Verfehlung: Thriller (German Edition)
Fensterflächen und schaute auf die Stadt hinaus.
»Das ergibt doch keinen Sinn«, sagte er, noch immer nach draußen starrend. »Verstehst du? Warum sollte jemand sie umbringen und dann so eine Show wie gestern Abend abziehen?«
»Vielleicht um mich einzuschüchtern, damit ich etwas Bestimmtes tue?«
»Das kaufe ich dir nicht ab. Wie soll das funktionieren?« Cahill lehnte sich mit dem Rücken an die Scheibe. »Logischer wäre es doch, wenn jemand sie entführt und die Drohung, ihr etwas anzutun, dann gegen dich verwendet. Das wäre eine weitaus effektivere Maßnahme, als sie, sozusagen als Beispiel, wie weit diejenigen zu gehen bereit sind, einfach umzubringen.«
»Weil die meisten Menschen eher sich selbst opfern würden als jemanden, den sie lieben?«
»Korrekt.«
Logan ließ sich von dem Hocker gleiten. In ihm stieg hilflose Wut auf, die sein anfängliches Entsetzen verdrängte.
»Aber was zum Teufel wollen die von mir? Warum haben sie es mir nicht einfach gesagt?«
»Weil sie sich für schlau halten und meinen, dass sie sich für den Fall, dass einer von ihnen geschnappt wird, in Sicherheit wiegen können, indem sie in Rätseln sprechen. Denk noch mal darüber nach, was sie gesagt haben. Konnte man dem irgendeine konkrete Andeutung entnehmen?«
Logan kniff die Augen zusammen und versuchte sich zu erinnern. Er führte sich die Szene im Hausflur vor Augen und ließ die Begegnung noch einmal im Geiste ablaufen. Trotzdem blieb alles für ihn ein Chaos aus Bildern und Worten ohne jeden erkennbaren Zusammenhang.
»Ich krieg’s nicht mehr zusammen«, sagte er. »Irgendwas von einem Treffen und davon, dass ich hoffen soll, dass nicht noch jemand stirbt, den ich kenne.«
»Was ist mit dem Deal mit Bob? Davon hängt doch genügend Knete ab, dass es sich fast lohnen würde, deswegen so ein Theater zu veranstalten.«
»Könnte sein. Bob hat mir gesagt, dass er davon wusste, dass Penny wieder in der Stadt war.«
»Ich glaube nicht an Zufälle«, sagte Cahill. »Bob könnte derjenige gewesen sein, der ihnen den Tipp mit Penny gegeben hat.«
»Aber es geht doch bloß um eine Softwarefirma, in die zwei Weegiefuzzies ihr Geld gesteckt haben. Wo soll es da eine Verbindung zu den beiden Schlägern von gestern Abend geben? Das sehe ich einfach nicht.«
Cahill blickte ihn verständnislos an. »Was ist denn ein Weegiefuzzi?«, wollte er wissen.
»Das ist Slang für jemanden aus Glasgow. Ein Glas wegian, ein Weegie eben. Hast du mich den Ausdruck noch nie benutzen hören?«
»Nicht dass ich wüsste. Aber er gefällt mir.«
Zum ersten Mal an diesem Morgen mussten beide grinsen.
»Okay, lassen wir Bob also mal für einen Moment außen vor. Bist du noch in andere Deals involviert? Vielleicht in einen, bei dem du gar nicht die Verhandlungen führst? Hast du irgendjemandem bei irgendwelchem Papierkram geholfen?«
Logan ging im Geiste sämtliche Geschäftsabschlüsse durch, mit denen er betraut war, aber ihm fiel nichts ein, was Anlass zu einer Erpressung geben konnte.
»Dann muss es Bobs Deal sein«, stellte Cahill fest.
»Aber soweit ich es beurteilen kann, geht alles dabei seinen ganz legalen Weg.«
»Wer finanziert das Ganze?«
»Da hat’s eine Änderung gegeben, seit ich hinzugezogen worden bin. Sie haben von einer Londoner Bank zu irgendeiner privaten französischen Equitygesellschaft gewechselt, mit der ich vorher noch nie zu tun gehabt habe.«
»Was ist das? Eine Equitygesellschaft?«
»So etwas wie ein Eigenkapitalanleger, der die Mittel für den Kauf vorschießt und dafür im Gegenzug einen Anteil an dem Geschäft erhält. Es handelt sich um Privatinvestoren, eine staatliche Bank ist nicht im Spiel. Das Geld kommt von irgendwelchen stinkreichen Geiern, die in der Hoffnung in neue Unternehmungen investieren, beim späteren Wiederverkauf einen satten Profit abzusahnen, wenn die Geschäftsidee ein Erfolg wird.«
»Verstanden. Wenn es sich beim Geldgeber also um keine reguläre Bank handelt, könnte es dann eher der Fall sein, dass das Geld nicht ganz sauber ist?«
»Ja, schon. Natürlich ist es weniger naheliegend, dass ein anerkanntes Bankinstitut sich auf Geldwäsche einlässt als irgendeine ausländische Kapitalgesellschaft. Tatsächlich habe ich auch wegen des Kapitalgeberwechsels damals gewarnt. Als Notar muss ich über die Herkunft des Geldes im Bild sein und bin verpflichtet, der Sache nachzugehen, wenn wir auch nur den leisesten Verdacht haben, dass irgendwas damit nicht koscher ist.«
»Aber
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