Verfemte des Alls
da sie selbst nie davon sprach.
Jetzt standen wir zusammen auf dem Hügelkamm am Rand des Tales, und der Wind zerrte an meiner Thermo-Jacke und zerzauste Maelens Fell. Sie starrte in die Richtung, in der unser Flugboot verschwunden war.
»Dort draußen – dort wartet es«, fing ich ihren Gedanken auf.
»Was wartet dort?«
»Ich weiß es nicht, außer, daß es dort liegt, wartet und beobachtet. Ständig. Oder träumt es vielleicht?«
»Träumen?« Diese Wortwahl überraschte mich. Obgleich ich mich mit all meinem Esper-Talent bemühte, jene Ausstrahlung wahrzunehmen, die Maelen so deutlich zu spüren schien, hatte ich sie noch nicht zu erfühlen vermocht.
»Träumen, ja.« Plötzlich drehte sie sich zu mir um. »Krip, als du Jorth, der Barsk, warst, hattest du keine Angst, daß in mancher Hinsicht das Tier in dir stärker werden könnte als der Mensch?«
So erfuhr ich schließlich von ihrer Angst. Ich kniete mich hin, legte meine Arme um den pelzigen Körper und zog ihn an mich. Ich hätte nie gedacht, daß sie für eine solche Furcht anfällig war, da ich wußte, daß der Austausch von Körpern Teil des Thassa-Lebens ist.
»Glaubst du, das könnte dir geschehen?«
Sie war mir sehr nahe, und dennoch verschlossen ihre Gedanken sich mir. Vielleicht bedauerte sie bereits, ihre Schwäche offenbart zu haben.
»Ich weiß es nicht, ich bin nicht mehr sicher.« Das Eingeständnis fiel ihr sehr schwer. »Ich versuche so sehr, Maelen zu sein. Aber wenn ich ganz und gar Vors werde …«
»Dann werde ich mich für uns beide an Maelen erinnern!« Ich bot ihr Trost, so gut ich konnte. Und es war die Wahrheit! Und wenn sie auch zum Tier wurde, ich würde weiterhin die Schönheit der Mondsängerin sehen. »Und dich werde ich es auch nicht vergessen lassen, Maelen, dich auch nicht!«
Mein Funkgerät am Handgelenk summte, und ich schob meinen Fäustling zurück, um dem Kode zu lauschen. Das Glück war uns hold. Unser außerplanetarisches Signal hatte weit eher ein Echo gefunden, als wir es je zu hoffen gewagt hätten. Ein Patrouillenspäher war auf dem Weg zu uns, und wir wurden zur LYDIS zurückgerufen.
Der Späher setzte in der Nacht in einem benachbarten Tal auf. Der Schein der Bremsraketen leuchtete bis zu uns hinüber. Die Besatzung würde erst am Morgen zu uns kommen, aber inzwischen funkten wir ihnen einen vollen Bericht über alles, was seit unserem Start von Thoth geschehen war. Alles – mit Ausnahme unserer Entdeckung der Katzenmaske an der Felswand.
Die Patrouillenmänner hatten ebenfalls Neuigkeiten für uns. Die Rebellion war in Karrum voll ausgebrochen, unterstützt noch durch einen Riß innerhalb der Loyalisten wegen des Priesters Fluch. Priester wandte sich gegen Priester, und als die Solidarität der herrschenden Kaste einmal durchbrochen war, hatten die Rebellen leichtes Spiel. Jene, mit denen wir unseren Vertrag geschlossen hatten, waren jetzt tot. Die Rebellen forderten die Rückkehr des Schatzes. Und es gingen Gerüchte um, daß wir von Anfang an die Absicht gehabt hätten, mit der Beute im Raum zu verschwinden.
Kapitän Foss wollte durch die Patrouille erst in Erfahrung bringen, wie die Dinge auf Ptah standen, bevor er dort mit unserer kostbaren Fracht landete. Hatten die Rebellen auch da Fuß gefaßt, oder herrschten noch die Priester. Unsere Vertragspartner waren tot, und jetzt mußen zunächst die Besitzrechte geklärt werden, bevor wir die Fracht auslieferten. Bis dahin sollten die Schätze in ihrem Versteck bleiben. Eine Kopie der Vertragsbänder sollte der Patrouille übergeben werden.
Lidj machte sich Sorgen um die Bezahlung, die wir erst nach Lieferung der Fracht erhalten sollten. Und in Anbetracht der zu erwartenden Reparaturkosten …
Ich schlug einen Entschädigungsanspruch wegen Sabotage vor. Schließlich konnten wir beweisen, daß es der Kasten und der Priester gewesen waren, die unsere Maschinen beschädigt und die LYDIS zur Notlandung gezwungen hatten.
Wir kamen überein, einen solchen Anspruch aufzusetzen, aber Lidj war nicht sehr optimistisch. Das Sternenrecht war kompliziert, und die Raumanwälte konnten die Angelegenheit über Jahre hinziehen. Bis wir endlich eine Entschädigung erhielten, würde es zu spät sein.
Als am frühen Morgen das Flugboot der Patrouille über den Bergkamm am Rand des Tales erschien, hatten wir unsere Bänder fertig. Das Boot landete neben der LYDIS, und zwei Männer stiegen aus. Statt jedoch sofort zu Foss zu gehen, der am Fuß der herabgelassenen
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