Vereist (German Edition)
lang hin. Nach gefühlten Stunden kamen sie bei den Männern an. Thomas und Jim schaufelten sich fieberhaft durch den Schnee und riefen Alex’ Namen.
»Ist das die Stelle? Habt ihr gesehen, wo er verschüttet wurde?« Brynn fiel auf die Knie und wühlte sich durch den Schnee wie ein Hund. Ryan tat dasselbe. Kiana schnüffelte an dem Schnee um Brynns Hände, rannte im Kreis um die Gruppe und bellte.
Thomas und Jim tauschten einen Blick aus, Jim nickte.
»Ich glaube, er ist dort drüben.« Thomas deutete nach links.
Gruben sie an der falschen Stelle?
Dieser ungeheuerliche Gedanke ließ Brynn erstarren. Mit großen Augen sah sie Jim an. Er schüttelte ärgerlich den Kopf. »Keine Ahnung. Ich könnte schwören, dass er etwa hier sein muss.« Er stand auf und zeigte mit dem Finger. »Thomas, du und Ryan, ihr grabt dort drüben.«
Brynn schnaufte. Wenn sie sich aufteilten, kamen sie hier viel langsamer voran. »Jim …«
»Ich weiß. Ich weiß! Aber was soll ich denn tun? Thomas ist sich genauso sicher, ihn gesehen zu haben wie ich.«
In Brynns Augen brannten Tränen. »Grabt schneller«, bat sie und verdoppelte ihr Tempo.
Darrin war aufgesprungen. Mit offenem Mund stand er da. Das Fernglas so fest an die Augen gedrückt, dass dort Abdrücke entstanden, beobachtete er die Suchmannschaft beim Graben.
Heiliger Strohsack.
Lawinen hatte er bisher nur im Fernsehen gesehen, und in freier Natur wollte er auch nie wieder eine erleben. Die Gewalt, die in diesem Ding steckte! Sie war wie ein hungriges Monster, das alles verschlang, was sich ihm in den Weg stellte. Wie konnte stiller Schnee einen solchen Lärm machen?
Die Lawine hatte Alex Kinton voll erfasst. Darrin hatte gesehen, dass er mit den Armen ruderte wie ein Schwimmer. War Kinton tot?
Mit dem Fernglas suchte Darrin den Schnee ab. Kinton musste tot sein. Es hatte ausgesehen, als zöge ihn eine Meeresströmung unter Wasser. Nur dass er hier ganz sicher nicht mehr an die Oberfläche trieb.
Wow.
Mit zuckenden Schultern wartete Darrin dennoch darauf, dass Kinton wieder zum Vorschein kam. Außer Alex hatte der Schnee auch noch das Cockpit gepackt und verschlungen wie einen leckeren kleinen Snack. Wie konnten diese Leute unter dem Schnee einen Menschen finden, wenn man noch nicht einmal ein Stück von dem Flugzeug sah?
Als Darrin die Frau ins Visier nahm, stellte er fest, dass ihr Tränen über die Wangen liefen. Er beobachtete, wie ihre Lippen sich bewegten, wenn sie den anderen Männern etwas zurief, konnte die Worte aber nicht verstehen. Plötzlich sah er drei Männer in Rot. Er riss die Augen auf.
Wo kam denn plötzlich der dritte Typ her?
Darrin hatte sich so sehr auf die Vorgänge unten am Hang konzentriert, dass er nicht beobachtet hatte, wie die Frau abgestiegen war. Sie musste den dritten Mann mitgebracht haben.
Der verrückte Köter rannte im Kreis. Von einem grabenden Paar zum anderen. Schließlich entschloss er sich, neben der Frau zu buddeln. Der Schnee flog nur so unter seinen Pfoten weg. Nützliches Tier.
Darrin richtete sich auf. Er sah, dass der neue Kerl aufhörte zu graben, sich zur Seite beugte, sich erbrach und dann sofort weiterarbeitete.
Adrenalin
. Darrin wusste, was es im Magen anrichten konnte.
Die da unten müssen komplett high davon sein.
Der Neue grub langsamer als die anderen. Aber aus allen Gesichtern sprach die Entschlossenheit, Kinton zu finden. Die Frau nahm sich nicht einmal die Zeit, sich die Tränen abzuwischen.
Paul Whittenhall wollte seinen Augen nicht trauen.
Das Zweimannteam, das er Kinton hinterhergeschickt hatte, kam aus dem Wald zurück ins Camp gestapft. Aus dem Pulk der Medienleute schallte den beiden ein Chor von aufgeregten Fragen entgegen. Sie waren nur einen halben Tag weg gewesen.
»Verdammt, was soll das?«, murmelte Paul und joggte ihnen entgegen. Sheriff Collins, dieses Arschloch, war schneller. Er war vor Paul bei den beiden und löcherte sie bereits mit Fragen. Gute Leute. Sie ignorierten den Kerl. Gary Stewart fing den Blick seines Bosses auf. Stewart wirkte niedergeschlagen.
Warum waren diese Memmen so schnell wieder da?
»Was ist passiert?« Paul kam bei den Männern an und fiel mit seiner Frage dem Sheriff ins Wort.
Stewart sah mit müden braunen Augen erst den Sheriff an, dann seinen Boss.
»Die Brücke über den Fluss steht unter Wasser. Wir haben versucht, rüberzukommen. Aber das ist völlig aussichtslos. Boyles sagt, weiter südlich gäbe es eine Eisenbahnbrücke oder etwas in der
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