Verfehlung: Thriller (German Edition)
Gabriel getroffen. Crawford war derjenige, der Finch ins Spiel gebracht hat.«
Die Frau hatte sich neben Vasiliy auf das Sofa gesetzt. Sie war sich des Machtkampfes zwischen Drake und Sergei sehr wohl bewusst, der ihr nach all den Jahren zum Hals heraushing. Alles hatte anders werden sollen, als sie der
Straßenkriminalität den Rücken kehrten und sich Gabriel anschlossen. Aber Sergei würde nie aufhören, danach zu streben, die Nummer eins zu werden, und das ließ er Drake bei jeder Gelegenheit spüren.
Andererseits wusste sie auch, dass Sergei vor seinem Kumpel noch immer Angst hatte, weil Drake zu einem außerordentlichen Maß an physischer Gewalt fähig war. Dennoch wurde er zunehmend mutiger, wenn es darum ging, Drake herauszufordern, und das beunruhigte sie. Das Letzte, was sie sich wünschte – das Letzte, was jede Frau sich wünschen würde –, war, Sergei und seinen ... Gelüsten schutzlos ausgeliefert zu sein. Sie würden sorgsam darauf achten müssen, dass er nicht zu lange mit dem Mädchen allein war. Falls ihr etwas zustieß, hätten sie kein Druckmittel mehr in der Hand.
»Wenn du die Dinge besser im Griff hättest, würden wir nicht in dieser Scheiße sitzen und Gabriel hätte längst sein Geld«, sagte Sergei.
Drake trat an die Spüle und ließ sich ein Glas Wasser einlaufen. Er gab sich alle Mühe, seine Wut auf seinen alten Freund im Zaum zu halten.
»Es kann uns allen nur nützen, wenn wir zusammenhalten und diese Geschichte gemeinsam durchziehen«, sagte er. »Warum tust du also nicht das, was du am besten kannst, Sergei, und hältst einfach deinen Mund? Überlass das Denken mir und Gabriel.« Er sah, wie Sergei puterrot anlief, und spürte förmlich den Zorn, der sich in ihm zusammenbraute. Nur zu, dachte er. Versuch’s doch. Lass uns ein für alle Mal sehen, wer von uns beiden der Stärkere ist.
Sergei rutschte in seinem Sessel hin und her, machte aber keine Anstalten, sich zu erheben. »Weil ich das Denken
dir überlassen habe, sitzen wir jetzt in der Scheiße«, sagte er. »Wenn wir den Geldfluss simpel gehalten hätten, hätte Finch nie Wind davon bekommen und würde uns jetzt nicht solche Scherereien bereiten.«
»Wir mussten die Vorgehensweise ändern, Sergei, und das weißt du auch. Wenn du es auf eine Auseinandersetzung ankommen lassen willst, warum sagst du es nicht einfach, dann gehen wir nach draußen und klären die Sache, wie wir’s immer gemacht haben – wie Männer.«
Sergei starrte ihn an, rührte sich aber nicht von seinem Platz.
»Habe ich’s mir doch gedacht«, sagte Drake und spülte sein Glas mit heißem Wasser aus.
Die Frau behielt Sergei im Auge, solange Drake ihm den Rücken zuwandte. Sie konnte an seinem Gesichtsausdruck erkennen, was in seinem Gehirn ablief, während er so tat, als würde er sich gemächlich in seinem Sessel zurücklehnen. Als er merkte, dass sie ihn beobachtete, steckte er die Zunge zwischen die Lippen, machte eine lutschende Bewegung damit und grinste über ihr Unbehagen.
Ellie saß mucksmäuschenstill auf dem Bett und lauschte auf irgendwelche Geräusche, die ihr helfen könnten, herauszufinden, wo sie sich befand. Als die Männerstimmen in dem anderen Zimmer verstummten, glaubte sie, Wasser zu hören; nicht dahinströmend wie in einem Fluss, sondern leise plätschernd. Vielleicht war das Meer ganz in der Nähe? Aber sie kannte den Salzgeruch der Seeluft, den sie hier nicht wahrnahm.
Dann erinnerte sie sich an den Geruch der Bäume, als man sie aus dem Wagen gehoben hatte. Bäume und Wasser. Ein See? Wie nannte man die noch in Schottland? Ihre
Mutter hatte es ihr gesagt. Sie schloss fest die Augen und versuchte sich zu erinnern.
Der mit dem Ungeheuer darin – wie hieß der doch gleich? Sie kannte die Geschichte von damals, als sie noch ein kleines Mädchen gewesen war. Das Ungeheuer hieß ... Nessie. Loch Ness. Das war’s. Sie hatte die Geschichte gemocht, sich bei dem Gedanken an das geheimnisvolle Wesen, das irgendwo da unten umherschwamm, wohlig gegruselt. Sie lächelte und ballte die Hand zu einer Faust, um ihren kleinen Sieg zu feiern.
Sie befand sich in unmittelbarer Nähe eines sogenannten Lochs. Sie war sich ganz sicher.
13
16:00 Uhr
Nachdem er und Cahill sich getrennt hatten, betrat Logan die Waterstone’s -Buchhandlung an der Sauchiehall Street, um sich einen Kaffee zu holen. Der Laden lag unweit des Blythswood Square und hatte eine Costa Coffee -Filiale im Tiefparterre. Logan konnte etwas gebrauchen, was
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