Verfemte des Alls
Katzenmaske benutzt?«
Daran hatte ich noch gar nicht gedacht. »Es muß eben doch von den ersten Siedlern stammen. Vielleicht hat man versucht, Sekhmet vor den anderen Planeten zu kolonisieren.«
»Das glaube ich nicht. Die Maske ist viel zu alt. Wie viele Jahre ist dieses System besiedelt? Gibt es darüber Aufzeichnungen?«
»Ich weiß es nicht. Wenn sie mit der ersten Welle kamen, vielleicht tausend Jahre – oder etwas weniger.«
»Und ich halte dieses Bildwerk für zweimal, ja vielleicht sogar dreimal so alt. Es dauert eine lange Zeit, bis Gestein so verwittert. Wer waren die Götter, nach denen dieses System benannt wurde, und wie alt sind sie?«
»Es waren Götter von Terra und selbst auf jener Welt sehr alt. Und Terra ist vor tausend Jahren in den Raum vorgestoßen.« Ich schüttelte den Kopf. »Viel Geschichte ist mit den Jahren in Vergessenheit geraten. Und Terra ist die halbe Galaxis entfernt von hier. Als solche Götter verehrt wurden, gab es dort noch keine Raumfahrt.«
»Vielleicht stammt deine Art nicht von der gleichen Welt ab wie die ihre. Aber vielleicht sind sie einmal dort gewesen. Die Rassen der Vorläufer – wie viele solcher Zivilisationen sind entstanden und vergangen?«
»Niemand weiß es, nicht einmal die Zacathaner, deren Wissenschaft das Studium der Geschichte ist. Und heutzutage ist sogar Terra fast eine Legende. Mir ist nie ein Raumfahrer begegnet, der tatsächlich dort gewesen ist oder der eine direkte Abstammung von Terra nachweisen kann.«
»Fabeln, Legenden – in ihrem Kern steckt immer ein Stückchen Wahrheit. Vielleicht läßt sich da …«
Die Sprechanlage über meinem Kopf knackte. Foss gab eine allgemeine Meldung durch. »Wir haben es geschafft. Wir senden außerplanetarisch.«
Aber wer konnte sagen, daß es uns etwas nützen würde? Warten kann sehr ermüdend sein. Wir teilten Wachen ein, und Maelen und ich übernahmen zusammen unseren Dienst. Wir machten unsere Runden in dem Tal, in dem die LYDIS aufgesetzt hatte; jenseits der Talgrenzen gingen wir nicht, so gern wir uns die Katzenmaske auch näher angesehen und nach Anzeichen dafür gesucht hätten, daß vor langer Zeit Menschen oder andere intelligente Wesen hier gewesen waren.
Wir sahen niemanden, hörten nichts; noch fing Maelen irgendwelche Gedankenwellen auf, die darauf schließen ließen, daß dies mehr war als nur ein Stück unwirtliches Land. Dennoch erklärte sie beharrlich, die Gegenwart eines rätselhaften Einflusses zu spüren, und ich glaube, das beunruhigte sie sehr, auch wenn sie es nicht zugab.
Maelen war mir immer ein großes Rätsel gewesen. Anfangs hatte ihre Fremdheit eine Schranke zwischen uns gebildet, die noch stärker geworden war, als sie ihre Macht benutzte, um mir auf die einzig mögliche Weise das Leben zu retten – indem sie den Menschen zum Tier machte. Oder vielmehr, indem sie das, was in Wahrheit Krip Vorlund war, von einem Körper in einen anderen transferierte. Daß der menschliche Körper durch einen unglücklichen Zufall starb, war nicht ihre Schuld gewesen, so schwer mich der Verlust damals auch traf. Sie hatte mir die Benutzung des Körpers eines Barsk geschenkt, und dann hatte sie mir jenen gegeben, den ich jetzt trug.
Jetzt wanderte ich als Thassa einher, obgleich ich nicht als Thassa lebte. Vielleicht war es jene äußere Thassa-Hülle, die mich der Mondsängerin im Geiste näherbrachte.
Drei Hüllen hatte ich in weniger als einem Planetenjahr getragen – Mensch, Tier und Thassa. Und in den Tiefen meines Bewußtseins war stets der Gedanke gegenwärtig, daß jede ein Teil von mir war. Maquad, dessen Körper jetzt mir gehörte, war lange tot. Als Thassa hatte er in der Ausbildung Tierform angenommen und war in dieser Gestalt von einem unwissenden Jäger aus dem Flachland getötet worden. Der tierische Geist war nach einer Weile in seiner menschlictien Hülle wahnsinnig geworden – unfähig, damit umzugehen –, so daß nur noch eine lebende Hülle übrigblieb. Ich hatte niemanden vertrieben, als ich diese Hülle in Besitz nahm.
Aber Maelens Körper war gestorben, und nur weil Vors, eine ihres kleinen Volkes, ihrem Geist einen Wohnsitz angeboten hatte, konnte Maelen überleben. Und die Alten hatten sie verurteilt, für eine Zeit, die nach den Sternen in Yiktors Himmel bestimmt war, als Vors zu leben. Aber wenn diese Zeit um war – wo würde sie einen neuen Körper finden?
Diese Frage beunruhigte mich von Zeit zu Zeit, aber ich bemühte mich, es vor ihr zu verbergen,
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