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Verfehlung: Thriller (German Edition)

Verfehlung: Thriller (German Edition)

Titel: Verfehlung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: GJ Moffat
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werden würde, von dem er glaubte, er würde ihn beschützen? Ihm wurde speiübel, und er beendete das Gespräch, ohne ein weiteres Wort gesagt zu haben.
    Er sah Crawford unter seinem Fenster die Stufen zur Straße hinuntereilen und dann um die Ecke verschwinden, hinter der sich der Firmenparkplatz von Kennedy Boyd befand.
    »Läufst du vor mir davon, Bob?«, fragte Logan ins Leere. »Das tust du doch, verdammt nochmal.«
    Er griff sich sein Jackett und verließ das Büro, um den Mann, von dem er glaubte, dass er Penny auf dem Gewissen haben könnte, zur Rede zu stellen. Vielleicht hatte er nicht seine eigenen Hände dazu benutzt, aber schuld an ihrem Mord war er allemal.

9
    17:06 Uhr
     
    Ellie hatte den ersten Nagel vollständig aus dem Brett herausgezogen. In der Dunkelheit ihres Verlieses befühlte sie ihr Werk und kam zu dem Schluss, dass das Fenster schon sehr lange mit Brettern vernagelt sein musste. Sie wusste nicht, ob das damit zu tun hatte, dass eigentlich niemand mehr die alte Hütte benutzte, oder damit, dass die bösen Männer immer wieder Menschen herbrachten, um sie hier zu ermorden.
    Wie viele Menschen mochten schon vor ihr hier gestorben sein?
    Sie verbannte die schreckliche Vorstellung aus ihren Gedanken und schob den Nagel ein paarmal in seinem Loch hin und her, damit sie einerseits sicher sein konnte, ihn notfalls rasch wieder an Ort und Stelle zurückstecken zu können, sodass niemand etwas merkte, andererseits wollte sie ihn aber auch ohne Mühe wieder herausziehen können.
    Als sie mit ihrem Werk zufrieden war, benutzte sie den ersten Nagel, um ihn unter den zweiten am gleichen Ende des Brettes zu schieben und diesen damit zu lösen. Insgesamt fünf Bretter waren mit jeweils zwei Nägeln an jedem Ende befestigt. Sie rechnete sich aus, dass sie es nur schaffen musste, die unteren drei herauszuziehen, um sich aus dem Fenster hinausquetschen zu können.
    Trotz all ihrer Bemühungen bewegte sich der zweite Nagel keinen Millimeter. Sie lutschte an ihren rau und rissig gewordenen Fingerspitzen. Von dem ständigen Ziehen und Drehen an dem scharfen Nagelkopf hatten sie zu bluten begonnen.
Doch der Geschmack ihres eigenen Blutes konnte sie mittlerweile nicht mehr abschrecken.
    Als sie das Brett anstarrte, kam ihr ein Gedanke. Wenn ein Nagel gelöst war, saß das Brett an diesem Ende nicht mehr so fest wie vorher. Sie schob alle zehn Finger hinter das bewusste Brett und wollte es mit aller Kraft vom Fensterrahmen losreißen. Durch die Anstrengung verstärkten sich ihre Schmerzen wieder, und sie musste sich krümmen und tief Luft holen, damit das Übelkeitsgefühl in ihrem aufgewühlten Magen nachließ. Nachdem es sich gelegt hatte, versuchte sie es noch einmal, und diesmal bewegte sich das Brett tatsächlich. Doch das Knirschen und Knarren des Holzes, das sich gegen ihre Bemühungen zur Wehr setzte, war in ihren Ohren so laut wie eine Explosion. Sie hielt inne und lauschte auf Geräusche aus dem vorderen Teil des Hauses.
    Nichts.
    Sie merkte, dass sie vor Schreck den Atem angehalten hatte, und sog rasch ein wenig Luft in ihre Lunge, ehe sie sich erneut ans Werk machte. Wieder bewegte sich das Brett ein Stück, und sie entdeckte, dass das Gezerre auch an den Nägeln an seinem anderen Ende nicht spurlos vorübergegangen war. Sie musste jetzt sehr vorsichtig arbeiten, war sich aber ziemlich sicher, dass sie bald das ganze Brett gelöst haben würde.
    Von den Schmerzen und der Kraftanstrengung war Ellie so erschöpft, dass sie sich eine Pause gönnen wollte. Gerade als sie den ersten Nagel wieder zurücksteckte, vernahm sie durch die Wand hindurch den schon vertrauten Klingelton des Telefons. Schnell tat sie alles wieder an seinen Platz und schlüpfte in ihr Bett.
    Sie spitzte die Ohren, um zu hören, was gesagt wurde.
Der Mann, der zuletzt bei ihr gewesen war, schien das Gespräch entgegengenommen zu haben. Ob er mit Drake sprach? Der Mann fing an herumzuschreien, brach dann zwar plötzlich in Lachen aus. Aber es klang nicht so, als würde er sich über irgendetwas freuen. Gleich darauf hörte sie Schritte näher kommen. Als sich die Tür öffnete, schloss sie schnell die Augen.
    »Ich weiß, dass du wach bist, Mädchen«, sagte der Mann. »Ich höre doch, wie du hier herumschleichst.«
    Ellie öffnete die Augen und sah ihn wortlos an.
    »Bald ist das hier für uns alle vorüber, und ich kann nach Hause. Aber erst wollen wir beide, du und ich, unseren Spaß haben, so wie ich es dir gesagt habe, Mädchen.

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