Verfehlung: Thriller (German Edition)
Fernsehschirm veränderte, während Bruce seiner Arbeit nachging.
»Und was soll daran moralisch sein?«, fragte Logan.
»Wir klicken uns irgendwo rein, holen uns, was wir brauchen, und verschwinden dann wieder«, antwortete Bruce mit einem starken Glasgower Akzent. »Wir forschen nicht nach irgendwelchen Geheimnissen, und es geht uns auch nicht um Geld oder sonst welche Vorteile. Wir holen uns nur die Informationen, die für unseren Job wichtig sind. Wir verlassen jedes System, in das wir eindringen, wieder vollkommen intakt, und wir verbreiten auch keine Computerviren oder so was.«
Während er sprach, hatte er in seiner Arbeit nicht innegehalten.
Logan sah interessiert zu, wie die Seite einer Überwachungsfirma auf dem Bildschirm erschien, die für ihn allerdings mehr wie die Aufnahme einer Überwachungskamera wirkte. Nach ein paar Minuten schien Bruce gefunden zu haben, wonach er suchte. Er hielt das Bild der Kamera an. Logan kamen die Räumlichkeiten bekannt vor, konnte sie aber nicht einordnen.
»Ist es das?«, fragte Cahill.
»Ja«, sagte Bruce. »Soll ich es weiterlaufen lassen?«
»Nur zu.«
Das Bild begann sich zu bewegen, und Logan erkannte das Foyer seines Apartmenthauses. Gleich darauf sah er sich, gefolgt von zwei kräftigen Männern, die Eingangshalle betreten. Alles, was sich im Anschluss daran zugetragen hatte, wiederholte sich nun noch einmal im Film, und er begann unruhig auf seinem Stuhl herumzurutschen. Er wusste natürlich noch, dass er betrunken gewesen war – wenn auch nicht so übel, wie es auf dem Bildschirm den Eindruck machte, wo er gerade auf die Fahrstuhltüren zutorkelte. Bruce ließ das Band laufen, bis Logans beide Verfolger deutlicher zu erkennen waren.
»Das ist die beste Aufnahme, die wir von ihnen haben«, sagte Bruce und sah Judd fragend an.
»War es einer von denen?«, wollte Cahill wissen.
Judd saß mit auf den Tisch gestützten Ellbogen da und betrachtete die Aufnahme eingehend.
»Lass noch ein bisschen weiterlaufen«, sagte er zu Bruce.
Nach ungefähr einer Minute sagte Judd: »Ich bin mir nicht ganz sicher. Ich habe sein Gesicht nicht richtig gesehen, aber die Bewegungen ähneln sich; für so einen schweren Burschen war er ganz schön flink unterwegs.«
Logan war so fasziniert von den Abläufen auf dem Bildschirm,
dass er sich während Judds Kommentar kaum davon losreißen konnte. Plötzlich bemerkte er, dass es im Raum still geworden war.
»Und was meinst du dazu?«, wollte Cahill wissen.
»Er war’s. Keine Frage.«
Cahill streckte die Arme und atmete geräuschvoll aus. »Dann haben wir ein Problem.«
»Bin ich fertig?«, erkundigte sich Bruce.
»Ja, Bruce. Du kannst gehen. Vielen Dank.«
»Was machen wir jetzt?«, fragte Judd, nachdem Bruce den Raum verlassen hatte. Cahill schob seinen Stuhl zurück und verschränkte die Arme hinter dem Kopf.
»Und du bist dir ganz sicher, dass Bob dir das alles mit seinem Deal eingebrockt hat?«, fragte er Logan.
»Ja. Ich war bei ihm, und er hat alles gestanden.«
»Okay, dann muss ich unverzüglich mit ihm reden. Wir dürfen keine Zeit verlieren. Der Bursche da ist nicht ohne Grund heute Abend auf dich losgegangen. Meiner Einschätzung nach sind sie zu dem Schluss gekommen, dass du zu störrisch bist, um bei ihrem Spiel mitzumachen, und dass die naheliegendste Lösung wäre, dich aus dem Verkehr zu ziehen. Für das Mädchen bedeutet das ...«
»Ellie«, korrigierte Logan ihn mit Nachdruck.
Cahill sah ihn an. »Für Ellie bedeutet das, dass sie für die Typen kaum noch von Nutzen ist oder es schon sehr bald nicht mehr sein wird. Also müssen wir sie jetzt da rausholen.«
Logan saß ein paar Augenblicke lang schweigend da und versuchte alles zu durchdenken.
»Ich weiß nicht, ob das richtig ist, Alex«, sagte er schließlich. »Wenn die mich aus dem Verkehr ziehen – mich umbringen –, wird das nur dazu führen, dass die
Polizei sich noch intensiver mit meinem Leben beschäftigt, einschließlich dem Fall, an dem ich zuletzt gearbeitet habe. Sie können doch nicht wollen, dass jemand seine Nase so kurz vor Abschluss des Geschäfts noch in die Sache hineinsteckt.«
Judd ergriff das Wort.
»Der Typ wollte mit einem Messer auf dich losgehen, Mann. Es war doch längst schon alles entschieden.«
»Nicht unbedingt. Er hat das Messer erst gezückt, nachdem ich mich zur Wehr gesetzt hatte. Vielleicht wollte er mir auch nur zeigen, dass ich gegen ihn keine Chance habe. Vielleicht sollte das der letzte Versuch sein,
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