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Verfehlung: Thriller (German Edition)

Verfehlung: Thriller (German Edition)

Titel: Verfehlung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: GJ Moffat
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Du kannst dich schon darauf freuen.«
    Ellie wollte seinem Blick standhalten, aber es gelang ihr nicht. Sie biss sich auf die Unterlippe, um nicht zu weinen.
    »Aber erst trifft sich mein großer Freund mit deinem Daddy, damit er kapiert, was geschieht, wenn er uns nicht mehr hilft.«
    Er kicherte leise und verließ den Raum. Betont sachte schloss er die Tür.
    Ellie saß regungslos in der zunehmenden Finsternis und lauschte. Sie hörte, wie einer der Männer nach draußen ging, den Lieferwagen startete und davonfuhr. Sie hatte ihren Vater noch nie gesehen, noch nicht einmal mit ihm gesprochen, doch die unumstößliche Gewissheit, dass dieser Mann ihn töten würde, erfüllte sie mit einem so immensen Angstgefühl, dass es kaum mehr auszuhalten war.
     
    Sergei war zurück ins Wohnzimmer gekommen, wo Vasiliy sich gerade auf seine Fahrt nach Glasgow vorbereitete.
    »Vasiliy, mein alter Freund«, sagte er. »Wenn du das vermasselst und wieder irgendeinen Mist baust, dann brauchst du gar nicht erst zurückzukommen. Ich werde dich mir persönlich vorknöpfen.« Er grinste und packte die Arme seines Kameraden.
    »Ich mach’s schon richtig«, versetzte Vasiliy. »Diesmal kriege ich ihn rum, und wenn du es beim ersten Mal gleich mir überlassen hättest, würden wir jetzt nicht in dieser Scheiße stecken. Herumzuschleichen und Frauen und kleine Kinder zu bedrohen ist nicht unsere Art, Sergei. Wir hätten geradewegs zu diesem Anwalt gehen, ihm die Daumen abschneiden und ihm sagen sollen, dass es das nächste Mal seinen Schwanz erwischt.«
    »Ich weiß doch, Vasiliy, glaub mir, ich weiß das. Aber das hier ist die neue Weltordnung, in der wir maßgeschneiderte Anzüge tragen, uns mit Leuten an einen Tisch setzen und so tun können, als wären wir ganz normale Geschäftsleute. Schwänze schneiden wir nur noch ab, wenn es sich nicht vermeiden lässt.«
    »Aber ihr braucht immer noch Männer wie mich, was?« Vasiliy wusste, dass er niemals mehr als ein Muskelpaket sein würde.
    »Ja, das tun wir. Also geh und mach deine Arbeit.«
    Vasiliy nickte und verließ das Haus.

10
    18:00 Uhr
     
    Logan brauchte fast vierzig Minuten, um sich durch den Feierabendverkehr zu quälen, aber endlich erreichte er Pollokshields und die Straße mit den vielen Sandsteinvillen, in der auch Crawford wohnte. Auf dem Weg hierher hatte er die gesamte zusammengewürfelte Architektur der Stadt bewundern dürfen – von den viktorianischen Stadtvillen, die den Vorplatz seines Bürogebäudes und die West George Street zierten, über die modernen Büropaläste aus Glas und Stahl und die Penthäuser an der Bothwell Street bis zu den Prachtanwesen im Süden der Stadt, in Pollokshields.
    Logan stammte nicht aus Glasgow und hatte verfolgen können, wie sich die Stadt während der mehr als zwölf Jahre, die er hier studiert und gearbeitet hatte, von Grund auf verändert hatte. Im Stadtzentrum entlang der Buchanan Street wimmelte es von schicken Läden in den klassischen Gebäuden; überall gab es Restaurants und Bars, die sich bis zur Merchant City genannten mondänen Einkaufsmeile erstreckten. In schöner Regelmäßigkeit schossen neue Glaspaläste in die Höhe – für schottische Verhältnisse reichten bereits neun oder zehn Stockwerke, um von einem Hochhaus zu sprechen. Logans modernes Apartmenthaus – »Wohnung« sagte man nicht mehr – befand sich unmittelbar neben dem jüngsten und prächtigsten dieser Bürohäuser, dem Aurora.
    Logan hatte Alt und Neu kennengelernt, von seiner früheren Bude in der Byres Road bis hin zu seiner neuen Behausung
im Pinnacle Building, und er mochte beides auf seine Weise.
    Es gab immer noch heruntergekommene Stadtviertel mit Mietskasernen voller Sozialwohnungen, in denen Jugendbanden die Straßen unsicher machten, Drogenmissbrauch gang und gäbe war und schiere Armut die Menschen in die Kriminalität trieb, sodass man diese Gegenden am liebsten nur in Begleitung eines bewaffneten Leibwächters betreten würde. Doch als Logan durch die Straßen mit den herrschaftlichen Häusern hinter den hohen Hecken und Mauern fuhr, fragte er sich unwillkürlich, ob nicht hier die wahren Kriminellen ihrem Tun nachgingen. Für ihre Eigentümer bedeutete eine Gesetzesübertretung schließlich oftmals nur, sich einen Vorteil oder einen Karriereschub zu verschaffen, und nicht etwas, das man aus Leichtfertigkeit oder wirtschaftlicher Not heraus beging.
    Crawfords Haus zählte zu den bescheideneren Anwesen in diesem Stadtteil. Mit seiner

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