Verfehlung: Thriller (German Edition)
einmal nachzudenken.
»Richtig. Keine. Und wie viele Affären?«
Die Frage war schon nicht mehr so einfach.
»Weiß nicht. Sechs oder sieben vielleicht?«
»Drei. Und die längste hat kein halbes Jahr gehalten.«
»Worauf willst du hinaus?«
»Sie ...«
Erneut fühlte Logan das noch immer feste Knäuel der Gefühle in sich aufsteigen. Sein Blick verschwamm, und er blinzelte, um wieder klar sehen zu können.
»Was ist mit ihr?«, drängte ihn Cahill, der seine Geduld auf eine harte Probe gestellt sah. »Sprich drüber.«
»Ich bin nie über sie hinweggekommen, Alex. Was ich damit sagen will ... ich glaube, sie war diejenige, welche. Ich weiß, wie kitschig das klingt, aber das ist mir egal, weil es das ist, was ich empfinde. Wir haben nie über Kinder oder so etwas geredet, aber ich habe immer gedacht, dass wir für alle Zeiten zusammenbleiben würden, verstehst du? Dass wir uns Jobs in der Stadt suchen, ein paar Jahre miteinander verbringen, dann heiraten und Kinder kriegen, uns irgendwo ein großes Haus kaufen, in dessen Auffahrt dann ein teurer Geländewagen mit Kindersitzen parkt.«
Cahill sah schweigend zu, wie sein Freund den Kopf senkte und sich durchs Haar strich.
»Mist. Jetzt hör mir mal zu.«
Cahill schob seinen Teller beiseite und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. »Aber wenn das zwischen euch so gut
lief, was ist dann plötzlich passiert? Warum ist es mit einem Male zu Ende gewesen?«
»Ich weiß es nicht. Ich weiß es wirklich nicht. Ich meine... ich wusste, dass irgendetwas zwischen uns nicht ganz stimmte, aber ich dachte, dass sich das mit der Zeit klären würde. Und dann war sie weg. Hat mit so ziemlich jedem, den sie kannte, den Kontakt abgebrochen. Sie hatte keine Geschwister und ihre Eltern verloren, als sie die Schule abschloss, also war sie immer schon ein wenig so etwas wie eine Einzelgängerin. Trotzdem gab es keine Vorzeichen oder eine schlüssige Erklärung für ihr Abhauen.«
»Ein anderer Typ?«
»Nein, das glaube ich nicht. Davon hätte ich Wind bekommen. Außerdem hat sie ja nicht bloß mich verlassen, sondern gleich das Land.«
Cahill hielt kurz inne, bevor er wieder etwas sagte.
»Warum hast du denen nicht erzählt, von wem du erfahren hast, dass sie in Hongkong war?«
»Keine Ahnung. Ich ... ich habe den Namen einfach nicht über meine Lippen gebracht, und dann schien es mir, dass es vielleicht so sein sollte. Ich kann’s dir nicht erklären.«
»Ich kann mich nicht daran erinnern, dass du mir etwas davon erzählt hast.«
»Habe ich auch nicht. Ich rede mit niemandem viel über sie.«
»Okay, und wer war es nun?«
»Wer war was?«
Cahill beugte sich vor. Eine Gruppe von fünf jungen Anwälten aus Logans Kanzlei war laut redend in die Bar gekommen und hatte zu ihnen herübergenickt.
»Wer hat dir erzählt, sie sei in Hongkong?«
»Das war Bob Crawford.«
Cahill zog die Stirn in Falten.
»Bob und ich waren zusammen auf der Uni«, erklärte Logan. »Damals waren wir noch enger befreundet als heute. Wir haben viel zusammen herumgehangen, manchmal auch mit Penny, also hat sie ihn auch kennengelernt. Er hat mir erzählt, sie habe ihn eines Tages im letzten Sommer angerufen und erzählt, wie gut sie es in Hongkong getroffen hätte, dass es aber auch schön wäre, wenn man sich bei ihrem nächsten Besuch zu Hause mal treffen könnte. Dass sie überlegte, wieder in Schottland einen Job anzunehmen, und dazu an einige alte Verbindungen wieder anknüpfen müsse. Als Bob ihr sagte, dass ich auch in seiner Firma arbeite, hatte sie das Gespräch wohl abrupt beendet.«
»Und du hast wirklich zwölf Jahre lang nichts von ihr gehört?«
»Ja.«
»Junge, die hat dich wirklich sitzen lassen. Das erklärt so einiges.«
»Und was zum Beispiel?«
»Dass du dich wie ein beschissener Einsiedler in deinem neuen Apartment verkriechst und dort mit einer Katze namens Stella zusammenlebst, verdammt.«
Logan brachte ein Lächeln zustande. »Ich mag die Katze.«
Cahill beruhigte sich ein wenig und klopfte mit dem Finger den Takt der Musik mit. Dann blickte er zu dem Breitwandfernseher auf, der am anderen Ende der Bar unter einem vorspringenden Erker des Zwischengeschosses montiert war.
»Das Video passt nicht zur Musik. So etwas kann ich
nicht ausstehen. Wieso können die nicht überall den gleichen Kanal laufen lassen?«
Logan wollte zu lachen anfangen, unterließ es aber, als Cahill ihn finster ansah.
»Ist nicht leicht, aus dir schlau zu werden, Alex.«
Cahill senkte
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