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Verfehlung: Thriller (German Edition)

Verfehlung: Thriller (German Edition)

Titel: Verfehlung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: GJ Moffat
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Familie bewohnte er die eine Hälfte einer lang gestreckten roten Ziegelvilla mit grauem Schieferdach. Die Zimmer auf beiden Etagen hatten hohe Decken, und der ausgebaute Dachboden besaß ein eigenes Mansardenfenster. Logan war schon mehrere Male zu Besuch gewesen und wusste, dass das Innere des Hauses ein geschmackvolles Nebeneinander von Alt und Neu darstellte – alter, versiegelter Parkettfußboden, zeitgenössische, abstrakte Kunst an den Wänden; edle, bis zur Decke reichende Vorhänge neben an die Wände montierten Plasmafernsehern. Es dürfte eine Menge Geld kosten, sich so einen Lebensstil zu leisten. Vielleicht war die Versuchung schlussendlich doch zu groß geworden.
    Als Logan in die Auffahrt einbog, knirschte der Kies unter den Reifen seines Wagens. Inzwischen war es fast dunkel,
und immer wieder gingen kurze Regenschauer nieder. Crawfords Frau Rachel öffnete ihm die Tür. Mit ihren fast eins fünfundsiebzig war sie ziemlich groß, trug ihr kastanienbraunes Haar kurz geschnitten und hatte große braune Augen. Logan war schon immer der Meinung gewesen, dass Bob Crawford gut daran getan hatte, sie zu heiraten.
    Rachel trat beiseite, um ihn hereinzulassen, schloss die Tür und begrüßte ihn mit einem Kuss auf die Wange.
    »Hallo, Logan«, sagte sie. »Was führt dich denn zu uns?«
    »Ich habe was Geschäftliches mit Bob zu bereden. Tut mir leid, euch zu Hause damit zu behelligen.«
    Rachels strahlendes Lächeln verblasste ein wenig, und Logan glaubte, einen Anflug von Verlegenheit über ihr Gesicht huschen zu sehen. So als ob sie wüsste, dass irgendetwas mit ihrem Mann nicht stimmte – oder zumindest den Argwohn hegte.
    »Ach, daran gewöhne ich mich langsam«, sagte sie und schaltete das Lächeln wieder an.
    Sie stellte sich an den Treppenabsatz und rief nach Bob. Logan hörte auf dem Holzboden der Etage über ihm Schritte hallen, dann blickte Crawford auch schon auf halbem Weg die Treppe hinunter über das Geländer. Seine Miene war ausdruckslos.
    »Komm mit nach oben in mein Arbeitszimmer, Logan«, sagte er, wandte sich um und verschwand wieder die Stufen hinauf in die obere Etage.
    Logan lächelte Rachel flüchtig zu, als er an ihr vorbeiging, um Bob zu folgen. Er spürte, dass sie an der Treppe stehen blieb und ihm nachsah, drehte sich aber nicht zu ihr um.
    Nach dem Zwischenabsatz führten die Treppenstufen weiter nach oben. Als Logan an einem der Mädchenzimmer
vorbeikam, erhaschte er einen Blick auf eine pink und weiß gemusterte Tapete und auf ein Bett voller Plüschtiere. Er fragte sich, was für ein Zimmer Ellie Grant gehabt hatte, bis die Männer sie entführt und ihre Mutter umgebracht hatten.
    Crawfords Arbeitszimmer war übersichtlich; gerade groß genug für einen breiten Mahagonischreibtisch, ein paar graue Aktenschränke und einige Bücherregale. Auf dem Laptop flackerte der Bildschirmschoner: fluoreszierende, dreidimensionale Buchstaben vollführten Pirouetten. Logan glaubte, sie als »The Boss« identifizieren zu können – typisch Crawford.
    Der saß in seinem abgewetzten, bei jeder Bewegung quietschenden Ledersessel hinter seinem Schreibtisch. Die einzige Lichtquelle war seine Schreibtischlampe, deren Schein die Abgezehrtheit seines Gesichts und die dunklen Ringe unter seinen Augen betonte. Logan konnte sich vorstellen, dass er selbst nicht viel besser aussah. Er setzte sich Crawford gegenüber auf einen Stuhl und betrachtete ihn eine kurze Weile lang schweigend. Er konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass Crawford genau wusste, weshalb er gekommen war, und er ahnte auch sehr wohl, woher er die Informationen hatte.
    »Hast du mit Josh Darvey gesprochen?«, fragte er ihn.
    Crawford nickte bedächtig. Logan lachte. Ein herbes, bellendes Lachen.
    »Hätte ich mir denken müssen. Der kleine Arschkriecher.«
    »Er schreckt vor nichts zurück.« Crawford lächelte müde.
    Logan spürte mit einem Mal, wie sehr ihn die Anspannung der letzten Tage und der Schmerz über Pennys Tod mitgenommen hatten, und sank in seinen Stuhl zurück.
    »Es geht nicht um das Geld«, sagte Crawford. »Ich möchte, dass du das weißt. Es war nicht wegen des Geldes.«
    »Aber wegen irgendwas muss es doch gewesen sein.«
    Crawford behielt sein leeres Lächeln bei und nickte.
    »Du glaubst, du bist der Einzige, der einen Verlust erlitten hat, nicht wahr? Du bist schon immer ein selbstgerechter Scheißer gewesen, Logan.«
    »Du bist nicht in der Position, mich zu kritisieren«, sagte Logan, beugte sich vor

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