren und hatte seit einem Jahr kein neues Spiel verkauft. Wenigstens konnte er sich mit dem Geld für die letzten drei Spiele ganz gut über Wasser halten.
    Plötzlich nahm er ein weit entferntes
Wump-wump-
Geräusch wahr. Alex sah in den verhangenen Himmel. Er hätte seine letzte Ibuprofen-Dosis darauf verwettet, dass das Geräusch von einem Hubschrauber kam. Aber bei diesem Wetter? Bei fast null Sicht? Das konnte nicht sein. Die Bäume schützten die Mannschaft am Boden notdürftig vor dem Wind. Aber dort oben tobte ein Sturm. Wie konnte jemand bei diesen Bedingungen fliegen?
    Er blieb stehen. Das Geräusch wurde lauter, aber noch konnte er den Hubschrauber nicht sehen. Hoch über ihm auf der Kuppe standen Brynn und Ryan auf und drehten sich um die eigene Achse. Auch sie entdeckten die Quelle des Lärms nicht.
    Verdammt, der Hubschrauber musste ganz in der Nähe sein. Alex hatte das Gefühl, vor einem dröhnenden Nachtclub zu stehen – so laut war der Vogel jetzt. Er konnte jeden Augenblick den Dunst durchbrechen. Alex stapfte in die Mitte des Hanges und fing an, mit den Armen zu winken, damit der Pilot auf ihn aufmerksam wurde. In seinem leuchtend blauen Anorak war er hier im Schnee kaum zu übersehen.
    Dann drangen trotz des Lärms schwache Rufe bis zu ihm. Als er in die Tiefe schaute, sah er Jim und Thomas unbeholfen vom Flugzeug zu den Bäumen rennen.
Haben sie den Hubschrauber entdeckt?
Alex warf einen Blick hinauf zu Brynn und Ryan. Mehr Geschrei und wildes Winken. Aber ihre Augen hingen an
ihm
. Wieder suchte er den Himmel nach dem Hubschrauber ab, dessen Motorengeräusch nun in seinen Ohren dröhnte wie ein Güterzug.
    Als er noch einmal zu Brynn und Ryan schaute, hatte er das Gefühl, sein Magen würde schockgefrostet. Ihr Winken galt wirklich
ihm
. Ryan zeigte auf die Stelle am Hang, von der aus eine donnernde weiße Wolke auf Alex zu rollte.
    Lawine.
    Das Blut rauschte in seinem Kopf. Alex rannte auf die am nächsten stehenden Bäume zu, wusste aber, dass er sie nicht mehr rechtzeitig erreichen würde. Das Geräusch des rettenden Hubschraubers hatte tödliche Schneemassen in Bewegung gesetzt.
    Brynn und Ryan hatten die Maschine zur selben Zeit gehört. Oben auf der Kuppe drehten sie die Köpfe und suchten durch den Schneevorhang hindurch nach dem Helikopter.
    »Verdammt, was soll der Mist?«, schrie Ryan. Er stemmte sich aus dem Schnee hoch und drehte sich mit weit aufgerissenen Augen im Kreis. »Wer ist denn verrückt genug, bei diesem Scheißwetter zu fliegen?«
    Brynn wurde das Atmen schwer.
Nein, Liam. So durchgeknallt bist nicht mal du
. Ihre Augen suchten genauso fieberhaft wie Ryans. Mit einer unwirschen Geste wischte sie das Haar weg, das ihr der Wind in den Mund schlug.
    »Wo ist das Ding?«
    Das wummernde Rotorengeräusch kam näher. Sie rechnete damit, jeden Moment trotz der Schneeschleier die Umrisse des Hubschraubers sehen zu können. War es der Pave Hawk der Air Force? Oder ein Zivilhubschrauber aus der Gegend? Jemand, der

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