Verfemte des Alls
Muster, das immer deutlicher hervortrat, je länger ich es betrachtete, obgleich es von den Jahren so verwaschen war, daß man es auf den ersten Blick kaum sah.
Krip erkannte nicht, was ich meinte, und ungeduldig zeigte ich es ihm mit meinen Pfoten, so gut ich konnte. »Dort und dort …« Ich folgte den Linien, bis ich sah, daß sich Krips Gesicht erhellte. Aufgeregt zog auch er mit den Händen die Linien nach. »Ja! Es ist zu regelmäßig, um natürlich zu sein.
Aber …« Und jetzt spürte ich Beunruhigung in ihm, als ob etwas an dem Muster nicht in Ordnung war.
Und erst dann, als ich zurücktrat, um die gesamte Felswand überblicken zu können, entdeckte ich, daß es sich nicht um eine abstrakte Zeichnung handelte, wie es sich mir zuerst dargestellt hatte. In Wahrheit war die Zeichnung auf der Felswand ein Gesicht – oder vielmehr eine Maske. Die Maske eines Wesens, das ich nicht kannte.
Aber durch Krips Hirn schoß ein einziges Wort: »Katze!«
Nachdem er das Bild so identifiziert hatte, konnte ich eine gewisse Ähnlichkeit mit dem kleinen Symbol auf der alten Karte des Amen-Re-Systems feststellen. Und doch war es auch wieder ganz anders, eine dreieckige Darstellung, deren Spitze auf den Fuß des Felsens wies. In dem breiten Bereich bildeten zwei tiefe Einschnitte die Augen und etwas weiter darunter eine Höhlung den Mund. Es sah aus, als hätte das Geschöpf einen halboffenen Mund.
Diese Höhlung interessierte mich sofort, und ich lief hin, um sie zu erforschen, denn ich war überzeugt, daß ein so mühevoll geschaffenes Gebilde einen Zweck hatte.
Die Höhle war flach, und ein Mensch hätte sich bücken müssen, um hineinzugelangen, und nicht einmal zweimal so breit wie die Länge meines Glassia-Körpers. Ich tastete mit meinen Pfoten umher, denn es war zu dunkel, um etwas zu sehen. Ich berührte eine glatte Oberfläche, fand dann Furchen, denen ich mit meinen Klauen folgte, und war schließlich sicher, daß es sich um eine Anzahl von behauenen Felsblöcken handelte, die sorgsam eingefügt worden waren.
Als ich Krip meine Entdeckung mitteilte, war ich bereits überzeugt, daß wir einen bedeutenden Fund gemacht hatten. Obgleich man auf Sekhmet noch nie Schätze vermutet hatte – vielleicht war der Planet auch nie gründlich durchsucht worden –, konnten wir sehr wohl ein solches Versteck entdeckt haben. Allerdings hatten wir nicht die Zeit, dies zu beweisen.
Ich versuchte, meine Klauen zwischen die Steine zu haken, um zu sehen, ob sie sich bewegen ließen, aber vergeblich. Als ich zu Krip zurückkehrte, erstattete dieser bereits über Sprechfunk Bericht. Obgleich Kapitän Foss Interesse für unseren Fund zeigte, drängte er doch darauf, daß wir unsere ursprüngliehe Aufgabe erfüllten und ein geeignetes Versteck für die Fracht ausfindig machten.
Wir fanden schließlich ein gutes Stück jenseits des Tales im Nordwesten einen Felsspalt, der sich nach innen zu einer Höhle weitete, und da wir bisher nichts Besseres entdeckt hatten, wählten wir diesen Platz.
Den restlichen Tag verbrachten wir mit der Überwachung der Roboter, die die Fracht dorthin transportierten, ohne daß sichtbare Spuren auf dem Weg entstanden. Anschließend wurde die Felsspalte mit Felsbrocken fest verschlossen, so daß der Eingang leicht übersehen werden konnte, wenn man nicht besonders danach suchte. Dann wurden die Steine mit dem Flammenwerfer zu einem dichten Korken zusammengeschweißt, so daß es viel Zeit und Mühe kosten würde, den Eingang mit Gewalt zu öffnen.
Nach einer letzten Inspektion von Lidj waren sie dann bereit, sich unseren Fund anzusehen, und wir führten sie zu der Felswand. Im Licht der Stablampen war es weit schwieriger, die Zeichnung zu erkennen, und Lidj konnte sie zunächst nicht ausmachen. Erst, als er in die Mundhöhlung kroch und die innere Wand von behauenen Steinblöcken sah, war er überzeugt, daß unser Fund nicht nur eine Einbildung war.
»Nicht schlecht«, gab er zu. »Aber wohin das führt, kann niemand voraussagen. Jedenfalls können wir das jetzt nicht nachprüfen. Aber wer weiß, vielleicht später …«
Ich wußte jedoch, daß er unter seiner äußeren Ruhe aufgeregt war. Dies konnte sich als ein Fund erweisen, der dem Schiff den gesamten verlorengegangenen Profit dieser Reise ersetzen mochte – und vielleicht sogar noch mehr.
5
Krip Vorlund
Was uns alle am meisten beschäftigte, war das Verschwinden des Flugbootes – wenn nicht vom Himmel von Sekhmet, so doch von
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