Verfehlung: Thriller (German Edition)
richtigen Profikiller, der aber keine Verbindungen zur Mafia hat, wurde in Paris die Kehle durchgeschnitten. Man nimmt an, dass es einen Zusammenhang mit einem international operierenden Verbrechersyndikat gibt, das sich mit Drogenhandel, Prostitution, Waffenschieberei und – ihr wisst schon – den üblichen netten Sachen beschäftigt. Auf jeden Fall gibt es Hinweise darauf, dass dieses Syndikat Großbritannien zur Geldwäsche benutzt und auch Russen involviert sind.«
»Wahrscheinlich reicht das Netzwerk bis in alle Ecken der Welt?«, fragte Cahill.
»Sieht so aus, aber das ist auch so ziemlich alles, was ich darüber herausbekommen konnte. Mehr hat mir mein Mittelsmann nicht sagen wollen.«
»Und was sollen wir jetzt damit anfangen?«
»Nun, er hat mir immerhin den Codenamen für die Ermittlungen von Interpol anvertraut. Als ich ihm nämlich den Namen des Mannes nannte, um den es mir ging, wurde er plötzlich sehr reserviert und erklärte, dass er mir nichts weiter außer diesem Codenamen nennen könne – Projekt Weißer Engel.«
Bruce machte eine bedeutungsschwere Pause, doch Cahill und Logan sahen einander nur verständnislos an.
»Gabriel Weiss«, sagte Judd schließlich mit Nachdruck.
»Eben«, schaltete sich Bruce wieder ein. »Der Erzengel Gabriel. Und Weiß nach seinem deutsch klingenden Nachnamen.«
Cahill zog sich einen Stuhl unter dem Tisch hervor.
»Gut gemacht, Bruce«, sagte er und beendete die Verbindung.
Auch Logan und Judd nahmen am Tisch Platz.
»Und ich dachte, er wäre bloß ein gewiefter Winkeladvokat«, sagte Logan.
»Unter dem respektablen Deckmantel eines Anwalts kann er in der Weltgeschichte herumdüsen und die schönen Dinge des Lebens genießen, ohne Verdacht zu erwecken«, sagte Judd.
Cahill rieb sich die Augen, seufzte und wandte sich Logan zu. »Du hast vorhin für dein kleines Mädchen dein Leben aufs Spiel gesetzt«, sagte er.
Logan nickte schweigend.
»Du möchtest doch nicht für den Rest deines Lebens ängstlich über deine Schulter gucken müssen, um zu sehen, ob dieser Kerl möglicherweise hinter dir her ist und dir an den Kragen will, oder?«
»Ich dachte, du hättest gesagt, das würde nicht der Fall sein«, sagte Logan. »Dass das ganze Gerede von der russischen Mafia nur Bockmist sei.«
»Ist es normalerweise auch, aber in diesem Fall liegen die Dinge anders. Die Kerle oben bei der Hütte waren offenbar bloß Fußsoldaten, und von ihrer Sorte scheint es zweifellos noch eine Menge mehr zu geben. Das ändert die gesamte Lage. Jetzt müssen wir uns den Informationen entsprechend verhalten, die wir bekommen.«
»Und wie soll das aussehen?«
»Du hast zwei Möglichkeiten. Entweder erzählst du der Polizei, dass deiner Meinung nach mit Bobs Deal etwas nicht stimmt und nennst ihnen Weiss’ Namen, damit die sich ihn vorknöpfen.«
»Aber das würde doch nur dazu führen, dass die ihre Nase tief in die Angelegenheit stecken und dabei auch herausfinden, was heute am See passiert ist«, wandte Logan
ein. »Wer sagt mir überhaupt, dass sie ihn schnappen, bevor er sich mich greift?«
»Richtig«, pflichtete Cahill ihm bei. »Alternativ könntest du Weiss anrufen und ihm sagen, dass seine Leute erledigt sind und er nicht mehr mit ihnen zu rechnen braucht, dass aber du mit Bob die Transaktion abschließt und ihm einen Batzen hübsches, sauberes Geld zukommen lässt. Natürlich nur unter der Bedingung, dass Gras über die Sache wächst. Eine Hand wäscht die andere – sozusagen.«
Logan starrte Cahill an. »Du bist ja verrückt«, sagte er.
»Bin ich das? Möchtest du alles kaputt machen, was wir heute geleistet haben, nur um der letzte ehrbare Anwalt zu sein? Sollen all die Leute für nichts und wieder nichts ihr Leben gelassen haben?«
Logan öffnete den Mund, um zu protestieren.
»Willst du, dass deine Tochter vor deinen Augen umgebracht wird? Denn so etwas tun Typen wie Weiss, wenn du ihnen Steine in den Weg legst.«
Logan sah Judd um Beistand heischend an, doch der schwieg.
»Willkommen in der Realität, Logan«, sagte Cahill. »Willkommen in dem dreckigen, stinkenden Scheißloch, in dem wir leben und in dem jeder nur an sich denkt. Wenn du dir die Chance auf ein Leben mit Ellie nicht verderben willst, steckst du dir deine moralischen Bedenken besser in den Hintern und tust, was ich dir sage.«
»Ich soll also dazu beitragen, diese Schweinehunde noch reicher zu machen, als sie schon sind?«, schrie Logan ihn an. »Damit sie munter weitermorden können
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