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Verfehlung: Thriller (German Edition)

Verfehlung: Thriller (German Edition)

Titel: Verfehlung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: GJ Moffat
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versuchte seine nasse Kleidung zurechtzuzupfen, doch es gelang ihm nicht. Ihm war kalt, er hatte Hunger, und er zitterte nach seinem Erlebnis in der Bar noch immer am ganzen Leib. Er hatte noch nie eine Pistole aus der Nähe gesehen, geschweige denn aus nächster Nähe gehört, wie mit ihr ein Schuss abgefeuert wurde.
    Der Schatten kehrte zurück und reichte Logan ein weiches, weißes Badelaken und trockene Kleidung – eine
schlichte, schwarze Militärhose und ein schwarzes Poloshirt mit dem CPO-Emblem auf beiden Ärmeln. Außerdem stellte er eine Flasche Mineralwasser auf den Empfangstisch, legte Logan eine Hand auf die Schulter und beugte sich vor, um ihm in die Augen zu sehen. Offenbar zufrieden mit dem, was er dort entdeckt hatte, trat er einen Schritt zurück.
    »Dir geht es gut, oder?«, sagte er. »Ich habe schon jede Menge Jungs gesehen, die auf solche Situationen mit einem Schock reagiert haben. Auf das, was im Pub geschehen ist, meine ich.«
    Logan nickte. Der Schatten grinste.
    »Ich bin Bailey Judd«, sagte er und streckte ihm die Hand entgegen.
    Logan schüttelte sie so fest, wie sein Vater es ihm beigebracht hatte, nickte, verzog jedoch keine Miene.
    »Du kannst dich jetzt abtrocknen und dich im Besprechungszimmer umziehen. Du weißt, wo das ist? Alex meinte, du kennst dich aus.«
    »Ja, ich weiß Bescheid. Danke.«
    »Und trink das Wasser. Nach dem Alkohol solltest du reichlich Flüssigkeit zu dir nehmen.«
    »Ja, mache ich.«
    Judd beobachtete ihn noch einen Augenblick lang, dann wandte er sich ab und entschwand ohne ein weiteres Wort durch eine Tür.
     
    In seinen frischen Sachen saß Logan am Tisch des Besprechungsraumes und nippte an der Mineralwasserflasche, als Judd zurückkam. Auch er hatte ähnliche Klamotten wie Logan angezogen und sich das Haar trocken gerubbelt.
    »Wo steckt Alex?«, fragte Logan.
    »Er wird gleich hier sein.«
    »Hat er Sie hergeschickt, damit Sie ein Auge auf mich haben? Um mich von spitzen Gegenständen fernzuhalten?«
    Judd rang sich ein Lächeln ab, aber auf Logan wirkte es gezwungen.
    »Haben Sie das schon mal gemacht? Jemanden umgelegt, meine ich?«
    Judd klappte in einem Wandregal eine Tür auf, hinter der ein kleiner Kühlschrank zum Vorschein kam. Er entnahm ihm eine Flasche kaltes Wasser, die er in einem Zug zur Hälfte leerte. Dann setzte er sich neben Logan und schraubte die Wasserflasche wieder zu.
    »Der Erste war dieser Gefangene«, sagte er und hielt den Blick dabei auf die Flasche geheftet, die er zwischen seinen Fingern drehte.
    Die kryptische Bemerkung machte Logan neugierig. Er wollte nachfragen, schwieg aber, weil er hoffte, dass Judd die Stille von sich aus beenden würde. Er wirkte, als würde er gerne darüber sprechen.
    »Das war nach dem 11. September in Afghanistan«, sagte Judd schließlich. »Hab mich freiwillig gemeldet, nachdem ich dabei war, wie Bush die Menge am Ground Zero so richtig aufgeheizt hat.« Er sah Logan an. »Habt ihr das hier auch gesehen?«
    »Ich glaube, die ganze Welt hat es gesehen«, sagte Logan.
    Judd lächelte trocken und fuhr damit fort, die Wasserflasche zu drehen.
    »Ich kam frisch vom College und habe in Boston gearbeitet, als das mit den Twin Towers passierte. Mein Großvater war in Pearl Harbor gefallen, als mein Dad noch ein kleines Kind gewesen war, und wir hatten immer diese Memorabilien von der Armee im Haus – gerahmte Medaillen
und Fotografien und so. Mein Dad ist nie beim Militär gewesen – er besaß einen Autohandel –, aber seine Mom hat dafür gesorgt, dass er seinen Vater nie vergaß, und ich war wie jedes andere Kind. Ich mochte die Geschichten und die Kriegsabzeichen.« Er nahm einen weiteren Schluck Wasser. »Also habe ich mich an der Militärakademie von Fort Benning eingeschrieben und bin dann in den Krieg gezogen – vollgepumpt mit all der patriotischen Scheiße, die uns die Regierung eingebläut hat.«
    »Immerhin sind Sie mit heiler Haut zurückgekommen.« Logan bemühte sich, dem Thema etwas Positives abzugewinnen.
    »Ich schon, aber ich weiß von jeder Menge Kameraden, die nicht so viel Glück hatten wie ich und einen Arm oder ein Bein oder beides verloren haben – oder in einer Kiste nach Hause zurückgebracht worden sind.«
    Logan war fasziniert von Judds Erzählung, aber es tat ihm leid, ihn an seine Vergangenheit erinnert zu haben – ganz offensichtlich bereitete sie ihm schmerzlichen Kummer.
    »Und wie sind Sie dann bei Alex gelandet?«, versuchte er das Thema zu wechseln.
    Judd

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