Verfehlung: Thriller (German Edition)
Lebens gewesen.
Die Leuchtanzeige seines Anrufbeantworters blinkte. Er hatte mehrere Nachrichten. Die erste war von seinem Bruder, der wissen wollte, was um alles in der Welt so wichtig gewesen sein konnte, dass er gestern spät in der Nacht bei ihm angerufen hatte. Die restlichen Anrufe stammten bis auf einen von Cahill und waren zu unterschiedlichen Nachtstunden eingegangen, der letzte am frühen Morgen. Dann hatte sich noch ein Freund von ihm gemeldet, um die Verabredung für ein gemeinsames Amateurfußballspiel am Abend zu bestätigen. Logan hatte das Treffen schon vollkommen vergessen, doch in Anbetracht all des Wahnsinns erschien ihm der Gedanke, Fußball zu spielen und sich danach ein paar Pints zu genehmigen, als die beste und normalste Idee der Welt.
Er war gerade dabei, die Nachrichten zu löschen, als es unten an der Haustür klingelte. Er zuckte zusammen.
Er ging zur Wohnungstür, drückte auf den Knopf, der die unten am Hauseingang installierte Videokamera aktivierte, und erblickte Cahill in seiner beigebraunen Tarnjacke,
ein Teil wie aus dem Golfkrieg, und mit einer über die Ohren gezogenen schwarzen Wollmütze.
»Was ist?«, fragte Logan in die Gegensprechanlage.
»Lass die blöden Fragen und mach lieber auf. Hier draußen ist es saukalt.«
Logan betätigte den Türöffner und sah, wie Cahill vom Bildschirm verschwand. Er ließ die Wohnungstür offen stehen, setzte sich wieder in seinen Fernsehsessel und drehte ihn so, dass er die Tür im Blick hatte. Er selbst war mit einer dunkelblauen Anzughose und einem karierten Hemd bekleidet, dessen Kragen noch offen stand; schließlich musste er sich auf den vor ihm liegenden Arbeitstag vorbereiten. Es gab nichts Besseres zu tun.
Er hörte, wie Cahill dem Lift entstieg und über den Flur zu seiner Wohnungstür ging, die er leise hinter sich schloss. Er nahm die Mütze ab und zog seine Kampfjacke aus, wobei das olivgrüne T-Shirt, das er darunter trug, zum Vorschein kam. Ohne Logan auch nur eines Blickes zu würdigen, ging er in die Küche, um sich einen Kaffee einzuschenken.
Logans weitläufige Wohnung, die eine Hälfte der obersten Etage des Apartmenthauses einnahm, war loftähnlich geschnitten, sodass der Wohnbereich gleich hinter der Tür begann, während die Küche sich ganz hinten am anderen Ende befand. Sein Bett stand in der von der Tür am weitesten – an die fünfzig Fuß – entfernten Ecke des riesigen Wohnzimmers und war durch eine nicht ganz bis zur Decke reichende spanische Wand aus Holzlamellen abgeschirmt. Der einzige separate Raum war das Badezimmer hinter der Küchenzeile – wenn man von der Dachterrasse absah, die über die längere der zwei verglasten Fronten seiner vier Wände verlief.
Cahill lehnte am Frühstückstresen und sah Logan durch den von seinem Kaffee aufsteigenden Dampf hindurch streng an.
»Nimmst du meine Anrufe nicht mehr entgegen, Logan?«
»Ich war betrunken. Ich habe geschlafen und nichts gehört.«
»Soso. Und warum hast du einfach aufgelegt?«
Logan stand auf, ging zu der Stelle, an der das Foto von Penny auf dem Boden lag, und hob es auf. Er wollte es nicht ansehen, aber es war wie ein Zwang. Sein Magen vollführte Purzelbäume, und er musste sich die Hand vor den Mund halten. Nachdem er ein paarmal tief Luft geholt hatte, legte er das Bild vor Cahill auf den Tresen und nahm selbst auf einem der Barhocker Platz.
Cahill griff nach dem Foto und betrachtete es eine Minute lang schweigend. Dann legte er es mit dem Gesicht nach unten vor sich hin.
»Ist das echt?«, fragte Logan.
Cahill blickte ihn an und entschied sich, nicht lange drum herumzureden. »Natürlich ist das echt«, sagte er. »Woher hast du das?«
Nun teilten sie also beide diese entsetzliche Erkenntnis.
»Die Typen von gestern Abend haben es mir dagelassen.«
Das zweite Foto, das mit dem kleinen Mädchen, hatte Logan inzwischen vollkommen verdrängt, hatte es als ein Versehen abgetan, geglaubt, dass es zufällig mit dem anderen Bild, das für seine Augen bestimmt gewesen war, auf dem Boden gelandet sein musste. Eine schlüssigere Erklärung fiel ihm nicht ein. Er kannte das Mädchen nicht, hatte keine Ahnung, um wen es sich dabei handelte – nachdem er die Kleine im ersten Augenblick mit Ashley verwechselt hatte.
»Kennst du sie?«, fragte Cahill.
»Sie ist es. Penny.«
»Woher willst du das so genau wissen? Es ist schwer, ihr Gesicht zu erkennen.«
»Sie ist es. Ich weiß es einfach.«
Cahill stellte sich an eine der großen
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