Verfehlung: Thriller (German Edition)
es besser ist, wenn wir eine Ahnung haben, wie die Typen ausgesehen haben. Das wäre schon mehr, als wir jetzt wissen.«
»Aber warum übergeben wir das Band dann nicht einfach der Polizei?«
Cahill antwortete nicht sofort. »Was wir soeben besprochen haben, wird unsere Beziehung verändern – deine Sichtweise von mir. Ich kenn mich mit solchen Dingen aus, Logan, und wenn wir diesen Typen, wer immer sie auch sein mögen, gegenüber nur ein bisschen voraus sind, könnte das uns helfen, dich aus diesem Schlamassel rauszuziehen. Deswegen behalten wir das Band fürs Erste. Vertrau mir, okay?«
Logan nickte. Cahill ging zur Tür.
»Alex!«, rief Logan ihm nach. »Ich habe dich noch nie diese Jacke tragen sehen. Gehört sie dir? Ich meine, ist die echt noch aus Armeebeständen?«
Cahill blickte an seinem Parka hinunter und nahm beide Reversaufschläge in die Hände.
»Das olle Ding«, sagte er mit einem Lächeln. »Klar ist das ’ne alte Armeejacke. Aber ich hab sie nicht in einem Laden für abgelegte Militärklamotten gekauft.«
2
07:00 Uhr
Ellie hatte die Männer gehört, als sie spät zurückkamen. Ihr Zeitgefühl war ihr abhandengekommen, sie wusste bloß noch, dass es Nacht war, und zwar schon seit einer ganzen
Weile. Die Männer polterten laut herum, aber das Mittel der Lösung, die der Mann, der sich Drake nannte, ihr gespritzt hatte, wirkte schon längst nicht mehr, und der Schmerz in ihrem Körper wollte nicht aufhören.
Sie strengte sich an, um zu verstehen, was die Männer sagten, hörte aber alles nur gedämpft und undeutlich – bis auf ein Mal, als alle laut auflachten.
»Ich glaube nicht, dass Finch uns noch weitere Schwierigkeiten machen wird«, sagte Sergei, als er und Vasiliy sich die Mäntel auszogen.
»Und warum nicht?«, fragte Drake.
»Weil er ein Schlappschwanz ist«, sagte Vasiliy. »Ich dachte schon, er macht sich bei unserem Anblick in die Hose.«
Sergei grinste.
»Ihr habt euch doch nicht verquatscht, oder?«, erkundigte sich Drake.
»Ich weiß, dass du uns für Idioten hältst«, sagte Sergei. »Aber vertrau uns endlich mal.«
»Diesmal müssen wir sichergehen, dass er kapiert hat.«
»Das hat er ja. Also hör auf, uns was vorzujammern.«
Katrina beobachtete Drake und sah den Hass in seinen Augen aufblitzen, als Sergei schon wieder mit den Sticheleien anfing. Sie wusste, dass Drake sich das nicht ewig gefallen lassen würde und er kurz davor war, zu explodieren.
Noch unternahm Drake nichts gegen Sergei, aber er wusste, dass es bald zu einer Abrechnung zwischen ihnen kommen würde. Doch den Zeitpunkt dafür wollte er bestimmen und es vermeiden, sich von Sergei zu einer unbedachten Handlung hinreißen zu lassen. Also wartete er ab, ehe er wieder etwas sagte, damit seine Stimme ruhig und gelassen klang.
»Gut. Wenn ich dann heute zu dem Treffen in Finchs Büro gehe, wird alles glattgehen, stimmt’s, Sergei?«
Sergei nickte.
»Ich muss mal pinkeln«, sagte er, drehte sich um und verschwand im Bad.
Ellie saß aufrecht auf dem Bett, als Drake in das Zimmer kam, um sie zu fragen, wie sie sich fühle. Sie sagte, sie wolle, dass der Schmerz wieder wegginge, und fragte, ob er ihr nicht noch mehr von der Medizin geben könne.
»Dafür ist es noch zu früh. Du wirst krank davon.«
»Aber ich brauche sie. Bitte.«
Sie hasste es, vor ihm so elendig zu klingen, aber sie konnte nichts dagegen unternehmen.
»Das kann ich nicht tun«, sagte er.
Er blieb vor ihr stehen, sah sie an und schien zu überlegen. »Ich muss nachher weg, aber jemand anderes wird dir dann später die Medizin geben. Hast du verstanden?«
Ellie nickte zur Bestätigung.
»Gut.«
Er wandte sich ab und öffnete die Tür. Dann zögerte er noch einmal und sah sie wieder an. Seine Augen schimmerten im fahlen Morgenlicht.
»Ich gehe heute zu einem Treffen. Dort sehe ich jemanden, der dir helfen kann. Wenn er tut, was ich sage, kann er dich vielleicht sogar hier rausholen.«
Ellie entgegnete nichts. Ihr Kopf war leer.
»Macht dich das glücklich?«
»Sollte es?«
Dem Mann schien der herausfordernde Klang ihrer Stimme zu missfallen.
»Möchtest du lieber für immer hierbleiben?«
Wieder kam die Wut in Ellie hoch. »Wo soll ich denn sonst hin?«, fragte sie.
»Ich verstehe dich nicht.«
»Meine Mom ist tot. Ihr habt sie umgebracht, und nun ist sie tot. Wo soll ich also hin? Kannst du mir das sagen?«
Er blieb einen Moment lang an der Tür stehen, kam dann aber zurück zu ihr und setzte sich
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