Verfehlung: Thriller (German Edition)
kann sie nicht beruhigen. So etwas kann doch einfach nicht passieren, denke ich, mir doch nicht. Ich muss diesen Scheiß wieder in Ordnung bringen. Dafür bin ich doch da.«
Er machte eine kurze Pause, und Logan fragte sich,
ob sein Freund während der letzten zehn Minuten mehr über sich preisgegeben hatte als in den vergangenen fünf Jahren.
»Ich laufe also weiter am Strand entlang, kann nicht mehr klar denken, und da sehe ich einen der anderen Badegäste winkend auf mich zukommen. Er ist nur ein Junge von vielleicht fünfzehn Jahren, ein spindeldürrer Bengel, aber er hat Jodie an der Hand, die weint. Als sie mich sieht, rennt sie auf mich zu und packt mich so heftig, dass ich noch eine Woche später blaue Flecken davon habe. Ich hebe sie hoch und trage sie zu Sam zurück. – Und weißt du, was das Schlimmste daran war?«
Wieder konnte Logan nur mit dem Kopf schütteln.
»Eine halbe Minute später hatte sich Jodie wieder beruhigt und ist zurück zu ihrer Schwester gelaufen, um weiter im Meer zu spielen. Sie hat ihre Mutter nicht einmal richtig in die Arme genommen, obwohl Sam mit den Nerven völlig am Ende war.«
Cahill lachte laut auf, während ihre Bedienung die Rechnung auf den Tisch legte und sich wieder entfernte.
»Und wenn ihr nun etwas zugestoßen wäre?«, fragte Logan. »Was hättest du dann gemacht?«
»Ich weiß es nicht, Logan. Ehrlich nicht. Ich mag überhaupt nicht daran denken, wie ich leben soll, falls wir eine von ihnen verlieren. Aber eins kann ich dir versichern: Wenn jemand sie sich gegriffen und ihr etwas angetan hätte, würde ich keine Minute ruhen, bis ich den Schweinehund aufgespürt und ihm einzeln die Glieder aus dem Leib gerissen hätte. Wenn sich einer an meinen Kindern vergreift ...«
Er beendete den Satz nicht.
Logan kam es langsam so vor, als wollte er vielleicht doch
besser nicht zu viel über Alex Cahill wissen. Er konnte einem richtig Angst machen.
12
14:00 Uhr
Ellie erwachte, als die Tür ihres Zimmers geöffnet wurde. Der Schlaf hatte ihr Erleichterung von ihren Schmerzen verschafft, aber er war unruhig gewesen, erfüllt von Träumen von ihrer Mutter und den Ereignissen am Morgen. Sie versuchte sich aufzusetzen, aber der Schmerz in ihren Rippen war wie ein Messer, das langsam in ihr Fleisch eindrang. Sie sog hörbar den Atem ein und blieb still auf dem Bett liegen.
Drake, der Mann, den sie für den Anführer hielt, kam ins Zimmer und stellte ein Tablett auf den Fußboden. Diesmal trug er keine Mütze, und sie konnte seine ausgeprägten Wangenknochen erkennen.
Auf dem Tablett lag ein Schinkensandwich, daneben stand ein Glas Milch – und eine nierenförmige Metallschale mit einer Spritze. Aus dem anderen Teil des Hauses hörte Ellie Stimmen – die der beiden Männer, die sie aus der MayTerrace verschleppt hatten, und die der Frau am Herd.
Drake kniete sich neben das Bett und fragte sie, wie es ihr ginge. Sie sah ihn an, schwieg aber.
»Wenn du Schmerzen hast, kann ich dir helfen. Ich kann machen, dass es dir besser geht.«
Ellie wollte, dass der Schmerz aufhörte. »Es tut in der Seite weh«, sagte sie, und ihr Kinn zitterte vor Aufregung.
»Schon gut. Ich habe Medizin.«
Er nahm die Spritze vom Tablett. Ellie schloss die Augen, denn sie hasste Nadeln. Sie biss die Zähne zusammen, als sie spürte, wie die kalte Metallspitze sich unter ihre Haut schob und der Inhalt der Spritze in sie eindrang.
»So, nun iss. Du musst bei Kräften bleiben. Wenn du nicht isst, geht es dir noch schlechter. Ich möchte nicht, dass es so weit kommt.«
Wieder fiel Ellie auf, dass er sich um einen korrekten Sprachgebrauch bemühte. Sie nickte, und er half ihr, sich aufzurichten, ehe er das Tablett neben sie auf das Bett stellte. Dann erhob er sich und ging.
Sie verschlang das Schinkenbrot mit großem Appetit, ließ sich ihr Essen schmecken und genoss das verschwommene Wohlgefühl, während das Medikament, das durch ihre Blutbahnen strömte, zu wirken begann.
»Ich verstehe nicht, wieso Finch überhaupt in die Sache mit hineingezogen werden musste«, sagte Sergei. »Wir brauchten ihn doch gar nicht. Wenn er da nicht mit drinstecken würde, müssten wir uns jetzt auch nicht mit dem Scheiß auseinandersetzen, woher das Geld kommt.«
Drake seufzte. Es erschöpfte ihn, das alles schon wieder durchkauen zu müssen. Er vermutete, dass Sergei es nur darauf anlegte, ihn zu reizen. Er hatte Erfolg damit.
»Wie ich bereits gesagt habe, Sergei, habe ich Crawford zusammen mit
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