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Verfehlung: Thriller (German Edition)

Verfehlung: Thriller (German Edition)

Titel: Verfehlung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: GJ Moffat
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nicht gefickt. Und selbst wenn ich es tun würde ... «
    »Getan hätte«, verbesserte Logan ihn. »Vergangenheitsform. Sie ist tot.«
    Crawford seufzte. »Was ist das eigentlich zwischen dir und ihr? Ich meine, sie hat dich doch verlassen – dich sitzen gelassen. Das war brutal, und ich habe damals mitbekommen, wie sehr du darunter gelitten hast. Warum also liegt sie dir immer noch so am Herzen? Ich verstehe das nicht.«
    Logan zog ein Papiertaschentuch aus dem Karton auf Crawfords Schreibtisch und wischte sich damit etwas von dem Blut auf seinem Handrücken ab. Er verspürte kein Verlangen, jetzt auf die Frage einzugehen.
    »Vielleicht solltest du dich bei der Polizei melden«, sagte er. »Bevor sie zu dir kommen.«
    »Was willst du damit sagen? Glaubst du etwa, ich hätte sie ermordet?«
    »Ich habe keine Ahnung. Aber ich denke, dass ich dich längst nicht mehr so gut kenne wie früher, Bob.«
    »Du bist ein Arschloch, Logan.«
    »Ach? Bin ich das?«
    »Ja, bist du.« Die Adern auf Crawfords Stirn schwollen bläulich an. »Kann doch sein, dass auch du gewusst hast, dass sie hier ist. Sieh dir bloß mal deine Hand an, Logan. Sieh dir an, was du angestellt hast. Vielleicht bist du nie über sie hinweggekommen, und als du herausbekamst, dass sie hier ist, wolltest du sie wiedersehen. Das Treffen ist nicht so gut gelaufen, was?«
    Logan hatte das Gefühl, als würde er von in ihm lodernden Flammen verzehrt. Ihm wurde schwarz vor Augen, und einen Moment lang fürchtete er, das Bewusstsein zu verlieren. Er merkte, wie seine Beine nachgaben und ließ sich mit seinem ganzen Gewicht in den Sessel neben dem Schreibtisch fallen. Auch Crawford setzte sich wieder und sah ihn an. In seinem Blick spiegelte sich eine Mischung aus Furcht und Reue wider.
    Der Niederschlag hatte sich von einem leichten Nieseln in einen Regenguss ausgewachsen, der gegen das Fenster hinter Crawford prasselte. Logan fühlte sich in seine Wohnung an der Byres Road zurückversetzt. Wäre er fähig, so etwas zu tun? War er dabei, den Verstand zu verlieren? Wenn das letzte Nacht nun gar kein Traum gewesen war und er sie wirklich getroffen hatte? Konnte sein Gehirn bereits so angeschlagen sein, dass es die Erinnerung daran vollkommen verdrängte? Er fragte sich, ob die wahrhaft Geistesgestörten sich ihres Zustandes bewusst waren. Hinter seinen Augenhöhlen begann ein wahnsinniger Kopfschmerz
zu pochen. Er presste die Handballen auf seine Augen, um den Druck zu lindern.
    »Es tut mir leid, Logan«, hörte er Crawford sagen. »Das war wohl ein bisschen übertrieben.«
    Logan sah ihn aus vor Schmerz halb geschlossenen Augen an. »War es das? Und wenn ich nun nicht bloß von ihr geträumt habe? Was, wenn ich da oben nicht mehr richtig bin, ich tatsächlich bei ihr war und sie umgebracht habe?«
    »Nein. Das ist doch ...«
    »Was? Verrückt?« Logan lachte laut auf. »Die Bullen sind bei mir gewesen, weil man eine Visitenkarte bei ihr gefunden hat. Meine Visitenkarte.«
    Crawford blickte starr ins Leere, seine Pupillen weiteten sich.
    »Ich denke, du solltest jetzt nach Hause gehen«, sagte er.
    »Hast du Angst vor mir, Bob?«
    »Geh nach Hause.«
    »Und was wird aus den Typen, dem Deal?«
    »Ich werde mit denen telefonieren. Es ist mein Hals, nicht deiner.«
    Logan verließ das Büro. Er war sich nicht sicher, wen von ihnen beiden es schwerer getroffen hatte.

14
    19:00 Uhr
     
    Das Besprechungszimmer im Hauptquartier der Strathclyde Police an der Pitt Street, nur eine Querstraße von den Büroräumen von Kennedy Boyd entfernt, war fast leer.
Sharp war vor fünf Minuten nach Hause gefahren; Rebecca Irvine saß noch an einem der Tische und hatte sich im grellen Licht einer Halogenschreibtischleuchte in die Betrachtung der Fotos vom Tatort vertieft. Zwischendurch blickte sie auf die Tafel vor sich, aber die Namen, Zahlen und die Liste der möglichen Spuren darauf verschwammen zu einem undurchschaubaren Chaos. In der Hand hielt sie Logan Finchs Visitenkarte, die sie immer wieder zwischen den Fingern drehte.
    Sie ging den Flur hinunter zum Waschraum und spritzte sich kaltes Wasser ins Gesicht. Als sie es sich mit einem billigen Papiertuch abtupfen wollte, verteilte das Tuch die Feuchtigkeit mehr, als dass es sie aufsaugte. Ihr Gesicht im Spiegel wirkte fahl und eingefallen, unter den Augen hatte sie dunkle Ringe. Wahrscheinlich wäre es am besten, sich den Mantel zu holen und ebenfalls nach Hause zu fahren. Ob sie Tom anrufen und ihm sagen sollte, dass sie noch

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