Verfehlung: Thriller (German Edition)
würdest ...«
Cahill wurde noch lauter, und Logans Beschatter schien die Nase endgültig voll zu haben.
»Wir kommen jetzt rauf.«
Er klappte sein Telefon zu, schnappte sich Logan und zerrte ihn auf die andere Straßenseite. Sie verfielen in einen eiligen Laufschritt, bis sie den Eingang zu Cahills Büroräumen erreicht hatten. Der Schatten wandte sich um, um Logan anzusehen. Der Regen troff ihm aus dem Haar und lief ihm in schmalen Rinnsalen über das Gesicht.
»Regnet es in diesem gottverdammten Land auch mal nicht? «, fragte er.
Seit Logan das Pub betreten hatte, war die Temperatur um einige Grade gesunken, beim Sprechen stieß sein Begleiter weiße Atemwolken aus.
»Eher selten«, erwiderte Logan.
Der Schatten wischte sich das Haar aus dem Gesicht und strich es sich glatt.
»Okay«, sagte er, »wenn ich dich jetzt loslasse, rennst du mir nicht gleich davon, oder?«
Logan schüttelte den Kopf. »Hab schließlich keine Lust, abgeknallt zu werden«, sagte er.
Sein Bewacher lächelte zufrieden und nickte. »Dann gehen wir mal. Die Fahrstühle sind ganz hinten in der Eingangshalle. Wir müssen an dem Sicherheitsbeamten vorbei. Wenn wir drin sind, bewegst du dich ganz ungezwungen und sagst irgendetwas zu mir, damit wir nicht auffallen. Ich werde darüber lachen, auch wenn ich es überhaupt nicht lustig finde.«
Plötzlich merkte Logan, dass der Mann einen amerikanischen Akzent hatte – vermutlich stammte er von der Ostküste, vielleicht aus Maine oder Boston, wo man die Vokale dehnte.
Sie gingen durch die Drehtür und betraten die Eingangshalle mit Marmorboden. Von außen wirkte das Gebäude
noch wie ein alter Ziegelbau, aber sein Inneres war vor ungefähr sechs Jahren entkernt und vollkommen umgebaut worden. Logan war damals oft an der Baustelle vorbeigegangen. Es hatte irgendwie seltsam ausgesehen, als nur noch die Außenmauern mit ihren leeren Fensterhöhlen übriggeblieben waren, die von einem komplizierten System aus Stahlträgern gestützt werden mussten.
Den Eingangsbereich bildete eine Art Innenhof, der sich über mehrere Etagen bis in den dritten Stock hinauf erstreckte. Ihre nassen Schuhe quietschten auf dem Boden. Der Schatten versetzte Logan mit dem Ellbogen einen Stoß.
»Du bist ja eine ganz schöne Knalltüte«, sagte Logan.
Sein Begleiter lachte und klang dabei sogar echt. »Und? Bist du etwa nicht froh darüber?«
»Das kannst du laut sagen.«
Sie hatten gerade die fünf Fahrstuhltüren erreicht, als eine von ihnen ein Klingelzeichen von sich gab und sich öffnete. Eine Gruppe stark tätowierter junger Männer mit gepiercten Gesichtern stieg aus. Alle hatten sie Zigarettenschachteln und Feuerzeuge in den Händen.
»Drei Etagen sind an Callcenter vermietet«, kommentierte der Schatten, als sie gemeinsam im Lift standen. »Arbeiten die ganze Nacht.«
»Ich weiß«, sagte Logan. »Ich war schon mal mit Alex hier.«
Der Fahrstuhl schwebte leise hinauf zum dritten Stock, und sie betraten den unaufdringlich eingerichteten Empfangsbereich von CPO Security, Cahills Firma. Über dem Rezeptionstresen, gegenüber den Fahrstühlen, hing ein unübersehbares Schild mit dem Namen des Unternehmens, wobei das O von CPO einen Ring aus konzentrischen Kreisen
bildete. Logan war bereits zum dritten Mal hier, aber erst jetzt fiel ihm auf, dass das O in dieser Form möglicherweise auch eine stilisierte Zielscheibe darstellen könnte.
Nachts war der Tresen unbesetzt, doch dahinter befand sich eine Glaswand, durch die man in die Büroräume blicken konnte, die in einem Halbkreis um den Empfangsbereich angeordnet waren. Irgendwo weiter hinten brannten Lichter.
»Warte hier«, sagte der Schatten und verschwand um eine Ecke.
Logan blieb wie befohlen stehen und atmete den Geruch der frischen Auslegeware in den relativ neu eingerichteten Räumen ein. Einer der Grundstücksmakler bei Kennedy Boyd hatte Cahill die Büroetage vermittelt. Zum ersten Mal war Logan zur Einweihungsfeier zu Besuch gewesen – eine eher zwanglose Zusammenkunft, zu der er als einziger Vertreter des Anwaltsstandes eingeladen worden war.
Der dunkle Teppichboden und die hell getünchten, mit angemessen konservativen Gemälden dekorierten Wände sollten den Eindruck eines respektablen Dienstleistungsunternehmens erwecken. Bisher war Logan noch nie bis ins tiefste Innere von Cahills Reich vorgedrungen – er hatte nur die Eingangslobby und die Besprechungsräume zur Rechten kennengelernt. Er strich sich das feuchte Haar zurecht und
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