Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verfemte des Alls

Verfemte des Alls

Titel: Verfemte des Alls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Norton
Vom Netzwerk:
galt im Augenblick jedoch allein Maelen. War sie hierhergekommen und verbarg sie sich jetzt irgendwo zwischen diesen Felsen, so wie wir? Wie sollte ich sie finden?
    Ich beschloß, es zu wagen und einen zaghaften Versuch mit Gedankensuche zu machen – bereit, sofort zurückzuweichen, sobald ich auch nur am Rande eine tödliche fremde Sendung streifte. Aber diesmal begegnete ich keinem Hindernis. Ich faßte Mut, ließ vor meinem inneren Auge das Bild Maelens entstehen und begann nun ernsthaft meine Suche.
    Ich begegnete nicht einmal dem verräterischen Signal einer Gedankensperre. Sie war nicht auf den Höhen, wo wir uns befanden. Unten im Tal vielleicht, in der Nähe des Verstecks? Sehr vorsichtig begann ich unten zu forschen, immer in der Furcht, wieder einer Reaktion wie zuvor zu begegnen. Wer weiß, vielleicht hatten sie dort noch einen zweiten Schläfer.
    Ich stieß auf gar nichts, und das allein war bereits ein Schock. Denn alle drei, die ich dort unten sehen konnte, wie sie miteinander sprachen, reagierten überhaupt nicht. Sie waren mittels einer vollständigen Gedankensperre gegen jeden Sondierstrahl abgeschirmt. Vielleicht war der Schläfer der Grund dafür – weil sie es nur so wagen konnten, ihn zu benutzen? Jedenfalls konnte ich von ihnen nichts erfahren. Und von Maelen kam auch keine Antwort aus dem Tal.
    Nun begann ich meine Suche auszudehnen, zunächst nach Süden, jenen Weg entlang, den wir gekommen waren, als wir das Versteck ausfindig machten. Und während mein Suchstrahl weiter und weiter kroch, fing ich plötzlich die schwache Spur einer Antwort auf!
    »Wo – wo?« fragte ich mit aller Kraft.
    »… Hier …« Sehr schwach, sehr weit fort. »Hilfe … hier …«
    Die Dringlichkeit ihrer Bitte war unverkennbar. Aber die Schwäche ihrer Sendung war sogar ein noch größerer Ansporn, ihr zu Hilfe zu eilen. Und ich bezweifelte keinen Augenblick, daß Maelen sich in einer schlimmen Lage befand. Es war mir auch klar, daß ich mich jetzt entscheiden mußte. Wir waren wegen der Fracht hergekommen, für die wir verantwortlich waren. Wir waren acht Mäner gegen eine unbekannte Anzahl von Gegnern.
    Und da war Maelen, allein, die um Hilfe rief.
    Vielleicht wurde mein Entschluß zum Teil von meinem Thassa-Körper diktiert – jedenfalls konnte ich ihrem Ruf nicht widerstehen. Andererseits gestattete mir das Ich Krip Vorlunds nicht, fortzugehen, ohne den Meinen zu sagen, daß ich es tun mußte.
    Lidj war mir am nächsten. Ich kroch zu ihm, bis ich ihm die Hand auf die Schulter legen konnte. Er fuhr bei meiner Berührung zusammen und drehte sich zu mir um. Es war inzwischen schon etwas heller geworden, und wir konnten einander deutlich sehen. »Maelen ist in Not. Sie braucht Hilfe und ruft nach mir«, flüsterte ich ihm zu.
    Er sagte nichts, und sein Gesicht blieb ausdruckslos. Ich weiß nicht, was ich erwartete, aber es fiel mir schwer, seinem langen, ruhigen Blick standzuhalten. Er blieb stumm, und dann wandte er sich ab und blickte hinunter ins Tal. Mir war so kalt, als stünde ich nackt im rauhen Wind.
    Ich wandte mich um und kroch davon, nicht nur von Lidj fort, sondern fort von allen meinen Kameraden, die längs des Felskamms kauerten und auf Harkons Signal zum Angriff warteten, falls er sich für einen Angriff entscheiden sollte.
    Jetzt mußte ich meine Gedanken abkehren von jenen von der LYDIS. Ich mußte mich allein auf den dünnen Faden konzentrieren, der mich mit Maelen verband, so dünn, so schwach, daß ich fürchtete, er könnte durchtrennt werden.
    Mein Leitfaden führte mich die Felsen hinunter, und bald erkannte ich, daß ich auf dem Weg zu dem Katzenfelsen war. Als ich dann vor der uralten in Stein gehauenen Maske stand, erkannte ich im Morgenlicht nur die Öffnung des Mauls. Und hierhin hatte mich Maelens verzweifelter Ruf geführt. Ich kroch auf dem Bauch in die niedrige Höhle hinein und erwartete, sie in den Schatten liegen zu sehen. Aber die Höhle war leer! Und ihr Ruf drang weiter zu mir – von jenseits der Mauer!
    Ich schlug mit beiden Händen gegen die Steinblöcke, überzeugt, daß es eine Geheimtür geben mußte, oder daß der eine oder andere Stein herausfallen oder sich drehen würde, um eine Öffnung freizulegen. Wie sollte Maelen sonst dorthin gekommen sein? Aber die Blöcke waren fest aneinandergefügt.
    Ich rief wieder nach Maelen. »Krip … hilf mir… hilf …« Die Antwort kam schwach und von weit fort, und die Angst, die mich erfüllt hatte, seit ich ihren ersten

Weitere Kostenlose Bücher